
Nach dem Auslandsaufenthalt Wenn der Erasmus-Blues zuschlägt
Neue Leute, andere Sprachen, unbekannte Uni: Ein Auslandsaufenthalt ist aufregend und spannend. Aber was kommt danach?
Mehrere Hundert Studierende gehen jedes Semester von der RUB aus in die Welt und erleben für ein paar Monate das Leben in einem anderen Land. Das ist Abenteuer pur. Doch was passiert eigentlich, wenn der Auslandsaufenthalt vorbei ist?
Philip Raillon studiert Jura. Er war 2016 mit Erasmus für vier Monate in Warschau. „Ich habe mein Leben dort genossen“, sagt Raillon. Der Alltag, den er aus Bochum kennt, habe in Warschau gar nicht existiert. „Ich hatte dort nur Uni und Freizeit. Ich musste weder jobben noch anderen Verpflichtungen nachkommen.“
Stattdessen hat Raillon viel Zeit mit anderen Erasmus-Studierenden aus Spanien, Italien, der Ukraine und den USA verbracht. „Wie in einer Erasmus-Seifenblase schwebt man dann durch die Zeit. Das ist etwas Besonderes“, so der Student.
Zurück in Deutschland
Doch zurück in Deutschland ist diese Seifenblase geplatzt. Bürokrams und Nebenjob sind wieder Alltag gewesen. Philip Raillon hat sich unmotiviert gefühlt. Und irgendwie habe etwas gefehlt. „Das war ein komisches Gefühl. Ich habe es scherzhaft Post-Erasmus-Depression genannt“, sagt er.
Am Tag nach seiner Rückkehr aus Warschau hat er in Bochum eine Erasmus-Party besucht. Nur um ein bisschen das Gefühl aufrechtzuerhalten. „Doch die Zeit mit Erasmus ist vorbei. Die Partys sind eine Möglichkeit, ein wenig in dieser Erasmus-Blase zu bleiben. Schließlich gilt: einmal Erasmus, immer Erasmus“, sagt Raillon. Doch das schlechte Gefühl war nicht sofort weg.
Ich habe gar nicht zugelassen anzukommen.
Philip Raillon
Der Jurastudent hat es weiter mit Ablenkung versucht, den Erasmus-Blues zu besiegen: ein Trip nach England und ein Praktikum in Karlsruhe. Er fasst zusammen: „Ich habe gar nicht zugelassen, anzukommen. Vielleicht war das falsch.“
Übers Internet hat er den Kontakt zu den anderen Austauschstudenten halten wollen. Das war allerdings auch schwierig: „Jeder ist wieder mit dem Alltag in der Heimat beschäftigt und hat weniger Zeit.“ Nur mit einigen Wenigen schreibe er weiterhin.
Philip Raillon hat sein Motivationsloch überwunden, zum Beispiel indem er schon seine nächsten Auslandstrips plant. Trotzdem wurde er überrascht – vom Erasmus-Blues.