Forschungsdaten fallen in vielen Disziplinen und in vielen Formen an. Das bringt einige Herausforderungen mit sich. © RUB, Marquard

Förderung Mehr Power für die gemeinsame Nutzung von Forschungsdaten

Insgesamt elf Konsortien mit Beteiligung der Ruhr-Universität Bochum erhalten mittlerweile eine Förderung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur.

Auf der Conference on Research Data Infrastructure haben sich Mitte September 2023 erstmals Akteurinnen und Akteure zur Zukunft des Forschungsdatenmanagements ausgetauscht. Mit dabei waren auch zahlreiche Mitglieder der Ruhr-Universität Bochum aus verschiedenen Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur, kurz NFDI. Wissenschaftliche Daten können in vielen Formaten vorliegen, was die Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg erschweren kann. Ziel ist es, die Daten künftig so zu speichern, dass sie auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar sind, womit sie den sogenannten FAIR-Prinzipien entsprechen würden.

FAIR-Prinzipien

Das Akronym FAIR steht für findable, accessible, interoperable und reusable – vier Eigenschaften, die Forschungsdaten idealerweise erfüllen sollten.

  • Findable: Um sowohl für Menschen als auch für Computer leicht auffindbar zu sein, sollten Daten mit Metadaten beschrieben werden sowie einen Identifier erhalten.
  • Accessible: Die Daten sollten für berechtigte Personengruppen leicht zugänglich sein.
  • Interoperable: Es sollte möglich sein, die Daten auch in anderem Kontext zu verstehen.
  • Reusable: Das große Ziel der FAIR-Prinzipien ist, dass einmal gewonnene Daten wiederverwendet werden können, um sie zum Beispiel mit anderen Datensätzen zusammenzubringen und neu zu analysieren. Zu diesem Zweck müssen sie gut beschrieben und die Möglichkeiten ihrer Nutzung müssen gekennzeichnet sein.

Insgesamt elf NFDI-Konsortien mit Beteiligung der Ruhr-Universität Bochum werden bereits von Bund und Land gefördert. Drei davon kamen in der bislang letzten 2022er-Antragsrunde hinzu. 2023 ist die RUB außerdem dem Konsortium NFDI4Earth beigetreten. An jedem der Konsortien wirken viele Forschungsstandorte in ganz Deutschland mit.

Die neusten Konsortien mit Bochumer Beteiligung

Die Auswirkungen des menschlichen Handels auf die Natur sind global und unübersehbar. Daher diskutieren Forschende zurzeit, ob die Menschheit sich schon in einem neuen geologischen Zeitalter, dem Anthropozän, befindet. Die Ursachen für diese Große Beschleunigung sind komplex und betreffen alle Sphären des Erdsystems. Erdsystemwissenschaftler*innen arbeiten in internationalen und interdisziplinären Netzwerken mit dem übergeordneten Ziel zusammen, die Funktionsweise und die Wechselwirkungen innerhalb des Erdsystems zu verstehen und die vielfältigen Herausforderungen des globalen Wandels zu bewältigen. Das Konsortium NFDI4Earth möchte daher einen fairen, kohärenten und offenen Zugang zu allen relevanten Erdsystemdaten, zu innovativem Forschungsdatenmanagement und zu Methoden der Datenwissenschaft bieten. Von der Ruhr-Universität sind die auf die Analyse von Geodaten spezialisierten Forschenden Prof. Dr. Andreas Rienow und Dr. Valerie Graw von der Fakultät für Geowissenschaften beteiligt.

Am Konsortium NFDI4Immuno ist das Team von Prof. Dr. Nina Babel vom Universitätsklinikum Marien-Hospital Herne beteiligt. Der Schwerpunkt des Verbundes liegt auf immunologischen Daten. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Sequenzierungsdaten von Immunrezeptoren und Daten aus der Durchflusszytometrie, einer Methode, mit der sich die Menge und Verteilung von einzelnen Zellen im Blut erfassen lässt. Die Daten stammen hauptsächlich von Menschen und Mäusen, es werden aber auch Daten von anderen Tierarten gespeichert – und zwar in einheitlichen Datenablagesystemen. So können Forschende künftig besser definieren, was ein gesundes Immunsystem ausmacht, und somit leichter krankheitsrelevante Immunmerkmale entdecken. Die Daten werden auch Künstliche Intelligenz sensitiver machen und dadurch die Diagnostik verbessern. Die Forschenden kommen unter anderem aus den Bereichen Medizin, Bioinformatik, Tumorforschung und Zoonosen. Das Budget beläuft sich auf 14 Millionen Euro über fünf Jahre.

Das Konsortium NFDI4Objects befasst sich mit dem materiellen Erbe der Menschheits- und Umweltgeschichte von rund drei Millionen Jahren. Es ist am Datenlebenszyklus archäologischer Objekte ausgerichtet: von der Bergung über die Sammlung zur Analyse und dem Erhalt der Objekte. Viele Disziplinen tragen bei, unter anderem verschiedene Archäologien, Anthropologie, Bauforschung, Archäobotanik, -zoologie, -genetik und -physik. Aus Bochum sind in Verbindung mit dem Kooperationspartner Deutsches Bergbau-Museum Bochum Prof. Dr. Thomas Stöllner und Prof. Dr. Constance von Rüden vom Institut für Archäologische Wissenschaften beteiligt.

Ebenfalls mit historischen Daten befasst ist das Konsortium NFDI4Memory. Hier geht es nicht nur um die Daten selbst, sondern auch um den historischen Kontext, in dem die Daten ursprünglich entstanden und später gesammelt wurden. Von der Ruhr-Universität sind Prof. Dr. Frederik Elwert, Prof. Dr. Kianoosh Rezania und Prof. Dr. Jessie Pons vom Centrum für Religionswissenschaftliche Studien, kurz CERES, beteiligt. Neben der Geschichtswissenschaft sind auch viele Regionalwissenschaften oder die Religionswissenschaft an dem Konsortium beteiligt. NFDI4Memory bindet zudem explizit Kulturerbe-Einrichtungen wie Archive und Museen ein, um neue Lösungen für den physischen wie digitalen Zugriff auf historische Datenbestände zu entwickeln. Das CERES leistet dabei insbesondere einen Beitrag zu Fragen außereuropäischer und religionsbezogener Forschung.

Weitere NFDI-Konsortien mit Beteiligung der Ruhr-Universität

Über die Nationale Forschungsdateninfrastruktur

Die nationale Forschungsdateninfrastruktur NFDI soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie national und international vernetzen. Sie wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden und einen zukunftsorientierten Rahmen für das Forschungsdatenmanagement entwickeln. Für Aufbau und Förderung der NFDI stellen Bund und Länder von 2019 bis 2028 jährlich bis zu 90 Millionen Euro im Endausbau bereit.

Ein eigenes System für das Forschungsdatenmanagement

Die Ruhr-Universität Bochum hat mit „RDMS“ in den vergangenen Jahren ein eigenes System für das Management von Forschungsdaten entwickelt – speziell ausgerichtet an den Bedürfnissen von Anwenderinnen und Anwendern. Die Research Data Services unterstützten bei allen Fragen rund um das Datenmanagement.

Veröffentlicht

Montag
18. September 2023
09:21 Uhr

Teilen