Die Handschrift hat auf Papier unversehrt viele Hundert Jahre überdauert. © Jan-Ulrich Sobisch

Religionsforschung Der Jackpot ist 700 Jahre alt

Auf abenteuerlichem Weg ist ein tibetisches Manuskript in ein Pariser Museum gelangt. Eine echte Entdeckung für Jan-Ulrich Sobisch.

Ein Manuskript aus dem 13. Jahrhundert, das unversehrt 700 Jahre überdauert hat – eine solche Entdeckung ist alles andere als alltäglich. „Dieser Fund war wirklich der Jackpot“, sagt der Tibetologie Dr. Jan-Ulrich Sobisch. Er entdeckte das Manuskript, das auf längliche Papierbögen geschrieben, zwischen Holzbretter gelegt und in Tücher gewickelt ist, im Pariser Musée Guimet.

Ich kann also die Entstehungszeit dieses uralten Manuskripts auf maximal 23 Jahre nach der Abfassung des Textes eingrenzen – das ist sensationell.


Jan-Ulrich Sobisch

Sobisch vermutet in dem Manuskript die erste Abschrift eines Ursprungsdokuments. „Der Text selbst gibt Hinweise, dass er im Jahr 1267 aufgeschrieben wurde“, berichtet er. Eine Karbondatierung des Papiers hat ergeben, dass es spätestens 1290 hergestellt wurde. „Ich kann also die Entstehungszeit dieses uralten Manuskripts auf maximal 23 Jahre nach der Abfassung des Textes eingrenzen – das ist sensationell.“

Auch die Geschichte des Manuskripts ist ein Abenteuer: Es stammt aus dem Nachlass von Alexandra David-Néel, einer Frau mit einer atemberaubenden Lebensgeschichte. Sie hat im 19. Jahrhundert schon als junges Mädchen Reisen mit dem Fahrrad durch ganz Europa unternommen, wurde später Opernsängerin, entdeckte ihr Herz für den Orient und verbrachte drei Jahrzehnte in Asien. Mehrere Jahre bereiste sie als erste westliche Frau Tibet, wo sie zeitweise in Hütten wohnte und meditierte.

Der Nachlass kam ins Museum

Über persönliche Beziehungen – Anfang des 20. Jahrhunderts war Tibet gegenüber dem Ausland völlig abgeschlossen – kam sie an große Mengen solcher Schriften, die sie mit nach Frankreich brachte. Am Ende ihres 102 Jahre währenden Lebens vermachte sie diese Schriften dem Museum.

In einem Projekt, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert, wird der Humboldt-Forschungspreisträger eine elektronische Edition erstellen und eine religionshistorische Studie zu Traditionsbildungsprozessen im tibetischen Buddhismus verfassen.

Veröffentlicht

Donnerstag
22. Februar 2018
09:40 Uhr

Von

Meike Drießen

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