Central nervous system injuries cannot heal for a variety of reasons. Therefore, lifelong disabilities remain. © RUB, Kramer

Medizin Neues Medikament gegen Neuromyelitis optica erfolgreich getestet

Die seltene Autoimmunkrankheit ist verwandt mit der Multiplen Sklerose – aber verläuft meist schwerwiegender.

Ein internationales Forschungskonsortium hat das Medikament Satralizumab erstmals in einer Phase-III-Studie an Patienten getestet. Der Wirkstoff ist zur Therapie der Autoimmunkrankheit Neuromyelitis optica gedacht, die mit der Multiplen Sklerose verwandt ist, aber deutlich seltener auftritt. Bei Patientinnen und Patienten, die zusätzlich zu einer Basis-Immuntherapie mit Satralizumab behandelt wurden, sank das Risiko, einen Krankheitsschub zu erleiden um 62 Prozent. Satralizumab hatte jedoch keinen Effekt auf Schmerzen und Müdigkeit.

Der Wirkstoff ist derzeit außerhalb von Studien noch nicht als Medikament erhältlich, der Abschluss des Zulassungsverfahrens wird für das Jahr 2020 erwartet.

Über die Neuromyelitis optica

Schätzungen zufolge leiden in Deutschland höchstens 2.000 Menschen an Neuromyelitis optica; Frauen sind neunmal so häufig betroffen wie Männer. Die chronisch-entzündliche Autoimmunkrankheit kann in jedem Alter ausbrechen, verläuft schubförmig und schädigt dabei Rückenmark und Sehnerv. In der Regel treten neurologische und körperliche Beeinträchtigungen sehr schnell auf, zum Beispiel Muskelschwäche, Lähmungen und Blindheit.

Am 28. November 2019 sind die Studienergebnisse online im renommierten New England Journal of Medicine erschienen. An der Studie, die an vielen Zentren weltweit lief, war auch die Neurologische Klinik des St. Josef-Hospitals Bochum beteiligt, deren Direktor Prof. Dr. Ralf Gold ist.

Randomisierte kontrollierte Studie

„Die Ergebnisse sind ein Durchbruch für die Behandlung der Neuromyelitis optica“, sagt Prof. Dr. Ingo Kleiter, Mitglied der Medizinischen Fakultät der RUB und Studienleiter in Bochum. „Erstmals konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie gezeigt werden, dass die spezifische Hemmung eines Botenstoffs im Immunsystem den Erkrankungsprozess stoppen kann. Zusammen mit zwei anderen kürzlich erprobten neuartigen Medikamenten, Eculizumab und Inebilizumab, stehen nun effektive Behandlungsformen für die Neuromyelitis optica – eine unbehandelt zu schwerer körperlicher Behinderung führenden Erkrankung – zur Verfügung.“

Prof. Dr. Ingo Kleiter (links) mit Prof. Dr. Takashi Yamamura vom National Center of Neurology and Psychiatry in Tokio, Japan, der die Studie leitete. Die Forscher trafen sich auf einer Konferenz in Stockholm im September 2019. © Privat

An der Studie nahmen 83 Patientinnen und Patienten teil. Von den 41 mit Satralizumab behandelten Patienten erlitten acht einen erneuten Krankheitsschub im Untersuchungszeitraum, der knapp drei Jahre andauerte; in der Plazebo-Gruppe waren es in der gleichen Zeit 18 von 42 Teilnehmern. Die Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Veröffentlicht

Donnerstag
28. November 2019
08:54 Uhr

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