Serie Let’s Europe
Let’s Europe: Linda Kalcher, Carolin Brands und Ronja Sczepanski (von links) haben an der Ruhr-Universität den Master Europäische Kultur und Wirtschaft studiert. © RUB, Marquard

ECUE-Studiengang „Die EU ist kein Selbstläufer“

Europa verstehen und mitgestalten: Drei Absolventinnen des Masterstudiengangs Europäische Kultur und Wirtschaft machen Karriere in Europa. Hier geben sie Einblicke in ihren Alltag.

Sie forschen zur europäischen Identitätspolitik, setzen sich für faire solare Lieferketten ein oder beraten EU-Politiker*innen in der Klimaschutzpolitik: die Studierenden und Absolvent*innen des Bochumer Europastudiengangs European Culture and Economy (ECUE). Sie berichten uns aus Brüssel und Paris, wo sie die Zukunft Europas mitgestalten.

Der Studiengang Europäische Kultur und Wirtschaft
  • Der Masterstudiengang ECUE ist als interdisziplinärer und internationaler Studiengang schon mehr als 20 Jahre an der Ruhr-Universität etabliert.
  • Zum Studium im MA-Studiengang ECUE werden zu jedem Wintersemester (Studienbeginn: Oktober) etwa 30 Studienplätze vergeben.
  • Vier Semester lang befassen sich die Studierenden mit sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, Strukturen, Prozessen und Zusammenhängen. Der Studiengang deckt damit den Bereich der Europäischen Studien und Forschung ab, geht aber darüber hinaus, indem Europa nicht nur im Zusammenhang der EU thematisiert wird.
  • ECUE-Absolvent*innen arbeiten in internationalen Unternehmen, Institutionen und Organisationen und in der Forschung.

Von Bochum nach Paris

„Von den kleinen blauen Schildchen, die auf die EU-Strukturfonds hinweisen, über mein Erasmus-Semester bis hin zu den großen Fragen der Umwelt- und Klimapolitik, die sich effektiver auf der EU-Ebene beantworten lassen. Die EU begegnet mir überall und ich bin sehr dankbar dafür“, so Dr. Ronja Sczepanski. Die ECUE-Alumna lebt aktuell in Paris, wo sie an der Sciences Po als Assistenzprofessorin für Politikwissenschaft forscht und lehrt. „Hier ist es natürlich nicht ganz so schön wie in Bochum, aber sehr aufregend – vor allem, wenn man noch nicht so gut Französisch spricht“, schmunzelt die gebürtige Bochumerin. Bevor sie die Stelle in Paris antrat, promovierte Sczepanski an der ETH Zürich und studierte den Bochumer Masterstudiengang ECUE.

Das ECUE-Studium hat mich ermutigt, verschiedene Blickwinkel auf die EU einzunehmen.


Ronja Sczepanski

„Das ECUE-Studium hat mich ermutigt, verschiedene Blickwinkel auf die EU einzunehmen. Zum Beispiel habe ich in den soziologischen Kursen verstehen gelernt, wie verschiedene Gesellschaften und Gruppen die europäische Integration betrachten. ECUE vereint politische, ökonomische und kulturelle Aspekte. Das ständige Eintauchen in neue Disziplinen und deren Herangehensweisen war äußerst bereichernd.“

Die EU wird immer super kompliziert kommuniziert. Das muss ja gar nicht sein!


Ronja Sczepanski

Die unterschiedlichen Einstellungen zur EU fand die Bochumer Absolventin so faszinierend, dass sie sich nach ihrem Abschluss damit weiter wissenschaftlich beschäftigte. Ihre Forschung zu europäischen Identitäten und zur EU-Unterstützung bestätigte: „Die EU wird immer super kompliziert kommuniziert. Das muss ja gar nicht sein!“ Sczepanski sieht sowohl die Kommunikationsabteilungen der EU als auch die Medien in der Pflicht, stärker herauszustellen, wie die EU die Interessen aller vertritt und fördert.

Exkursion zu den Institutionen

Im ECUE-Studium lernen die Studierenden die EU-Institutionen und ihre Arbeitsweisen nicht nur in den Vorlesungen und Seminaren kennen, sondern auch beim Besuch vor Ort in Brüssel. Die Exkursion in die EU-Hauptstadt ist ein besonderes Highlight. Das finden auch Carolin Brands und Linda Kalcher, die aktuell genau dort anzutreffen sind.

Von Bochum nach Brüssel

Brands ist in den Endzügen ihres ECUE-Masters und absolviert gerade ein Praktikum bei Solar Power Europe. Auf den Praktikumsplatz aufmerksam geworden ist sie auf der ECUE-Exkursion. „Erneuerbare Energien sind der Weg, den Klimawandel anzugehen“, ist Brands überzeugt. Und das ginge am besten auf europäischer Ebene.

