Eva Weber-Guskar setzt sich für den Austausch zwischen akademischer Philosophie und der Öffentlichkeit ein. © RUB, Kramer

Interview Was die Philosophie zu spezifischen Fragen beizutragen hat

In den Medien werden oft immer dieselben großen Namen gefragt. Die Online-Plattform PhilPublica bietet jenen Philosophinnen und Philosophen eine Plattform, die auf spezielle Fragen spezialisiert sind.

Die Online-Plattform PhilPublica will den Austausch zwischen der akademischen Philosophie und der Öffentlichkeit intensivieren. Wer stöbert, findet interessante Ansichten, Argumente und Profile. Prof. Dr. Eva Weber-Guskar, Inhaberin der Heisenbergprofessur für Ethik und Philosophie der Emotionen an der RUB, gehört zum Gründungsteam.

Frau Prof. Weber-Guskar, warum haben Sie mit Kolleginnen und Kollegen die Plattform ins Leben gerufen?
In der akademischen Philosophie werden viele Themen behandelt, die für gesellschaftspolitische Themen oder auch individuell wichtige Fragen relevant sind. Es besteht auch ein deutliches Interesse der breiteren Öffentlichkeit, davon etwas mitzubekommen und aufzunehmen. Doch in den Medien werden meist nur wenige, bekannte, große Namen zu allem Möglichen gefragt, anstatt dass man je nach spezifischer Thematik sich an jeweils dafür kompetente Personen in der Philosophie wenden würde.

Es gab zum größten Teil sehr positive Rückmeldungen aus der Zunft selbst.

Hier setzen wir an: Wir führen an einem Ort zusammen, wo und wie überall akademische Philosophie sich schon am breiteren öffentlichen Diskurs beteiligt; wir wollen jene in den Blick rücken, die zu spezifischen Fragen etwas Relevantes beizutragen haben, und wir wollen den akademisch Philosophierenden, die ihre Überlegungen gerne über die Wissenschaft hinaus vermitteln wollen, Unterstützung bieten, dies zu tun. Deshalb bietet die Plattform die zwei Seiten: Einmal „Publizierte Philosophie“ mit dem anwachsenden Archiv verlinkter Beiträge in online Publikumsmedien und einmal „Philosophie publizieren“ mit Kontaktadressen von Redaktionen, Hinweise zu möglichen Formaten und Ankündigungen von Philosophie-Journalismus-Workshops, die wir organisieren.

Wie wird die Plattform bisher angenommen – von Philosophinnen und Philosophen und anderen? Gab es Feedback?
Es gab zum größten Teil sehr positive Rückmeldungen aus der Zunft selbst. Wie es in der Öffentlichkeit angenommen und genutzt werden wird, muss sich erst noch herausstellen. Doch es gibt erste, vielversprechende Zahlen. Die Seite hat pro Tag 400 bis 1.000 Aufrufe und auf allen sozialen Netzwerken zusammen (Facebook, Twitter und Instagram) haben wir nach einem Monat 1.000 Follower.

Was kann Philosophie für die öffentliche Debatte tun? Was hat der oder die Einzelne davon, auf der Plattform zu stöbern?
Das Portal dient dem Austausch zwischen akademischer Philosophie und Öffentlichkeit. Es richtet sich an Leser*innen, die sich für allgemeinverständliche Texte über philosophische Themen interessieren, akademische Philosoph*innen, die ihre Themen in die Öffentlichkeit tragen wollen, und Medienvertreter*innen, die auf der Suche nach Autor*innen oder Gesprächspartner*innen aus der akademischen Philosophie sind.

Was wünschen Sie sich für PhilPublica? Was möchten Sie damit bewirken?
Mit der Initiative ist auch der Wunsch verbunden, das Bild der akademischen Philosophie in der Öffentlichkeit etwas zurechtzurücken. Philosophieren heißt nicht nur irgendwie assoziativ im großen Bogen über eine Frage nachzudenken, sondern es gibt bestimmte Methoden, die klare, nachvollziehbare Argumentationen und damit sehr präzisen gedanklichen Austausch ermöglichen.

Die Sprachphilosophie beispielsweise kann etwas zum Umgang mit dem Begriff des Rassismus oder der Rasse beitragen, die Erkenntnis- und Wissenschaftsphilosophie kann helfen zu verstehen, was genau wissenschaftliche Wissensproduktion ist (was während der Pandemie besonders wichtig ist), die Ethik kann Übersichten über die normativen Entscheidungsoptionen und ihre Begründungszusammenhänge liefern.

Veröffentlicht

Montag
19. April 2021
09:11 Uhr

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