Start-up
Gründen mit Geschmack und Mission
Zwei Studierende bringen ein traditionelles westafrikanisches Getränk auf den Markt. Mit dem Erlös verfolgen sie einen Traum in Togo.
Ein fruchtig-erfrischender Geschmack von Hibiskus, eine angenehm säuerliche Zitronennote und ein Hauch von Muskatnuss, so beschreibt Marya Kapenda, Management and Economics-Studentin an der Ruhr-Universität Bochum, den Geschmack von Bissap. Das aus den getrockneten Blüten der Hibiskuspflanze hergestellte Erfrischungsgetränk ist in vielen westafrikanischen Ländern weit verbreitet, in Deutschland jedoch weitgehend unbekannt. „Hibiskus ist ein echtes Superfood“, sagt Kapenda. „Er ist reich an Antioxidantien und enthält viel Eisen und Vitamin C.“
Kennengelernt hat Marya Kapenda das Getränk durch ihren Freund, Ben Aziabou. Gemeinsam gründeten sie anschließend das Start-up afro drinks by bam GmbH. Der Informatik-Student an der TU Dortmund kennt Bissap noch aus seiner Kindheit. Damals hat seine Mutter das Getränk selbst in ihrer Küche zubereitet. „Ich lebe schon sehr lange in Deutschland und habe Bissap daher schon lange nicht mehr getrunken“, sagt Ben Aziabou. Im Frühjahr 2022 erinnert er sich an das Getränk, kann es in Deutschland aber in keinem Supermarkt finden. „Afrikanische Getränke fehlten komplett auf dem deutschen Markt.“ Kurzerhand entwickelte er sein eigenes Bissap-Rezept. Als Marya Kapenda das fertige Getränk zum ersten Mal probiert, ist sie überzeugt: Mehr Menschen müssen Bissap kennenlernen.
Erste Schritte auf dem Weihnachtsmarkt
Noch im selben Jahr ergibt sich die erste Gelegenheit zu testen, ob den Menschen das Getränk schmeckt. Auf einem Kölner Weihnachtsmarkt bieten die Gründer ihre ersten hundert Flaschen an. „Den ganzen Tag standen wir in unsere Küche, um genug Bissap zuzubereiten“, erzählt Ben Aziabou. Auch das Logo hat Marya Kapenda zu diesem Zeitpunkt bereits entworfen. Das Feedback: überwältigend.
Gleich am ersten Tag wurden alle hundert Flaschen verkauft. „Viele Menschen kannten Bissap von eigenen Afrika-Reisen oder haben die Flaschen als Geschenk gekauft“, erzählt Marya Kapenda. Ben Aziabou ergänzt: „Wir hatten Sorge, dass die Menschen voreingenommen auf ein afrikanisches Getränk reagieren könnten, aber bisher schmeckt es jedem.“ Gerade weil afrikanische Produkte in Deutschland oft unterrepräsentiert oder mit Stereotypen behaftet seien, wollen die beiden mit ihrem Start-up ein positives Bild der afrikanischen Kultur vermitteln.
Für ein Jugendhaus in Togo
Etwa zur selben Zeit entsteht ein weiterer Traum, den sich die beiden Gründer mit dem Verkauf der Getränke erfüllen wollen. Auf einer Reise nach Togo stellen sie fest, dass es dort kaum Orte für Kinder und Jugendliche gibt, an dem sie sich treffen und austauschen können. Mit den Einnahmen ihres Start-ups wollen sie ein Jugendhaus in Togo errichten. „Die Idee kam uns auch, weil wir in Dortmund mehrere Jahre lang ein Kinder- und Jugendprogramm mitorganisiert haben“, erzählt Marya Kapenda. „Wir wissen, wie wichtig solche Räume für Entwicklung und Austausch sind.“
Unterstützung durch die WORLDFACFACTORY
Nach dem ersten Erfolg wollten beide weitermachen und ein Business aus ihrem Bissap machen. Dabei war die Ruhr-Universität Bochum ihre erste Anlaufstelle. „Die WORLDFACTORY, das zentrale Start-up-Center der RUB, ist mir dabei gleich ins Auge gefallen“, sagt Marya Kapenda. Hier fanden die beiden Gründer nicht nur professionelle Gründungsberatung, sondern auch erste Kontakte in die Gründungsszene. Ein Jahr arbeiteten sie an ihrer Idee, bis sie schließlich die afro drinks by bam GmbH gründeten. „Wie zeitaufwendig eine Gründung ist, haben wir am Anfang unterschätzt“, Marya Kapenda. „Unser Leben dreht sich sehr viel um den Aufbau unseres Start-ups.“
Weitere Getränke geplant
Fragt man die Gründer, dann ist Bissap erst der Anfang. In den kommenden Jahren sollen weitere Erfrischungsgetränke aus Afrika ihren Weg auf den deutschen Markt finden. Zunächst sollen Bio-Supermärkte und Feinkostläden als Vertriebspartner gewonnen werden. Mit rund 1,50 Euro netto pro Flasche sei der Preis für ihr Bissap aktuell noch etwas zu hoch für Supermärkte „Das liegt an der kleinen Produktionsmenge“, so Ben Aziabou. „Aber wir wollen die Stückzahlen erhöhen.“
Drei Tipps für Gründungsinteressierte
Zum Schluss hat Marya Kapenda noch drei Ratschläge für alle, die selbst gründen wollen:
- Keine Angst haben: „Wenn andere es schaffen, ein Unternehmen zu gründen, dann könnt ihr das auch.“
- Sich selbst treu bleiben: „Macht die Dinge so, wie ihr sie für richtig haltet. Auch wenn es mal nicht klappt, könnt ihr so hinter euren Entscheidungen stehen.“
- Selbstvertrauen haben: „Vertraut euren Entscheidungen und Gedankengängen.“
Lust zu gründen?