
Hirnforschung Machen sich Tiere Gedanken über ihre Zukunft?
Eichhörnchen verstecken Futter, Affen sehen manchmal nachdenklich aus, Hunde können gucken, als ob sie wüssten, dass ihnen eine Strafe droht. Passiert dabei im Gehirn das Gleiche, wie wenn Menschen an die Zukunft denken?
Menschen denken pausenlos an ihre Zukunft. Sie malen sich aus, wie der nächste Urlaub sein wird oder wie sie die Aufgaben des nächsten Tages in Angriff nehmen wollen. Mentale Zeitreisen nennt man diese Gedanken, die evolutionär betrachtet durchaus nützlich sind, machen sie es doch möglich, auf eventuelle Gefahren in der Zukunft vorbereitet zu sein oder auch aus Erfahrungen in der Vergangenheit zu lernen.
Doch ist diese Eigenschaft alleine uns Menschen gegeben oder ist sie auch im Tierreich verbreitet? Immerhin scheint es zum Beispiel so, als wüsste manch ein Hund, der mal wieder ein Kissen zerbissen hat, bereits kurz nach seiner Tat, welche Strafe ihm nun blüht – seine Körperhaltung und sein Blick sind geduckt, obwohl Herrchen oder Frauchen noch keine Standpauke gehalten haben.
Tiere konstruieren keine Zukunftsszenarien
Philosoph Prof. Dr. Markus Werning und Hirnforscher Prof. Dr. Sen Cheng von der RUB sind dieser Frage gemeinsam mit dem bekannten Tierkognitionsforscher Prof. Thomas Suddendorf nachgegangen. Ihr Fazit: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass Tiere in der Lage wären, verschiedene Zukunftsszenarien zu konstruieren, zu reflektieren und miteinander zu vergleichen“, sagt Sen Cheng. „Wir glauben daher nicht, dass Tiere mentale Zeitreisen machen können.“
So könne zum Beispiel die Fähigkeit von Eichhörnchen, bereits im Herbst Futtervorräte für den Winter anzulegen, nicht als vorausschauendes Handeln interpretiert werden, sondern als eine angeborene Verhaltensform. „Das Eichhörnchen würde auch dann Futter sammeln, wenn es sein Leben lang im Winter gefüttert worden wäre“, so Cheng.