Anke Reinacher-Schick, Klinikdirektorin für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin des RUB-Klinikums St. Josef-Hospitals, war an der Erstellung der Leitlinie beteiligt. © St. Josef-Hospital

Medizin Neue Leitlinie für Priorisierung in der Krebsbehandlung

RUB-Mitglieder waren maßgeblich an der Erarbeitung der neuen Leitlinie beteiligt, die die Krebsbehandlung vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie zum Inhalt hat.

Die bestmögliche Versorgung von Krebsbetroffenen gehört in der andauernden Covid-Pandemie zu den großen Herausforderungen der Medizin. Die Erkrankungszahlen steigen kontinuierlich. Darüber hinaus scheuten viele betroffene Menschen aus Angst vor Ansteckung in den vergangenen zwei Jahren den Weg ins Krankenhaus, schoben ihre notwendige onkologische Behandlung hinaus und gingen dadurch erhebliche gesundheitliche Risiken ein. Häufig werden diese Behandlungen nun nachgeholt.

Um diese Bugwelle und darüber hinaus die vielen Neuerkrankungen zu bewältigen, haben 30 wissenschaftliche Fachgesellschaften zur Vorbereitung eine S1-Leitlinie erstellt, die den Kliniken und Praxen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für die Zuteilung von vorhandenen Betten und Personal inklusive der Palliativversorgung und psychoonkologischen Beratung bietet. Vorgestellt wurde das Projekt am 28. April 2022 auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Beteiligte aus der RUB

Die Leitlinie bezieht sich auf Bauchspeicheldrüsenkrebs und Darmkrebs. Die Federführung lag bei der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). Die RUB war an mehreren Stellen beteiligt, unter anderem durch die AIO-Vorsitzende Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick, Klinikdirektorin für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin des RUB-Klinikums St. Josef-Hospital, Prof. Dr. Andrea Tannapfel, Leiterin des RUB-Instituts für Pathologie, und Prof. Dr. Stefan Huster, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Sozial- und Gesundheitsrecht und Rechtsphilosophie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der RUB.

Das Projekt trägt den Namen CancerCOVID und wird koordiniert von Prof. Dr. Jan Schildmann von der Universität Halle-Wittenberg. Dass es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, unterstreicht den hohen Stellenwert, den die Initiative in der Politik genießt. „Die Versorgung der Patienten ist weiterhin in vollem Umfang gesichert“, betont Anke Reinacher-Schick. „Dies gilt sowohl für die Operationen als auch für die onkologische Behandlung. Der Aufwand steigt jedoch mehr und mehr, zumal fast alle Kliniken in der Covid-Pandemie mit Personalausfällen durch Quarantäne und Isolation zu kämpfen haben.“

Jeden Tag schwierige Entscheidungen

Jeden Tag aufs Neue müssen Prioritätsentscheidungen über die Behandlung getroffen werden. Das ärztliche und pflegerische Personal steht dabei stark unter Druck. Oberstes Ziel ist es, dass die Priorisierung auf wissenschaftlich fundierter Basis erfolgt. Richtschnur ist dabei die zeitliche Dringlichkeit zur Vermeidung und Verringerung eines möglichen Schadens, die Erfolgsaussichten sowie die Möglichkeit alternativer Verfahren. Unter klar definierten Indikationen differenziert die Leitlinie zwischen hoher, mittlerer und niedriger Priorität. Dafür gibt es nun einen breiten Konsens.

Veröffentlicht

Donnerstag
28. April 2022
15:38 Uhr

Von

Dr. Jürgen Frech

Teilen