Ich wollte verstehen, wie sich die EU-Politik auf mein Leben auswirkt.


Carolin Brands

„Ich habe mich damals für das ECUE-Studium entschieden, weil ich verstehen wollte, welche Auswirkungen die europäische Politik auf mein Leben hat. Heute wirke ich daran mit.“ Aus dem Fenster in ihrem Brüssler Büro hat Brands einen direkten Blick auf die Europäische Kommission. „Ich arbeite mit jungen Leuten aus 21 Nationen zusammen. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass Solarenergie attraktiver wird, dass überall Menschen Zugang zu Energie haben, dass der Zugang gerecht verteilt wird und Menschenrechte gewahrt werden“, erzählt Brands.

Mein Tag in Europa

Carolin Brands nimmt Sie auf dem Instagram-Kanal der Ruhr-Universität mit in ihren Alltag in Brüssel.

RUB-Alumna gründet eigenen Thinktank in Brüssel

In Brüssel hat Brands auch die ehemalige ECUE-Studentin Linda Kalcher kennengelernt. Jedes Jahr gibt Kalcher im Rahmen der Exkursion neuen ECUE-Studierenden Einblicke in ihren Arbeitsalltag in Brüssel. Seit mehr als zehn Jahren ist Kalcher aktiv in der EU-Politik. Nach ihrem ECUE-Abschluss im Jahr 2010 arbeitete die RUB-Alumna zunächst fünf Jahre für das Europäische Parlament und dann weitere fünf Jahre für die European Climate Foundation. „Das war mir dann aber zu viel Projektmanagement und Stiftungsarbeit. Ich wollte lieber wieder aktiv Politik gestalten“, so die ECUE-Absolventin. 2022 gründete sie daher ihren eigenen Thinktank Strategic Perspectives, der Einfluss auf Entscheidungsträger*innen im Bereich der Energie- und Klimapolitik nehmen will.

Hinter den Türen des Europäischen Parlaments

Bereits während des ECUE-Studiums legte Kalcher den Schwerpunkt auf Klimapolitik und schrieb darüber ihre Masterarbeit. Im Büro des Abgeordneten Jo Leinen erfuhr sie aus erster Hand, was es heißt, ein Gesetz auf den Weg zu bringen. „Das war eine intensive Zeit, in der mir der Einfluss des Europäischen Parlaments bewusst wurde. Es hält sich immer noch der Glaube, die Kommission sei das mächtigste Organ. Dabei ist es das Parlament, das Gesetze pusht, noch bevor die Kommission sie vorschlägt“, berichtet Kalcher.

Die Erfolge der EU transparent machen

Wie auch Sczepanski, kritisiert Kalcher, dass die Institutionen ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen, um Menschen transparent über die EU aufzuklären und die Erfolge der EU zu kommunizieren. „Der Wegfall der Roaming-Gebühren innerhalb der EU, der Ausbau der erneuerbaren Energien – all das sind Erfolge der EU“, so Kalcher. Der Großteil unserer Gesetze, insbesondere im Bereich der Energie- und Klimapolitik, kommt von der EU. „Wenn man also direkt Einfluss nehmen will auf die Politikgebung, dann in Brüssel“, so Kalcher. Und das tut sie nun in ihrer paneuropäischen Denkfabrik.

Weichen richtig stellen

Europa zukunftsfähig machen: das bedeutet beharrlich an tragfähigen Lösungen zu arbeiten – und wählen zu gehen. „Auf EU-Ebene können viele Themen effektiver entschieden werden. Um die politische Ausrichtung mitzubestimmen, muss man wählen gehen. Gerade bei dieser Europawahl ist die Gefahr sonst zu hoch, dass der rechte Flügel stärker wird. Die EU ist kein Selbstläufer“, betont Sczepanski. „Etwa 80 Prozent aller Gesetze, die unseren Alltag betreffen, werden heute auf EU-Ebene entschieden. Hier werden die Weichen in der Energie- und Klimapolitik gestellt. Es ist wichtig, dass wir wählen gehen, um zu garantieren, dass wir unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig aufstellen und die Energiesicherheit stärken“, ergänzt Kalcher.

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Kontakt

Studiengangkoordinator Marcus Reinecke
Sprechstunden: Mo–Do nach Vereinbarung
Tel.: +49 234 32-28750
E-Mail: ecue@rub.de

Veröffentlicht

Donnerstag
06. Juni 2024
13:36 Uhr

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