Serie Let’s Europe
Open Science steht für eine offene, transparente, nachvollziehbare Forschung über Grenzen hinweg. © RUB, Marquard

Open Science Summer Für eine gelebte offene Wissenschaft

Die Europäische Union setzt sich für eine stärkere Verankerung von Open Science ein. Die RUB Research School und UNIC eröffnen Nachwuchsforschenden einen europäischen Diskussionsraum.

Eine offene Wissenschaft und der freie Zugang zu Forschungsergebnissen spielt für die europäische Union (EU) eine immer größere Rolle. Mit verschiedenen Maßnahmen, wie der European Open Science Cloud (EOSC), soll Open Science stärker verankert und Europa zum globalen Vorreiter werden. Junge Forschende, die erste Kompetenzen im Bereich Open Science aufbauen wollen, finden bei der RUB Research School vielfältige Qualifizierungsangebote.

Vom 6. Juni bis zum 28. Juni 2024 geben europäische Expert*innen ihr Fachwissen, ihre Erfahrungen und praktische Fähigkeiten beim Open Science Summer @UNIC4ER weiter. Im Interview geben Dr. Sarah Gemicioglu und Dr. Ursula Justus von der RUB Research School Einblicke in die Potenziale von Open Science und die Vorteile eines europäischen Netzwerks.

Was genau versteht man unter Open Science?
Sarah Gemicioglu: Open Science umfasst all das, was Wissenschaft offen macht und transparent gestaltet. Das umfasst den gesamten Zyklus wissenschaftlichen Schaffens, angefangen beim Forschungsdesign bis zur Veröffentlichung und Weiternutzung der Forschungsdaten. Die eigene Forschung wird so gestaltet, dass Forschungsdaten fair, transparent und nachnutzbar und Forschungsergebnisse offen zugänglich und nachvollziehbar sind. Auch wissenschaftliche Publikationen müssen offen zugänglich sein, damit ein Diskurs entstehen kann und alle an diesem Diskurs teilhaben können. Das schließt sowohl andere Forschende, auch in den entlegensten Ecken der Welt, ein, ebenso wie Bürgerinnen und Bürger, wenn es um partizipative Forschung geht.

Sarah Gemicioglu und Ursula Justus setzen sich bei der RUB Research School für das Thema Open Science ein (von links). © RUB, Marquard

Also sind Begriffe wie Open Innovation ein Teil der Open-Science-Idee?
Ursula Justus: Genau. Wir folgen der Diskussion im europäischen Forschungsraum und verstehen Open Innovation beispielsweise als einen wichtigen Bestandteil offener Forschung. Es geht darum, wie Forschende in offenen, partizipativen Kontexten gemeinsam mit Partner*innen außerhalb der Forschung Innovation gestalten können und sich für Forschung mit und für die Gesellschaft engagieren.

Warum ist Open Science für Gesellschaften wichtig?
Sarah Gemicioglu: Mit Open Science ist ein Nachhaltigkeitsaspekt verbunden, insbesondere in der Frage, wie Erkenntnisse offen zugänglich aber auch langfristig auffindbar und nachnutzbar gemacht werden können. Open Science birgt daher die große Chance, Erkenntnisse zeitnah und unabhängig von ihrem Publikationsort auffindbar zu machen. Diese Perspektive möchte der Open Science Summer unter anderem mit den Teilnehmenden diskutieren.

Mit dem europäischen Kompetenzrahmen wurden Open Science Praktiken zum ersten Mal in einem professionellen Kompetenzprofil verortet.


Ursula Justus

Und welche Rolle spielt Open Science in der Europäischen Union?
Ursula Justus: Im europäischen Kontext ist es interessant zu sehen, dass Open Science in den verschiedenen Forschungsräumen, -gemeinschaften und institutionellen Rahmen sehr unterschiedlich selbstverständlich ist. Mit dem europäischen Kompetenzrahmen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der 2022 vom Europäischen Parlament verabschiedet worden ist, wurden Open Science Praktiken zum ersten Mal in einem professionellen Kompetenzprofil verortet. Offene Wissenschaft hat für die Europäische Kommission eine hohe Priorität im Rahmen der Forschungs- und Innovationsförderung. Inzwischen unterstützen viele Förderorganisationen offene Forschungspraktiken.

