Botanischer Garten Vier Unkräuter, die eigentlich keine sind

Tag des Unkrauts: Auch Vorurteile gegenüber Pflanzen lassen sich abbauen.

Am 28. März ist der sogenannte Tag des Unkrauts. Doch was ist eigentlich ein Unkraut und warum heißt es so? Wir sprachen mit dem wissenschaftlichen Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Wolfgang Stuppy, und schauten uns bei dieser Gelegenheit ein paar der Kräuter an, die im Botanischen Garten blühen.

Bei unserer kleinen Wanderung stoßen wir binnen weniger Minuten vier Mal auf Pflanzen, die den Namen „Unkraut“ wohl zu Unrecht tragen. Dafür ließen sich jeweils andere Gründe ins Feld führen – so auch gleich beim ersten Kraut, dem wir begegnen: „Der Lerchensporn ist vielleicht etwas zu hübsch, um ihn als Unkraut zu bezeichnen“, sagt Wolfgang Stuppy beim Anblick dieser in der Tat schönen Pflanze.

Scharbockskraut gehörte früher zum Reiseproviant auf See.


Wolfgang Stuppy

Als Nächstes entdecken wir das Scharbockskraut. „Eine alte Nutzpflanze“, erklärt der wissenschaftliche Leiter. „Scharbockskraut gehörte früher zum Reiseproviant auf See und wurde von Seefahrern gegessen, die meist kein frisches Gemüse und Obst zu Verfügung hatten.“ Scharbockskraut enthält viel Vitamin C und verhinderte dadurch Skorbut, eine Vitamin-C-Mangelkrankheit, die Seefahrer früher auf ihren langen Reisen bedrohte. Der Name Scharbockskraut leitet sich von Scharbock ab, einer alten Bezeichnung für Skorbut.

Kurz darauf stolpern wir über das Gefleckte Lungenkraut. „Diese Pflanze wird seit dem Mittelalter gegen Lungenleiden eingesetzt. Hildegard von Bingen nannte es Lungwurz“, erläutert Wolfgang Stuppy. Das Gefleckte Lungenkraut enthält unter anderem Kieselsäure, Schleime, Saponine, Gerbstoffe und größere Mengen Mineralien; es wirkt dadurch hustenreiz- und entzündungshemmend.

Das Behaarte Schaumkraut kann als Salat genutzt werden.


Wolfgang Stuppy

Das Behaarte Schaumkraut hätten wir ohne Wolfgang Stuppy wahrscheinlich übersehen. „Es hat einen leicht scharf-bitteren Geschmack und kann gut als Salat beziehungsweise als Salatgewürz genutzt werden“, sagt er.

Was lernen wir daraus? Vermeintliche Unkräuter können schön sein, Krankheiten vorbeugen, Krankheiten heilen oder gut schmecken. Apropos: Waldmeister gehört ebenfalls zu den Unkräutern. Wer hat jetzt noch Vorurteile?

Was ist Unkraut?

So definiert Wolfgang Stuppy „Unkraut“: „Das ist eine Pflanze, die auf einer kultivierten Fläche dort von selbst wächst, wo man sie weder absichtlich angepflanzt hat noch haben will. Solche unerwünschten Pflanzen konkurrieren mit den Pflanzen, die man kultivieren will um Nährstoffe und Licht. Deswegen entfernt sie der eifrige Gärtner, bevor sie zu groß werden.“

Veröffentlicht

Mittwoch
27. März 2019
08:54 Uhr

Von

Arne Dessaul

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