Wie wichtig Fürsorge, soziale Kontakte und kognitive Anreize für Kinder sind, zeigt eine neue Studie mit Erwachsenen, die in rumänischen Kinderheimen lebten. © RUB, Kramer

Neurowissenschaft Vernachlässigung im Kindesalter beeinflusst spätere Gehirngröße

Wenig soziale Kontakte, kaum kognitive Anreize, schlechte Hygiene und Ernährung – das hat Folgen bis ins Erwachsenenalter.

Erwachsene, die als Kinder aus rumänischen Heimen adoptiert wurden, haben 8,6 Prozent kleinere Gehirne als Adoptierte, die keine vergleichbare Vernachlässigung im Kindesalter erfahren haben. Das berichtet ein internationales Forschungsteam, an dem RUB-Psychologe Prof. Dr. Robert Kumsta beteiligt war, in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences, kurz PNAS, vom 6. Januar 2020.

Je länger die Heimerfahrung war, desto kleiner war auch das Gehirnvolumen: Jeder zusätzliche Monat in der Institution ließ das Gehirn um drei Kubikzentimeter schrumpfen, was 0,27 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Diese Veränderungen gingen mit einem verminderten IQ und vermehrten ADHS-Symptomen einher.

Robert Kumsta, Leiter des Lehrstuhls für Genetische Psychologie der Ruhr-Universität Bochum © RUB, Marquard
Robert Kumsta, Leiter des Lehrstuhls für Genetische Psychologie der RUB

Die Studie war Teil der English and Romanian Adoptees Study, die 1990 kurz nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien begann. Die Kinder kamen im Alter von wenigen Wochen in die Heime, wo sie unter extrem schlechten hygienischen Bedingungen lebten, wenig zu essen hatten, kaum persönliche Fürsorge erfuhren und selten soziale oder kognitive Anreize bekamen. Die aktuelle Studie untersuchte erstmals, wie sich solche Erfahrungen auf die Gehirnstruktur auswirken.

Veröffentlicht

Dienstag
07. Januar 2020
08:50 Uhr

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