Sarah Gemicioglu: Wissenschaftler*innen im europäischen Forschungsraum orientieren sich dahingehend, dass Open Science in ihrem Forschungsalltag und Forschungsselbstverständnis immer stärker verankert wird. Gleichzeitig setzt sich die europäische Initiative Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) für eine erweiterte Bewertung von Forschung, Forschenden und Forschungseinrichtungen ein. Sie spricht sich für Bewertungskriterien und -verfahren aus, die eine angemessene Anerkennung offener Forschungspraktiken ermöglichen.

Wir möchten junge Forschende früh für die sich noch etablierenden Forschungspraktiken sensibilisieren und qualifizieren.


Ursula Justus


Möchte die RUB Research School deshalb Nachwuchswissenschaftler*innen für Open Science sensibilisieren?
Ursula Justus: Als Research School unterstützen wir Promovierende und Postdocs aller Forschungsbereiche mit außer- und überfachlichen Angeboten. Unser Anliegen ist es, junge Forschende früh für die sich noch etablierenden Forschungspraktiken und Diskussionen zum Thema Open Science zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Sie sollen sich informieren und selbstreflektiert entscheiden können, ob und wie sie Open Science für ihre eigene Forschung nutzen können. Daher zeigen wir in Podiumsdiskussionen, Expert*inneninputs und Workshops die grundlegenden Ideen, Möglichkeiten, aber auch Anforderungen, Techniken, und Tools auf. Wir freuen uns im Rahmen des UNIC4ER-Projekts, diesen Baustein umsetzen zu dürfen.

Sarah Gemicioglu: Die Möglichkeit, eigene Forschung offen zu gestalten, bietet sich für alle Forschungsbereiche an, auch wenn dies sehr unterschiedliche Forschungspraktiken mit sich bringen.Wir möchten fachübergreifend ein Bewusstsein dafür schaffen, was Daten und Forschungsergebnisse in den verschiedenen Forschungsbereichen sind, wie diese für das jeweilige Projekt organisiert und welche Daten offen zugänglich und nachnutzbar gemacht werden können.

UNIC ist für uns ein europäisches Expert*innennetzwerk, das viele knüpfungspunkte zu dem Thema Open Science bietet.


Sarah Gemicioglu

Sie haben UNIC4ER erwähnt. Was ist das Besondere an Ihrer Zusammenarbeit mit UNIC?
Sarah Gemicioglu: Mit UNIC und den insgesamt zehn Universitäten kommen wir mit Expert*innen in den Austausch, die aus ihren Wissenschaftssystemen und Forschungseinrichtungen unterschiedliche Expertisen sowie den aktuellen Stand der Diskussionen mitbringen. UNIC ist für uns auch ein europäisches Expert*innennetzwerk, das viele thematische Anknüpfungspunkte sowie einen Erfahrungsaustausch zu dem Thema Open Science für unsere Arbeit bietet. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, Angebote zu organisieren, die Promovierende und Postdocs der beteiligten Forschungseinrichtungen vernetzen.

Ursula Justus: Den Austausch mit den Expert*innen des europäischen UNIC-Netzwerks sehen wir als Möglichkeit, sich über Ländergrenzen hinweg über das Verständnis von Open Science auszutauschen und aktuelle Entwicklungen gemeinsam zu diskutieren. Dadurch können wir die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Wissenschaftssysteme, Hochschulsysteme und Fächerkulturen berücksichtigen. Für die Teilnehmenden des Open Science Summers wird es spannend sein zu sehen, wo die unterschiedlichen forschungspraktischen Aspekte in den beteiligten europäischen Forschungsgemeinschaften verortet sind.

