Neuer Forschungsverbund Kulturen des Kompromisses
Was ist nötig, damit sich mehrere Parteien so einigen, dass alle zufrieden sind? Forschende dreier Universitäten gehen diese Frage an.
Es geht im Leben nicht ohne Kompromisse – aber wie gelingt so eine Einigung? Was sind die Voraussetzungen? Wo haben Kompromisse ihre Grenzen? Diese Fragen ergründet ein interdisziplinäres Forschungsteam der drei Universitäten Duisburg-Essen (UDE), Münster (WWU) und Bochum (RUB). Sprecher der Projektbeteiligten an der RUB ist Prof. Dr. Constantin Goschler vom Historischen Institut. Das Projekt startet Anfang November 2021 und wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für drei Jahre mit 2,1 Millionen Euro gefördert. Die drei Universitäten bündeln ihre Expertise zum Aufbau eines langfristigen Forschungsfelds.
Sorgen um Kompromissfähigkeit und -bereitschaft
Der Soziologe Georg Simmel bezeichnete den Kompromiss, der für uns „zu der alltäglichen und selbstverständlichen Lebenstechnik“ gehöre, als „eine der größten Erfindungen der Menschheit.“ Während aber die Bedeutung des Kompromisses für die Funktionsfähigkeit moderner Gesellschaften als zentral angesehen wird, wachsen zugleich die Sorgen vor einer abnehmenden Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss.
Der neue Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“ will daher im Vergleich zwischen verschiedenen Kulturen und Zeiten systematisches Wissen über die sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen von Kompromissen erforschen. „Damit reagieren wir zugleich auf den gesellschaftlichen Bedarf an praktischem Reflexions- und Handlungswissen“, sagen die drei Projektverantwortlichen Ute Schneider (UDE), Ulrich Willems (WWU) und Constantin Goschler (RUB). „So wollen wir in diesem neuen Forschungsschwerpunkt Charakteristika und Varianten, Kontexte und Praktiken, soziale, politische und kulturelle Voraussetzungen, aber auch die Dauer und Stabilität sowie Leistungsfähigkeit und Grenzen von Kompromissen untersuchen.“