Mit dem Smartphone haben die Studierenden Filme gedreht, um einen Sparchaustausch der Tandems zu ermöglichen.
© RUB, Marquard

YouTube-Projekt Virtueller Austausch: Ein Privileg unserer Zeit

Da ein Besuch vor Ort nicht stattfinden kann, produzieren Studierende der RUB und der Universität Kiew Videos und bringen die Tandems ins Netz.

Zum Studium gehört für viele Studierende eigentlich auch ein Aufenthalt im Ausland. Eigentlich – aber derzeit ist das Reisen kaum möglich. Das mussten auch Studierende der Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew erfahren, die 2020 eigentlich zur Vertiefung ihrer Sprachkenntnisse an einem Institutsaustauschprogramm teilnehmen wollten. Aneela Ahmad, die an der RUB Germanistik und Anglistik studiert, hat gemeinsam mit anderen RUB-Studierenden zumindest einen virtuellen Austausch ermöglicht.

Wichtig für die Sprachpraxis

Studierende der RUB und der Universität Kiew haben sich zu Tandems zusammengefunden, um dann einen virtuellen Sprachaustausch zu machen. „Wir haben zunächst Steckbriefe ausgetauscht, Mails geschrieben, WhatsApp-Gruppen gebildet und uns auf sozialen Medien verknüpft“, erklärt die Masterstudentin die virtuellen Tandems. So sind schließlich YouTube-Videos mit digitalen Stadtführungen entstanden.

Persönliche Bereicherung

Ahmad spricht selbst mehrere Fremdsprachen fließend und weiß daher, wie wichtig die Sprachpraxis für das Lernen und Verfestigen von Sprachkenntnissen ist. Sie konnte vor der Pandemie noch Praktika in London machen. Diese Erfahrungen waren der Antrieb für Ahmad, sich am virtuellen Tandem zu beteiligen. „Ich war sofort motiviert, Studentinnen und Studenten in der Ukraine bei ihrem Vorhaben, die deutsche Sprache zu festigen, zu unterstützen. Außerdem denke ich, dass wir im digitalen Zeitalter solche Möglichkeiten viel mehr nutzen und uns besser vernetzen sollten, um unsere Horizonte zu erweitern und andere Lebenswelten, Kulturen und Menschen kennenzulernen“, sagt die Masterstudentin.

Auch persönlich war diese Erfahrung für die RUB-Studentin eine Bereicherung: „Ich konnte beispielsweise meine Russischkenntnisse aus der Schulzeit auffrischen und noch mehr über Sprachvarietäten des Kyrillischen erfahren.“

Aneela Ahmad konnte vor der Pandemie noch Praktika in London machen. Sie weiß, wie wichtig das ist, um eine Sprache zu lernen.
© Privat

Herausfordernde Voraussetzungen

Allerdings war die Umsetzung der virtuellen Tandems mit Videos nicht immer ohne Schwierigkeiten möglich. Denn die technischen Voraussetzungen sind in Deutschland und der Ukraine nicht immer gleich. „Neben mangelnder Ausstattung ist es teils sogar an einer Internetverbindung gescheitert. Viele ukrainische Studierende reisen in den Ferien zu ihren Familien, die weiter weg oder teilweise sehr abgelegen wohnen. Hinzu kam die erschwerte Situation durch die Pandemie, die auch in der Ukraine einen Lockdown erforderte“, erklärt Ahmad.

Vor die Tür gehen, durch die Stadt ziehen und dabei ein Video drehen – vermeintlich banale Dinge können in einer Pandemie zur Herausforderung werden. „Dennoch waren die Studenten und Studentinnen sehr ehrgeizig und haben tolle Endprodukte geschaffen. Wir haben auf Wunsch vorab die Filmideen gegengelesen. Später hat ein Team an unserem Lehrstuhl die Filme für YouTube vorbereitet.“, beschreibt Ahmad den Ablauf. Das Ergebnis sind virtuelle Führungen durch Kiew oder durch andere Regionen der Ukraine. Die Studierenden erzählen dabei beispielsweise etwas über die Geschichte der Orte.

Digitale Möglichkeiten nutzen

Die RUB-Studentin zieht eine sehr positive Bilanz des virtuellen Tandems: „Ich habe in meinem privaten Umfeld oft von diesem Projekt erzählt und immer das Feedback bekommen, wie faszinierend es ist, dass so etwas möglich ist. Aber eigentlich ist das ein Privileg unseres Zeitalters, was wir ganz einfach nutzen können. Jeder kann uns nacheifern und sich problemlos Tandempartner aus aller Welt suchen.“

Positive Bilanz

Möglich wurde das Videoprojekt durch die Umwidmung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), der Fördergeber der Germanistischen Institutspartnerschaft ist. Mit diesen Mitteln konnten die Videos produziert werden.

Aneela Ahmad würde sich wünschen, dass solche Projekte auch zukünftig an der RUB möglich sind. „Die Studierenden aus der Ukraine legen eine solche Disziplin und Ehrgeiz an den Tag und das unter teils erschwerten Bedingungen. Sie sprechen die deutsche Sprache auf einem sehr hohen Niveau und ich denke, darauf können sie sehr stolz sein. Ich freue mich darauf, nach der Pandemie möglichst viele von ihnen auch mal persönlich zu treffen“, sagt Ahmad. Bis es wieder möglich ist zu reisen, bleiben die Videos eine gute Alternative.

Der YouTube-Kanal des Tandems ist ab Anfang Februar online. Mehr zum Projekt gibt es auf der Seite des Instituts.

Institutspartnerschaft

Die Germanistische Institutspartnerschaft besteht seit dem Wintersemester 2017/2018 und wird durch den DAAD gefördert. Partner sind dabei die Nationale Taras-Schewtschenko-Universität Kyiv und die RUB.

Ziel der Partnerschaft ist es, das Deutschlernen und -lehren weiterzuentwickeln. Das gilt für Forschung, Lehre, Studium und Fortbildungen. Ein nachhaltiger Austausch soll dabei auch durch Forschungstandems erzielt werden.

Mehr zu den Zielen und weitere Informationen zur Institutspartnerschaft gibt es auf der Seite des Instituts. Projektleiter ist Prof. Dr. Björn Rothstein.

Veröffentlicht

Dienstag
09. Februar 2021
09:12 Uhr

Von

Katrin Heyer

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