Neurowissenschaft Wie das Gehirn von Menschen mit großem Allgemeinwissen aussieht
Wie heißt die Hauptstadt von Tadschikistan? Wann stellte Einstein seine berühmte Relativitätstheorie auf? Und wann starb Goethe? Manche Menschen scheinen auf jede Wissensfrage eine Antwort zu haben. Warum? Darum.
Die Gehirne von Menschen mit hohem Allgemeinwissen sind besonders effizient vernetzt. Das zeigten Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der RUB und der Humboldt-Universität zu Berlin mittels Magnetresonanztomografie. „Obwohl wir das Allgemeinwissen von Menschen präzise messen können und dieser Wissensschatz sehr bedeutend für die individuellen Lebenswege ist, verstehen wir die Zusammenhänge zwischen Allgemeinwissen und der Beschaffenheit des Gehirns bislang wenig“, sagt Dr. Erhan Genç aus der Bochumer Arbeitseinheit für Biopsychologie. Die Ergebnisse schildert das Team im European Journal of Personality vom 28. Juli 2019.
Gehirnaufnahmen und Wissenstest
Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die Gehirne von 324 Männern und Frauen mit der sogenannten Diffusions-Tensor-Bildgebung. Sie ermöglicht es, die Verläufe von Nervenfasern zu rekonstruieren und so einen Einblick in die strukturelle Vernetzung des Gehirns zu erhalten. Außerdem absolvierten die Probandinnen und Probanden einen in Bochum von Dr. Rüdiger Hossiep entwickelten Allgemeinwissenstest.
Das Ergebnis: Menschen mit einem sehr effizienten Fasernetzwerk im Gehirn verfügten über mehr Allgemeinwissen als jene mit einer weniger effizienten strukturellen Vernetzung.
Teilinformationen verbinden
„Wir nehmen an, dass einzelne Wissensinhalte in Form von Teilinformationen über das gesamte Gehirn verstreut sind“, erklärt Erhan Genç. „Um die Informationen, die in unterschiedlichen Gehirnarealen abgelegt sind, zusammenzufügen und einen Wissensinhalt erfolgreich abzurufen, ist eine effiziente Vernetzung des Gehirns unabdingbar.“