Serie Wissenshäppchen
Flugzeugunglücke lösen stets viel Medienrummel aus. © Fotolia, Mirpic

Psychologie Warum lösen Flugzeugunglücke so große Bestürzung aus?

Wesentlich mehr Menschen sterben im Straßenverkehr als bei Flugzeugunglücken. Letztere werden aber stärker wahrgenommen.

2014 verloren weltweit 700 Menschen ihr Leben bei Flugzeugabstürzen. Im Straßenverkehr starben im gleichen Jahr allein in Deutschland 3.380 Menschen. Dennoch löste ihr Unglück längst nicht so viel Bestürzung und Medienaufmerksamkeit aus wie die Flugzeugkatastrophen. Prof. Dr. Rainer Guski von der Arbeitsgruppe für Umwelt- und Kognitionspsychologie hat uns das Phänomen erklärt.

Menschen beurteilen nicht nach statistischem Risiko

Menschen beurteilen Gefahren selten aufgrund ihres statistischen Risikos, sondern eher hinsichtlich ihres sogenannten Katastrophenpotenzials. Ausschlaggebend ist also die Frage, wie viel Schaden bei einem Unfall, Absturz, einer Panne etc. maximal geschehen kann. Beim Absturz eines Verkehrsflugzugs geht es gleich um 100 bis 400 Menschenleben, bei einem Autounfall rechnen wir eher mit Blechschäden und maximal einer einstelligen Zahl von Opfern.

Weniger Kontrolle bei Flugzeugreisen

Außerdem verbinden wir Verkehrsflugzeuge oft mit Urlaubsreisen, also angenehmen Situationen. Autofahrten hingegen sind etwas Alltägliches. Um so größer ist unsere Betroffenheit, wenn ausgerechnet die als angenehm beurteilten Flüge in der Katastrophe enden. Und: Im Auto sitzen wir selbst hinter dem Steuer und haben die Illusion, die Situation beherrschen zu können. Im Flugzeug jedoch geben wir die Kontrolle ab und legen sie in die Hände eines Fremden.

Oft herrscht auch lange Zeit Unsicherheit, wenn es darum geht, die Ursache eines Flugzeugabsturzes aufzudecken. Psychologen wissen: Wenn die Ursache für ein Unglück unbekannt ist, steigt das gefühlte Risiko, denn die Gefahr lässt sich schlechter kalkulieren.

Unveröffentlicht

Von

Raffaela Römer

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