Psychologie Computertraining gegen Traumasymptome

Plötzlich wiederkehrende Erinnerungen können für Traumapatienten sehr belastend sein. Ein Bochumer Team sucht nach neuen Wegen, die Effekte von Psychotherapien zu verstärken.

Ein Computertraining zusätzlich zu einer Psychotherapie könnte helfen, die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu mindern. Das zeigten Forscherinnen und Forscher der RUB und ihre Kooperationspartner in einer randomisierten kontrollierten klinischen Studie mit 80 PTBS-Patientinnen und -Patienten. Mit dem computerisierten Interpretationstraining lernten die Betroffenen, wiederkehrende und belastende Traumasymptome weniger stark negativ zu bewerten und stattdessen als normal und Teil der Verarbeitung anzusehen. Die Ergebnisse beschreibt ein Team um Dr. Marcella Woud und Dr. Simon Blackwell vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie zusammen mit der Gruppe um Prof. Dr. Henrik Kessler von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum in der Zeitschrift Psychotherapy and Psychosomatics, online veröffentlicht am 23. Februar 2021.

Ein häufiges Symptom der posttraumatischen Belastungsstörung sind Intrusionen. Bilder des traumatischen Erlebnisses dringen plötzlich und unkontrollierbar wieder in das Bewusstsein, oft einhergehend mit starken sensorischen Eindrücken wie den Geräuschen oder bestimmte Gerüchen am Unfallort, wodurch es sich für die Patientinnen und Patienten so anfühlt, als ob sie das Trauma erneut erleben. „Das Erleben dieser Intrusionen bewerten die Patienten sehr negativ; sie haben Angst, den Verstand zu verlieren“, erklärt Marcella Woud. „Das Gefühl, keine Kontrolle über die Erinnerungen zu haben und das Erleben von verschiedensten negativen Emotionen, die mit Intrusionen einhergehen, machen diese noch belastender, was wiederum ihre negative Bewertung verstärkt.“

Satzvervollständigung hilft, Symptome neu zu interpretieren

Traumatherapien adressieren den Aspekt der Neubewertung daher gezielt. Das Bochumer Team wollte herausfinden, ob sich die Symptome durch ein Computer-basiertes Interpretationstraining zusätzlich reduzieren lassen und dadurch gleichzeitig mehr zu den zugrundeliegenden Mechanismen von negativen Bewertungen verstehen. Bei dem Training bekommen die Patienten Trauma-relevante Sätze am Computer gezeigt, die sie vervollständigen müssen. Zum Beispiel: „Seit dem Ereignis reagiere ich manchmal ängstlicher als sonst. Diese Reaktion ist ver_tändli_h.“

Aufgabe der Patienten ist es, die fehlenden Buchstaben des finalen Wortfragments zu ergänzen und damit den Sätzen systematisch eine positive Bewertung zu geben. Ziel ist es, ihnen zu zeigen, dass ihre Symptome normal und Teil des Heilungsprozesses sind.

Weniger Traumasymptome

Patienten, die an dem Interpretationstraining teilgenommen hatten, bewerteten Traumasymptome wie Intrusionen und ihre Gedanken bezüglich des Traumas anschließend weniger negativ als Patienten der Kontrollgruppe; außerdem zeigten sie in verschiedenen zusätzlichen Testverfahren weniger Symptome.

Veröffentlicht

Donnerstag
25. Februar 2021
09:48 Uhr

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