Die Studenten Samy Tong, Mike Lissowski und Timo Fischer (von links) nach ihrer Präsentation. © RUB, Marquard

Wettbewerb Studierende entwerfen Flughafentower

Ein Gebäudekonzept für einen Flughafen entwickeln. Und das auf Englisch. Masterstudierende haben sich dieser Aufgabe gestellt.

Im Seminarraum in ID ist es ruhig. Nur ein leises Tuscheln ist zu hören. Nervös zupfen einige Studierende an ihren Hemden. Sie studieren an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften und warten gerade darauf, dass ihre Veranstaltung losgeht. Heute wird ihre Dozentin Karin Schmidt allerdings nicht mit einem gewöhnlichen Seminar beginnen. Die Studierenden sind dran und sollen präsentieren, was sie im letzten Semester im Masterkurs „Technical English“ erarbeitet haben: einen Entwurf für einen Tower auf dem Flughafen Frankfurt-Egelsbach.

„Ich habe nicht geschlafen“, sagt Mike Lissowski. Dabei muss seine Konzentration heute am längsten halten. Er und seine Kommilitonen Timo Fischer und Samy Tong sind Gruppe neun, die letzte Gruppe, die ihren Towerentwurf vorstellt. „Wir sind aufgeregt, vor einer hochkarätigen Jury zu sprechen. Und dann auch noch auf Englisch“, sagt Tong. Was die anderen Gruppen vorbereitet haben, wissen sie nicht. Das erhöht den Aufregungsfaktor.

Das Projekt ist eine sehr gute Gelegenheit, Theorie und Praxis zu verknüpfen.


Heinrich Bökamp

In der ersten Reihe vor der Leinwand sitzt die Jury, die die Ideen und Präsentationen der insgesamt 31 Studierenden bewertet. Mit dabei ist der Präsident der Ingenieurkammer Bau Nordrhein-Westfalen Dr. Heinrich Bökamp. „Das Projekt ist eine sehr gute Gelegenheit, Theorie und Praxis zu verknüpfen“, sagt er in seinen Begrüßungsworten.

Unter anderem sitzt auch Simon Bock-Janning, Technischer Direktor des Flughafens Frankfurt-Egelsbach, am Tisch in der ersten Reihe. Er wird am Ende der Präsentationen zusammen mit den anderen Jurymitgliedern entscheiden, welche Gruppe die beste Idee, am besten vorgetragen und das fachliche Englisch am besten angewendet hat.

Von funktionalen Entwürfen bis hin zu nachhaltigen Ideen

Um kurz nach 10 Uhr beginnen die Präsentationen. Etwa zehn Minuten hat jede Gruppe, um zu überzeugen. Skizzen, Baustoffe und 3D-Modelle werden auf der Leinwand präsentiert und erläutert. Von Gebäuden mit einer Fassade komplett aus Glas bis hin zu sehr funktionalen Entwürfen sind viele verschiedene Ideen dabei. Gruppe fünf hat zum Beispiel einen energetisch nachhaltigen Flughafentower entworfen: Mit einem mit Pflanzen begrünten Dach, das für bessere Luft und Gebäudedämmung sorgt, sowie einer Photovoltaikanlage.

Die Qual der Wahl: Dirk Sadlowski (links) und Simon Bock-Janning in der Jurysitzung. © RUB, Marquard

11.45 Uhr. Gruppe neun ist dran. Endlich. Bis zum letzten Vortrag sind alle im Raum aufmerksam. Die drei Studenten Tong, Fischer und Lissowski reihen sich vor der Jury auf und stellen ihren Entwurf vor. Nach ihrer Idee soll der neue Flughafentower einfach sein und trotzdem ein echter Hingucker werden. Ihr Computermodell des Gebäudes erinnert an eine dreistöckige Torte. Es ist allerdings eckig, und die zweite Etage liegt leicht versetzt auf der ersten. Einen Loungebereich für die Fluggäste, eine Flugschule und den Arbeitsbereich für die Fluglotsen im Tower haben sie wie vorgegeben untergebracht. Zum Schluss klopfen Jury und Kommilitonen auf die Tische. Geschafft.

Auch wenn wir nicht gewinnen, wir haben mit dem Projekt sehr viel gelernt.


Timo Fischer

Danach verlassen alle Studierende den Raum und warten, bis die Jury ihr Urteil gefällt hat. „Die Konkurrenz ist hart“, sagt Tong. „Die Präsentationen der anderen sahen teilweise aus, als wären die schon von einem professionellen Architekturbüro gemacht worden“, ergänzt er beeindruckt von der Leistung seiner Kommilitonen. „Auch wenn wir nicht gewinnen, wir haben mit dem Projekt sehr viel gelernt: englische Fachbegriffe, Präsentationstechniken und neue Softwarekenntnisse“, sagt Fischer.

Nach einer Dreiviertelstunde steht die Entscheidung fest. Für die Studenten aus Gruppe neun gibt es leider keinen Preis. Gruppe acht landet auf dem ersten Platz. Die Teammitglieder Ebru Özcelik, Tamer Aydin, Segvan Hasan, Maximilian Claus, Chehyan Hasan und Andaloussi Abderrahim erhalten somit gemeinsam 500 Euro Preisgeld. Ob ihr Gewinnerentwurf wirklich umgesetzt wird, steht nicht fest. Er könnte aber eine Idee für ein mögliches Bauprojekt liefern, so der Flughafenbetreiber Bock-Janning.

Die Studentinnen und Studenten der Projektgruppe Nummer acht freuen sich über ihren Gewinn. © RUB, Marquard

Unter anderem erhält Gruppe fünf mit ihrem nachhaltigen Konzept einen Sonderpreis. Die Teammitglieder Luisa Eichner und Jonas Keuler bekommen einen Gutschein für einen Flugsimulator. Es werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 1.100 Euro an die besten Ideen verteilt. Die Preisgelder spenden Peter Nikolaus Fries von der Firma Alto und Dirk Sadlowski von PS Automobile. Bock-Janning spendiert den Simulatorgutschein.

„Ich bin beeindruckt von den vielfältigen Ergebnissen“, sagt er. „Es ist auch ein Stück weit eine soziale Aufgabe von Unternehmen, an der Ausbildung junger Menschen teilzuhaben. Ich nutze den Austausch daher sehr gerne“, erklärt er seine Juryarbeit.

Die Studierenden gehen zufrieden aus dem Seminarraum. Sie alle haben heute etwas gewonnen. Und wenn es kein Preis war, dann reichlich praktische Erfahrung.

Zum Projekt

Karin Schmidt, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, verbindet ihr Seminar „Technical English“ bereits zum zweiten Mal mit einem Praxiswettbewerb. Im Wintersemester 2016/2017 entwickelten die Studierenden Ideen für einen Flugzeughangar.

Unveröffentlicht

Von

Katharina Gregor

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