Nahverkehr Das Karma-Konto aufladen
Student Jan Lubitzsch hat einen Traum: Menschen beim Bahnfahren zusammenbringen. Also hat er eine App dafür entwickelt.
Heute schon jemanden mitgenommen? Jeder RUB-Studierende kann wochentags nach 19 Uhr und am Wochenende eine andere Person im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) auf dem Semesterticket mitnehmen. Damit diese Option viel häufiger genutzt wird, hat Psychologiestudent Jan Lubitzsch die App Karmaticket entwickelt. Im Interview erzählt er, wie sie funktioniert und warum sie sich auf das persönliche Karma-Konto auswirkt.
Herr Lubitzsch, fahren Sie Bahn?
Ja, ich fahre viel Bahn. Ich habe viele Freunde im Ruhrpott, die ich mit der Bahn besuche. Parallel zu meinem Studium mache ich auch eine Ausbildung zum psychologischen Berater in Dortmund. Ich bin also viel unterwegs.
Nehmen Sie Leute auf Ihrem Ticket mit?
Bisher kam das zweimal vor, dass ich fremde Menschen spontan auf meinem Ticket mitgenommen habe. Das ergab sich beide Male zufällig.
Und wie ist dann die Idee für Ihre App Karmaticket entstanden?
Ende Mai 2017 kam mir die Idee. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch kein Semesterticket und musste mir für bestimmte Strecken zu meinem normalen Ticket zusätzliche Fahrkarten kaufen, weil ich sonst auf ein kleines Wabengebiet beschränkt gewesen wäre. Ich hatte den Gedanken, dass es doch praktisch wäre, die Extratickets nach der Fahrt an andere Bahnfahrer weitergeben zu können. Leider geht das nicht. Aber aus diesem Gedanken entstand Karmaticket.
Ticketinhaber und Mitfahrer können sich für eine gemeinsame Fahrt verabreden.
Was kann Karmaticket?
Ticketinhaber können Leute zum Mitfahren finden, wenn sie die Mitnahme-Option ihres Tickets selbst nicht nutzen, und sich für eine gemeinsame Fahrt verabreden.
Warum heißt die App Karmaticket?
Die App soll mehr als eine Mitfahrgelegenheit anbieten. Die User bilden eine Community. Derjenige, der am Wochenende bei jemanden mitfahren darf, spart sich das Ticket und schenkt dem Ticketinhaber im Gegenzug zum Beispiel ein Getränk während der Bahnfahrt oder eine nette Unterhaltung. Beide tun also was Gutes und sorgen für ein positives Karma.
Wie findet ein Ticketinhaber denn einen Mitfahrer?
Das läuft über Profile, die die Ticketinhaber und Mitfahrer in der App haben. Die Ticketinhaber geben dort ihre Strecke ein, die sie fahren und auf der sie jemanden mitnehmen können. Die Mitfahrer melden sich daraufhin. Jeder Ticketinhaber kann durch die Infos im Profil individuell entscheiden, ob jemand und wer genau mitfahren darf. Hat der Ticketinhaber einen Mitfahrer ausgewählt, kann er per Chat mit ihm einen Treffpunkt für die gemeinsame Fahrt vereinbaren.
Wie sahen die ersten Schritte zur endgültigen App aus?
Ich habe mir jemanden gesucht, der programmieren kann und von Karmaticket auch überzeugt war. Wir haben uns zunächst über die rechtlichen Grenzen informiert. Schließlich wollen wir mit der App der Deutschen Bahn oder den Verkehrsbetrieben nicht auf die Füße treten. Für die Geschäftsbedingungen war der ständige Austausch mit unserem Anwalt wichtig.
Außerdem mussten wir herausfinden, welche Daten für die App relevant sind und welche Datengrundlage schon vorliegt. Zum Beispiel habe ich tagelang alle Haltestellen und Linien im VRR manuell in eine Datenbank eingetippt. Jede freie Minute nutzte ich dafür.
Ich habe ein paar Module im letzten Semester gestrichen, weil die Appentwicklung so viel Zeit gekostet hat.
Jetzt ist die App fertig. Wie hat die Arbeit für die App mit dem Studium zusammengepasst?
Ehrlich gesagt nur sehr schwer. Ich habe ein paar Module im letzten Semester gestrichen, weil die Appentwicklung so viel Zeit gekostet hat. Aktuell habe ich mir ein Urlaubssemester gegönnt.
Inwiefern lohnt sich die Arbeit trotzdem für Sie?
Ich habe die ganze Zeit die fertige App als Ziel gesehen. Viele Leute, mit denen ich schon darüber gesprochen habe, sind auf meiner Seite und finden meine Idee gut. Das motiviert mich.
Ich möchte mit Karmaticket Leute zusammenbringen und eine Community schaffen. Das ist mein Traum. Dafür lohnt sich die Arbeit.