
Postfaktisches Zeitalter Wie Statistiker Trumps Einreisestopp sehen
Ein Wissenschaftlerteam kürt regelmäßig die Unstatistik des Monats. Thema im Februar: Warum Ehemänner und Kinder gefährlicher für US-Bürger sind als muslimische Extremisten.
Mit seinem Einreisestopp hat US-Präsident Donald Trump international und im eigenen Land für viel Wirbel gesorgt. Auch die Wissenschaftswelt diskutiert über den Erlass zum „Schutz der Nation vor der Einreise ausländischer Terroristen“. Aber nicht nur die Juristen. Ein dreiköpfiges Wissenschaftlerteam, dem auch RUB-Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Thomas Bauer angehört, widmete dem Thema die „Unstatistik des Monats Februar“. Mit ihren Unstatistiken machen die Forscher jeden Monat auf Fehlinterpretationen von Statistiken aufmerksam oder hinterfragen Zusammenhänge mit statistischen Methoden.
Im Februar betrachtete das Team die Faktenlage rund um Trumps umstrittenen Einreisestopp, der Bürgerinnen und Bürger aus sieben Staaten traf: Irak, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen, Sudan und Iran. Trump begründete seinen Erlass mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und damit, dass auch danach viele im Ausland geborene Personen wegen terroristischer Taten angeklagt oder verurteilt worden seien.
Null Tote
„All dies suggeriert, dass Personen aus diesen sieben Ländern an den Anschlägen am 11. September oder an den folgenden islamistischen Anschlägen besonders häufig beteiligt waren“, schreiben die Autoren der Unstatistik. Es stammte jedoch kein einziger der Flugzeugentführer vom 11. September aus diesen Ländern. Sie kamen stattdessen aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und dem Libanon – keines dieser Länder steht auf Trumps Liste. Auch kamen die Terroristen nicht als Flüchtlinge in die USA.
Das Unstatistik-Team verweist außerdem auf einen Bericht der „Huffington Post“, die feststellte: Die Anzahl der Amerikaner, die von Terroristen aus den sieben Ländern zwischen 1975 und 2015 getötet wurden, ist exakt null.
Ehemänner sind weitaus tödlicher als Terroristen.
Um die Auswirkungen des islamistischen Terrors in den USA in Relation zu rücken, haben Bauer und Kollegen folgende Zahlen zusammengetragen: Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden in den USA 123 Menschen von muslimischen Extremisten ermordet – keiner dieser Extremisten kam aus den Ländern, für die Trumps Einreisestopp galt.
Im gleichen Zeitraum wurden in den USA insgesamt 230.000 Menschen ermordet. „Ehemänner sind beispielsweise weitaus tödlicher als Terroristen, und selbst Kleinkinder erschießen mehr Menschen in einem Land, in dem jeder zweite Haushalt Schusswaffen besitzt“, vergleichen die Wissenschaftler.