Serie Spitzensport und Studium
Im Gegensatz zum Dribbeln ist das Passen beim Korfball erlaubt. © RUB, Marquard

Korfball Wenn sie und er zusammenspielen müssen

Die Marketingstudentin Ina Heinzel betreibt eine Sportart, die ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal aufweist.

Vielleicht ist es relativ einfach, in einer Sportart wie Korfball Nationalspielerin zu werden, vor allem im Vergleich zu Fußball oder Volleyball. Aber Vize-Europameisterin zu werden, stellt überall eine große Leistung dar. Ina Heinzel hat genau das geschafft: Bei der Korfball-EM Ende Oktober 2018 in den Niederlanden kam die Marketingstudentin mit der deutschen Nationalmannschaft bis ins Finale und unterlag erst dort den Gastgebern.

„Die Niederlande sind im Korfball das Maß aller Dinge, im Gegensatz zu Deutschland wird es dort professionell betrieben“, erklärt Heinzel. In den Niederlanden wurde der Sport Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden: von einem Sportlehrer, der händeringend eine Sportart suchte, in der Mädchen und Jungen gleichberechtigt zusammen spielen können. Als er diese nicht fand, entwickelte er Korfball, auf Deutsch „Korbball“.

Wussten Sie schon, dass …
  • der Korb beim Korfball kein Brett hat,
  • der Korb in der Mitte des Spielfeldes steht,
  • Korfball unter dem Dach des Deutschen Turnerbundes organisiert ist?

Alles Weitere zu dieser Sportart erfahren Sie bei diesem Verband.

„Heute noch ist Korfball der einzige Sport, wo Frauen und Männer zusammenspielen müssen und das in gleicher Anzahl“, so Heinzel. Ihre Karriere als Korfballspielerin begann – mit ihrer Geburt. „Tatsächlich war ich ab diesem Zeitpunkt Mitglied in unserem Verein“, sagt die 24-Jährige. „Meine Mutter spielte Korfball, mein Onkel und noch einige mehr aus der Familie. Ich habe dann auch damit angefangen und habe nie einen anderen Sport ausprobiert. Das habe ich auch nie bereut.“

Castrop-Rauxel als Hochburg

Ina Heinzels Heimat ist Castrop-Rauxel, eine der deutschen Korfballhochburgen, und der Verein ihrer Familie ist der dortige Schweriner Korfball-Club, gegründet 1967. Bis 2017 spielte auch Heinzel dort, dann wechselte sie zur SG Pegasus nach Bergisch-Gladbach. „Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren“, erklärt sie, um gleich anschließend nachzuschieben: „Und mein Freund spielt dort. Wir haben uns beim Korfball kennengelernt“.

Doch dieser Wechsel war kein echter Abschied. „Für meinen alten Verein mache ich noch immer die Pressearbeit, und ich wohne auch weiterhin in Castrop-Rauxel“, sagt Heinzel. Und natürlich spielt sie regelmäßig mit ihrem neuen gegen den alten Verein. Beide Vereine sind in der Regionalliga beheimatet, der höchsten deutschen Spielklasse.

Auch als Korfballspielerin kann Ina Heinzel Studium und Sport gut miteinander verknüpfen. © RUB, Marquard

Darum sucht der Bundestrainer – übrigens ein Niederländer – in den sieben dort vertretenen Vereinen regelmäßig nach Nationalspielerinnen und -spielern. Und fand Ina Heinzel. Er nominierte sie unter anderem für die Weltmeisterschaft 2015, die Europameisterschaft 2016 und die Europameisterschaft 2018. „Nur für die World Games 2017 in Breslau war ich nicht nominiert“, sagt die Studentin ohne jeglichen Groll. Sie fuhr dennoch mit nach Polen – und kümmerte sich um die Pressearbeit für das deutsche Team.

Pressearbeit für den alten Verein, für den neuen Verein, für die Nationalmannschaft, Vereinsspielerin, Nationalspielerin, dazu Nachwuchstrainerin und ohnehin in eine Korfball-begeisterte Familie hineingeboren – Ina Heinzel lebt ihren Sport.

Andererseits ist sie auch eine erfolgreiche Studentin. Den Bachelor in Management and Economics hat sie bereits erworben, 2019 soll der Master in Management folgen. Schwerpunkt ist Marketing. Zurzeit sucht sie nach einem Thema für die Masterarbeit. Ihr Traum für den späteren Beruf: „Marketing, Werbung, Pressearbeit – gern in Verbindung mit meinem Sport, falls das möglich ist.“

Obwohl sie definitiv eine Spitzensportlerin ist, wird sie in der aktuellen Liste des Hochschulsports nicht geführt. „Ich habe das nicht angegeben, als ich mich eingeschrieben habe“, erklärt sie. Ina Heinzel hat ohnehin erfahren, dass die RUB auf allen Ebenen eine Partnerhochschule des Spitzensports ist. „Während der EM 2016 hätte ich eigentlich den ersten Entwurf meiner Bachelorarbeit präsentieren müssen. Es war kein Problem, das zu verschieben. Der Marketing-Lehrstuhl unterstützt meine sportlichen Aktivitäten.“

Veröffentlicht

Mittwoch
21. November 2018
16:42 Uhr

Von

Arne Dessaul

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