Religionsgeschichte Der Streit um den Ostertermin
Wann ist eigentlich Ostern? Diese Frage beschäftigt Menschen seit Jahrhunderten. Und bis heute kommen nicht alle zu demselben Ergebnis.
Christen und Christinnen feiern an Ostern die Auferstehung Jesu Christi, Gottes Sohn. Für sie ist es das wichtigste und älteste Fest. Nach dem Datum des Osterfestes richten sich fast alle anderen beweglichen Feiertage im Kirchenjahr.
Doch wann genau es zu feiern ist, war keineswegs von Anfang an klar und wird noch heute uneinheitlich beantwortet. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in verschiedenen kalendarischen Berechnungsmöglichkeiten, aber auch in der Frage, welches Ereignis in den letzten Erdentagen Jesu zu feiern sei.
Mond und Sonne bestimmten den Kalender
Nach der Überlieferung im Neuen Testament ist Jesus Christus in den Tagen des Pessachfestes gekreuzigt worden und auferstanden. Jüdinnen und Juden begehen dass Pessachfest in Erinnerung an die biblisch überlieferte Befreiung der Israeliten aus ägyptischer Sklaverei und den Auszug aus Ägypten.
Das Datum des Festes hängt gemäß dem Jüdischen Kalender vom Frühlingsvollmond ab und beginnt mit dem Vorabend des 15. Nisan, dem siebten Kalendermonat.
Das Datum variiert, weil der jüdische Festkalender ein sogenannter Lunisolarkalender ist. Er sieht zwölf Mond-Monate vor und schaltet zur Annäherung an das Sonnenjahr durchschnittlich etwa alle drei Jahre einen dreizehnten Mond-Monat ein.
Bereits die frühen Christen rechneten mit dem 14. Nisan als dem Tag der Kreuzigung und mit dem 16. Nisan als dem Tag der Auferstehung Christi. Den 14. Nisan zu bestimmen, indem der 1. Nisan als Tag des Mond-Neulichts festgestellt wurde, war allerdings nicht einfach und erfolgte in den ersten Jahrhunderten uneinheitlich.
Zuständige Autorität fehlte
Zum einen fehlte eine für alle Juden – und somit auch für die ersten Christen – zuständige Autorität, den Kalender einheitlich festzulegen. Zum zweiten waren sich die Christen nicht einig, welchen Ereignisses in den letzten Erdentagen Jesu zu gedenken sei.
So nahmen die Quartodezimaner (die vorwiegend in Kleinasien lebten) den Tag der Kreuzigung als Anlass und feierten Ostern parallel zu Pessach ungeachtet des Wochentages immer am 14. Nisan. Die Protopaschisten (die in Syrien, Mesopotamien und einem Teil des südöstlichen Kleinasiens ansässig waren) feierten dagegen den Sonntag nach Pessach.
Konzil will Klarheit schaffen
Auf dem Konzil von Nicaea im Jahr 325 wurde die Terminierung des Osterfestes offiziell bestimmt. Inzwischen nutzte man den Julianischen Kalender. Das Osterfest findet zum einen nach Frühlingsanfang am 21. März statt, zum anderen an einem Sonntag nach dem jüdischen Pessach-Fest.
Damit gab das Konzil von Nicaea den Protopaschisten Recht und verwarf die Praxis der Quartodezimaner. Der früheste Ostersonntag fällt folglich auf den 22. März (einen Tag nach Frühlingsanfang), der späteste auf den 25. April.
Jahrhunderte vergingen bis zur Umsetzung
Obwohl das Konzil von Nicaea gefordert hatte, dass alle Christen Ostern zur selben Zeit feiern sollen, wurde keine Vorschrift beschlossen, wie genau das Datum für das Osterfest zu berechnen sei. Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis sich die Berechnung alexandrinischer Astronomen allgemein durchsetzte.
Alexandria war in der Antike das wissenschaftliche Zentrum der mediterranen Welt, und dort war eine exakte zyklische Osterrechnung bereits entwickelt worden. Die alexandrinischen Rechenregeln wurden erst im achten Jahrhundert als allgemeinverbindlich durchgesetzt.
Aber das gilt nur für das lateinische Christentum, das seit 1582 dem Gregorianischen Kalender folgt. Mit Ausnahme der finnischen orthodoxen Kirche wird in allen orthodoxen Kirchen bei der Berechnung des Osterdatums am Julianischen Kalender und an der entsprechenden Osterrechnung festgehalten.
Zwei Osterfeste im Abstand von fünf Wochen
Das kann im Extremfall dazu führen, dass das orthodoxe Osterfest fünf Wochen später stattfindet als das der Römisch-Katholischen Kirche und der protestantischen Kirchen. Versuche, ein für das westliche und östliche Christentum gemeinsames Osterdatum festzulegen, sind bislang immer wieder gescheitert.