Reformen epochalen Ausmaßes seien nötig, damit die Kirche aus der Krise kommt, so zwei RUB-Theologen.
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Kirchliche Führungspraxis Wer entscheidet, wer was entscheidet?

Die Krise der katholischen Kirche als Führungskrise: Die gesamte Katholisch-Theologische Fakultät der RUB hat zum Buch darüber beigetragen.

Die aktuelle Krise der katholischen Kirche sei erkennbar eine Führungskrise, so lautet die These der Bochumer Theologen Prof. Dr. Matthias Sellmann, Professor der Pastoraltheologie an der RUB, und Dr. Benedikt Jürgens, Leiter des Kompetenzzentrums „Führung“ des Zentrums für Angewandte Pastoralforschung der RUB. Sie haben zu diesem Thema nun den Band „Wer entscheidet, wer was entscheidet? Zum Reformbedarf kirchlicher Führungspraxis“ in der Reihe „Quaestiones Disputatae“ des Herder-Verlags veröffentlicht. Ihr Fazit: Die Kirche muss Reformen epochalen Ausmaßes anstoßen.

Eine Krise der Entscheidungspraxis

Die grundlegende These des Buches lautet: Die Führungskrise ist im Kern eine Krise der Entscheidungspraxis. In der gegenwärtigen Form der römisch-katholischen Kirche sind Entscheidungen allein den geweihten Amtsträgern vorbehalten, die sich jedoch in Finanz- und Missbrauchsskandale verstrickt haben. „Wenn nun dieses Führungspersonal, das nach römisch-katholischem Verständnis eine sacra potestas, die heilige Vollmacht, für sich in Anspruch nimmt, unkontrolliert bleibt und unverantwortlich handelt, darf man sich nicht wundern, wenn die Führungskrise in eine Gotteskrise umkippt“, sagt Herausgeber Benedikt Jürgens. Kirchliche Verantwortliche müssten Reformen epochalen Ausmaßes anstoßen. Reformen sind Entscheidungen – Entscheidungen über Veränderungen, die aber lehramtlich und kirchenrechtlich durch Sakralisierungen blockiert sind. Sellmann erklärt: „Weil von der Unveränderlichkeit von Traditionen und bruchloser Kontinuität ausgegangen wird, werden teilweise Traditionen geradezu erfunden oder störende Traditionen verschleiert. Die dadurch entstandene Hermetik erschwert Reformen enorm oder macht sie sogar unmöglich.“

Vor diesem Hintergrund versammelt der Band Beiträge zur Führungsforschung aus sämtlichen theologischen Disziplinen und systematisiert sie zu einer Erkenntnislehre kirchlicher Entscheidungspraxis. „Dieser Band soll ein Anstoß sein, die derzeitige Blockade zu überwinden, und liefert damit einen wichtigen Beitrag zum Synodalen Weg der deutschen Kirche“, erklärt Benedikt Jürgens.

Veröffentlicht

Dienstag
08. Dezember 2020
10:46 Uhr

Von

André Wielebski

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