Worum geht es genau bei Open Science Summer?
Ursula Justus: Mit dem Open Science Summer bieten wir eine Veranstaltungsreihe an, die Promovierenden und Postdocs im UNIC-Netzwerk die Möglichkeit gibt, sich über Open Science und die aktuellen Entwicklungen zu informieren, wichtige Aspekte und aktuelle Umsetzungen zu diskutieren und das eigene wissenschaftliche Selbstverständnis zu profilieren. Wir möchten Promovierende darin unterstützen, sich über die wichtigsten Grundlagen für offene Forschung zu erkundigen und gemeinsam mit Expert*innen kritisch zu reflektieren.

Sarah Gemicioglu: Wir möchten einen Diskussionsraum ausdrücklich für Wissenschaftler*innen am Anfang ihrer Karrieren bereitstellen, in dem sie all ihre Fragen stellen können. Beim Open Science Summer haben wir Gäste, die unter anderem in der CoARA-Initiative aktiv involviert waren. Sie können einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen, was im Rahmen dieser europäische Initiative diskutiert wurde, was vielleicht auch nicht konsensfähig war und wo es zukünftige Entwicklungsperspektiven gibt.

Europa versteht sich als gemeinsamer Forschungsraum, der den freien Austausch von Forschenden, Wissen und Technologien ermöglicht.


Ursula Justus

Open Science in Europa bedeutet für mich...
Ursula Justus: Europa versteht sich als gemeinsamer Forschungsraum, in dem Wissenschaftler*innen gemeinsam forschen und der den freien Austausch von Forschenden, Wissen und Technologien ermöglicht. In diesem Forschungsraum können Initiativen wie die CoARA Initiative oder der europäische Kompetenzrahmen für Forschende gemeinsam entwickelt und diskutiert werden sowie Verbünde wie UNIC aufgebaut und wissenschaftlich verbindend gelebt werden.

Sarah Gemicioglu: Direkter wissenschaftlicher Austausch findet über Ländergrenzen hinweg statt, beispielsweise auf Konferenzen, während Forschungsaufenthalten und Kooperationen. Er findet aber maßgeblich auch in Publikationen und der Bezugnahme auf bereits veröffentlichte Forschungsergebnisse, einschließlich der entsprechenden Zitationen, statt. Hier existieren Hürden in der Zugänglichkeit und Auffindbarkeit von Ergebnissen. Mit einer gelebten Open-Science-Kultur können diese Hürden abgebaut werden. Dieser besonders auf europäischer Ebene initiierte Wandel erlaubt den Wissenschaftler*innen einen unimittelbaren, umfassenden Austausch und eine gelebte offene Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.

Neugierig geworden?

Vom 6. - 28. Juni 2024 lädt die RUB Research School zum Open Science Summer ein. In Online-Trainings und Expertenrunden erfahren Teilnehmende hier alles, was sie über das Thema Open Science wissen möchten.

Die Workshops richten sich an Doktorand*innen und Postdocs, eine Teilnahme ist aber offen für alle. Die Veranstaltung wird gefördert durch UNIC4ER.

Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm gibt es hier.

Über UNIC

UNIC ist ein internationaler Zusammenschluss von mittlerweile zehn europäischen Universitäten, die sich gemeinsam der Förderung der studentischen Mobilität und der Etablierung eines europaweiten Campus verschrieben haben.

Neben der Ruhr-Universität Bochum gehören die Universitäten aus Bilbao, Cork, Istanbul, Liège, Łódź, Malmö, Oulu, Rotterdam und Zagreb zu UNIC. Gefördert wird die Europäische Hochschule UNIC von der Europäischen Kommission im Rahmen einer Leitinitiative der europäischen Hochschulstrategie.

Veröffentlicht

Dienstag
21. Mai 2024
10:07 Uhr

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