Serie Nachhaltig gründen
Constantin Soffner, studierter Wasserchemiker und Informatiker, entwickelte federführend die Karriereplattform Who Moves mit.
© Privat

Nachhaltigkeit Die Zukunft braucht Tech-Talente

Fachkräfte treiben die nachhaltige Entwicklung voran. Die sind in Deutschland jedoch Mangelware. Ein Start-up bringt Tech-Talente aus dem Ausland mit deutschen Unternehmen zusammen.

Deutschland fehlt es an qualifzierten IT-Fachkräften, die die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft vorantreiben und auch künftig eine guten Lebensstandard sichern. Gleichzeitig ist der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schwierig. Mit dem Ziel, ausländischen IT-Fachkräften den Weg nach Deutschland zu erleichtert, hat Constantin Soffner mit zwei Kollegen das Start-up Who Moves gegründet. Deutschlands erste digitale Karriereplattform für IT- und Tech-Talente begleitet Menschen bei der Einwanderung und bringt Unternehmen und Arbeitssuchende gezielt zusammen. Wie Fachkräftemangel und soziale Nachhaltigkeit zusammenhängen, schildert Constantin Soffner im Interview.

Warum ist Nachhaltigkeit für euch als Start-up wichtig?
Nachhaltigkeit umfasst eine große Spannbreite. Meistens denkt man direkt an Umwelt- oder Klimaschutz, also an die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit umfasst aber auch soziale und gesellschaftliche Aspekte. Ökologische, soziale und ökonomische Fragen sind eng miteinander verknüpft und bilden die Grundlage für langfristigen Wohlstand und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen.

Was genau ist eure Gründungsidee und was macht sie nachhaltig?
Mit einem Medianalter von 47,8 Jahren ist die Bevölkerung in Deutschland die zweitälteste der Welt. Bereits im Jahr 2021 nahm die Zahl der potenziellen Arbeitskräfte um fast 150.000 ab. Durch den demographischen Wandel wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken. Um diese Entwicklung auszugleichen, sind verschiedene Ansätze denkbar. Das Arbeiten in Vollzeit sollte erleichtert werden, beispielsweise durch ein verbessertes Angebot an Kinderbetreuung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit wegfallenden Jobs sollten für andere Tätigkeiten qualifiziert und ein besseres Unterstützungsangebot für arbeitslose Personen geschaffen werden. Auch die Digitalisierung sowie die Künstliche Intelligenz bieten Möglichkeiten, Tätigkeiten zu optimieren und zu automatisieren.

Es werden etwa 400.000 Zuwandernde pro Jahr benötigt, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen.

Am Ende wird jedoch vor allem die Zuwanderung nach Deutschland entscheidend sein. Es werden etwa 400.000 Zuwandernde pro Jahr benötigt, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen. Hier setzen wir an. Mit unserem ab Anfang 2024 startenden Programm „Move & Start“ unterstützen wir Tech-Talente dabei, nach Deutschland einzuwandern und im IT-Bereich oder als Monteurinnen und Monteure im regenerativen oder im H2-Bereich einen Job zu finden. Außerdem helfen wir ihnen dabei, sich niederzulassen und in Deutschland anzukommen.

Wie versucht ihr, schon während des Gründungsprozesses nachhaltig zu sein?
Unser Unternehmen setzt ganz klar auf soziale Nachhaltigkeit. Darüber hinaus bemühen wir uns auch um Nachhaltigkeit im Bereich des Klimaschutzes. Wir sind beispielsweise bei einer nachhaltigen Bank und unsere Server laufen in einem Rechenzentrum mit Strom aus Wasserkraft. Wir sind bestrebt, unsere Nachhaltigkeitsbemühungen kontinuierlich auszubauen.

Es ist gut, mit Naivität an neue Dinge heranzugehen, weil man sonst eventuell von den Herausforderungen und Hürden abgeschreckt wird.

Gibt es etwas, das ihr gerne schon früher gewusst hättet?
Eigentlich nicht. Es ist gut, mit Naivität an neue Dinge heranzugehen, weil man sonst eventuell von den Herausforderungen und Hürden abgeschreckt wird, die auf einen zukommen.

Inwieweit hat euch das Worldfactory Start-up Center der Ruhr-Universität unterstützt?
Das Worldfactory Start-up Center hat uns von Anfang an auf unserem Weg begleitet und uns in verschiedenen Aspekten unterstützt. Egal, in welchem Stadium unseres Unternehmens wir uns befinden und wie komplex unsere Fragestellungen sind — das Team der Worldfactory konnte uns bisher immer gut beraten.

Warum lohnt es sich, als Gründerinnen oder Gründer auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung auf einem nachhaltigen Ansatz basiert, verleiht dies dem Unternehmen auch einen Purpose, aus dem man eine ganz andere Motivation ziehen kann.

Welchen Tipp habt ihr für Gründungsinteressierte, die ein nachhaltiges Start-up gründen möchten?
Unser wichtigster Tipp für angehende Gründerinnen und Gründer ist Durchhaltevermögen. Der Weg zur Gründung und zum Erfolg ist oft von Höhen und Tiefen geprägt. Es ist entscheidend, an seiner Vision festzuhalten und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.

Sustainable RUB 2030

Das Worldfactory Start-up Center (WSC) unterstützt als zentrale Anlaufstelle für Gründung und Transfer alle Gründungsinteressierten der Ruhr-Universität bei der Umsetzung nachhaltiger Geschäftsideen. Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsforschung finden so ihren Weg in die Gesellschaft.

Der Bereich Transfer zählt zu den zentralen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeitsstrategie Sustainable RUB 2030, die im Oktober veröffentlicht wird. Aktivitäten und Fortschritte im Bereich Transfer sowie weitere Beispiele guter Praxis finden sich auf dem Nachhaltigkeitsportal.

Veröffentlicht

Donnerstag
05. Oktober 2023
09:13 Uhr

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