Serie Wissenshäppchen
Schokolade gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Besonders beliebt sind die Klassiker Vollmilch und Zartbitter.
© RUB, Kramer

Wissenshäppchen Macht Schokolade wirklich glücklich?

Schokolade gilt als Seelentröster. Der süße, zart schmelzende Geschmack beruhigt, spendet Trost und ein wohliges Gefühl. Alles Einbildung oder lässt sich das wissenschaftlich belegen?

„Um die Frage zu beantworten muss man zum einen wissen, welche Substanzen in Schokolade stecken, und zum anderen, über welche Wege im Gehirn der Genuss von Schokolade zum Glücklichsein führen kann“, erklärt Prof. Dr. Klemens Störtkuhl, der an der RUB die Arbeitsgemeinschaft Sinnesphysiologie leitet und ein echter Schokoladenexperte ist – rein beruflich natürlich.

Störtkuhl erklärt, dass Schokolade aus dem Pulver fermentierter Kakaobohnen und Butter hergestellt wird. Eine Vollmilchschokolade besteht aus ungefähr 12 Prozent Kakaopulver, 18 Prozent Kakaobutter und 46 Prozent Zucker. Bei einer Zartbitterschokolade ist der Anteil an Kakaopulver höher, er liegt hier bei circa 48 Prozent. Dafür ist weniger Kakaobutter vorhanden.

Verschiedene Substanzen wirken im Gehirn

In der Kakaobohne befinden sich ferner eine Reihe weiterer natürlicher Substanzen. Neben Mineralien ist auch Theobromin in der Bohne zu finden, eine dem Koffein ähnelnde Substanz, die anregend auf unseren Körper wirkt.

„Die eigentlichen Substanzen, die unser Gehirn beeinflussen, sind vor allem Phenylethyamin, eine aus der Gruppe der Amphetamine stammende Substanz, und Tryptophan“, so Störtkuhl. Tryptophan wirkt in unserem Organismus als Vorstufe von Serotonin, einem Botenstoff, der vor allem als Antidepressivum eingesetzt wird. Gerade Tryptophan wird nachgesagt, in bestimmten Gehirnbereichen auf den Gemütszustand einen eher positiven Effekt auszuüben und das Glücksgefühl zu fördern.

Rund 600 Aromen sorgen für ein Geschmackserlebnis

Störtkuhl vermutet allerdings, dass dies nicht der einzige Weg zu einer Stimmungsaufhellung ist. „Über die Geschmackswahrnehmung der Schokolade entsteht auch ein besonderes Geschmackserlebnis“, so der Biologe. Die Kakaobohne beinhalte etwa 600 flüchtige Aromen, die den typischen Schokoladengeschmack ausmachen. Diese Aromen werden im Mund freigesetzt.

Bakterien in unserem Mundraum spielen dabei eine wesentliche Rolle. Sie setzen die Moleküle, die sich in der Kakaobutter befinden, in kürzester Zeit in flüchtige Aromen um. Zusätzlich werden die in der Kakaobutter enthaltenen Aromen beim Schmelzen auf der Zunge freigesetzt und gelangen durch den Rachen in den Nasenraum, wo sie von Rezeptoren erkannt werden. „Diese wiederum senden daraufhin Signale zum limbischen System des Gehirns, welches unseren Gemütszustand steuert“, erklärt Störtkuhl.

Blick auf die Waage kann Glücksgefühl schmälern

Die Kombination aus Botenstoffen, Aromen und der Süße der Schokolade vermitteln dem Gehirn vornehmlich im limbischen System einen Glückszustand. Schokolade kann also zur Stimmungsaufhellung führen und einen glücksähnlichen Zustand hervorrufen. „Um dieses Glücksgefühl zu erhalten, sollte man aber in Kauf nehmen, dass man sich erhebliche Mengen Kalorien zuführt. Mit Blick auf seine eigene Körperform kann das unter Umständen das Glücksgefühl schmälern“, warnt der Schokoladenexperte.

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Veröffentlicht

Dienstag
07. April 2020
08:58 Uhr

Dieser Artikel ist am 4. Mai 2020 in Rubin 1/2020 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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