Sommerschule Deutsch als Zweitsprache vermitteln lernen
RUB-Studierende unterstützen beim Berufsfeldpraktikum neu zugewanderte Kinder dabei, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
Die Sommerschule Deutsch als Zweitsprache des Arbeitsbereichs Sprachbildung und Mehrsprachigkeit startet vom 26. Juli bis 13. August 2021. Studierende unterstützen neu zugewanderte Kinder und Jugendliche aus sechs Bochumer Schulen dabei, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern oder weiterzuentwickeln. Die Sommerschule ist so konzipiert, dass sie – immer an die Pandemielage angepasst – digital oder unter geltenden Auflagen in Präsenz stattfinden kann.
34 Studierende der RUB unterrichten die Schülerinnen und Schüler in der „Sommerschule DaZ“. Sollte Präsenzunterricht möglich sein, bilden je zwei oder drei der Studierenden mit sechs bis acht Schülerinnen und Schülern ein festes Lehr-Lerntandem, um gemeinsam vor Ort zu arbeiten. Zu den Studierenden gehören auch Céline Markmann, Kristin Müller-Ngangoua, Lisa Köhne und Tine Gerling. Céline Markmann studiert Germanistik und Erziehungswissenschaft und ist begeistert: „Es ist eine tolle Erfahrung, mit den Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten, die noch nicht gut Deutsch sprechen oder unser Alphabet nicht kennen. Es macht mir sehr viel Spaß und es ist auch eine sehr gute Vorbereitung für den späteren Beruf, denn ich möchte gern mit Geflüchteten arbeiten.“
Die Vorbereitungen
Die Studierenden haben in mehreren Blockseminaren die Vorbereitung der Sommerschule durchgeführt. „Zunächst haben wir Sprachstandserhebungen mit den Kindern gemacht, damit später die Gruppen für die Sommerschule eingeteilt werden und alle innerhalb einer Gruppe auf einem ähnlichen Sprachniveau sind“, erklärt Markmann. Vorbereitet wurden die Studierenden auch darauf, unterschiedliche Aufgabenstellungen gezielt zum Sprachenlehren einzusetzen, auf den Umgang mit traumatisierten Kindern durch eine Traumatherapeutin und es gab Hintergrundinformationen aus dem Bereich Recht.
Wiedereinstieg in den Schulalltag erleichtern
In der dreiwöchigen Sommerschule werden die Studierenden dann Kleingruppen von Schülerinnen und Schülern an fünf Tagen der Woche unterrichten. „Jede Woche hat ein Oberthema, an dem wir uns orientieren für die Unterrichtsgestaltung. Es gibt aber am Ende keinen Test oder so etwas. Wir wollen mit den Kindern Spaß haben und ihnen den Wiedereinstieg in den Schulalltag leichter machen“, sagt Tine Gerling. Sie studiert Germanistik und Geschichte auf Lehramt und war von dem Konzept des Moduls begeistert. „In der Vorbereitung wurde uns viel Wissen vermittelt, das wir später auch gut nutzen können. Zum Beispiel gab es einen Workshop zu Moodle und es ist toll, dass wir so selbstständig arbeiten können“, sagt Gerling.
Theoretisches Wissen praktisch umsetzen
Lisa Köhne und Kristin Müller-Ngangoua studieren ebenfalls Lehramt und sind beide begeistert, dass sie bei der Sommerschule theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen können. „Ich arbeite gern mit Menschen und kann mir gut vorstellen, später einmal Deutsch als Zweitsprache zu unterrichten“, sagt Köhne, die seit dem Wintersemester 2020 Germanistik und Erziehungswissenschaft studiert. „Es ist toll, dass wir die Aufgaben selbst entwickeln können. Jede Woche hat ein Oberthema: Alltag, Kultur und Natur. Außerdem planen wir auch Aktivitäten mit ein, wie beispielsweise eine Stadtrallye oder wir kochen gemeinsam und die Kinder bringen die Rezepte mit, falls das mit Corona möglich ist“, sagt Köhne. So könnte ein Sommerschul-Kochbuch mit internationalen Rezepten entstehen.
Die Interkulturalität ist auch für Kristin Müller-Ngangoua ein interessanter Aspekt der Sommerschule. Sie hat Berufserfahrung als Entwicklungshelferin und war dafür unter anderem in Mosambik und Guatemala. Außerdem hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich nachhaltige Entwicklung gearbeitet, bevor sie sich entschieden hat, Anglistik auf Lehramt zu studieren. „Interkulturelle Aspekte sind einfach sehr wichtig heutzutage und Lehrer sollten das auch gut vermitteln können. Bei der Sommerschule ist das auch ein Teil der Erfahrung. Und bei mir verbindet die Sommerschule neue Interessen mit dem alten Beruf“, sagt die Studentin. „Außerdem können wir kreative Ansätze für das Lernen von Grammatik vermitteln. Das ist auch sehr interessant.“
Unterstützung und Reflexion
Da die Studierenden auch mit Kindern mit Fluchterfahrungen und Traumata arbeiten, sind sie entsprechend vorbereitet worden. „Ich finde es wichtig, dass man damit umgehen kann. Traumatisierte Kinder können einem ja auch im späteren Lehrberuf begegnen“, sagt Müller-Ngangoua. „Wir haben immer jemanden zur Unterstützung an der Seite und wir sind auch angehalten, unsere Erfahrungen und Gefühle, beispielsweise nach Gesprächen mit Kindern, in einem Videotagebuch festzuhalten. Außerdem gibt es einen Supervisor, mit dem wir sprechen können. So können wir alles reflektieren“, sagt Köhne.
Die Sommerschule und die Aktivitäten mit den Kindern sind so vorbereitet, dass sie im Zweifelsfall auch digital stattfinden können. Dennoch wünschen sich die vier Studentinnen, dass Präsenzveranstaltungen möglich sein werden.
Hintergrund
Die Studierenden werden in den vorbereitenden Blocklehrveranstaltungen vom Arbeitsbereich Sprachbildung und Mehrsprachigkeit darauf vorbereitet projektorientierten, handlungs- und kompetenzorientierten Unterricht zu erteilen. Aus diesem Grund finden zweimal pro Woche Exkursionen an außerunterrichtliche Lernorte statt, die sprachlich vor- und nachbereitet werden. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Anbahnung von schulrelevanten Sprachhandlungen und Textformen. Die Studierenden absolvieren mit der Sommerschule das Berufsfeldpraktikum, auf das sie interdisziplinär vorbereitet wurden: im Bereich der Fremd- und Zweitsprachendidaktik mit Schwerpunkten in der Sprachstandsdiagnostik sowie der Unterrichtsplanung und Aufgabenentwicklung. Auch Ansätze der Traumapädagogik sowie asyl- und aufenthaltsrechtliche Aspekte, Inter- und Transkulturalität und Methoden für die digitale Gestaltung des Unterrichts sind Teil der Ausbildung. „Es ist schon viel Arbeit, aber es macht viel Spaß und es lohnt sich auf jeden Fall. Ich kann die Teilnahme nur empfehlen, auch wenn man nicht auf Lehramt studiert“, sagt Markmann.