Serie Standpunkt

Prof. Dr. Andreas Löschel hat den RUB-Lehrstuhl für Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit inne. Ein Besuch des sogenannten brennenden Berges Yanar Dagh (im Bild) und des Feuertempels in Baku waren für den Energie-Experten ein Muss auf der COP29 Aserbaidschan.

© Andreas Löschel

Klimaschutz Ernüchternde Ergebnisse

Der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Ruhr-Universität, Prof. Dr. Andreas Löschel, war als unabhängiger Beobachter bei der UN-Klimakonferenz in Baku vor Ort. Hier teilt er seine Erfahrungen mit uns.

Alle Jahre wieder treffen sich im November die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention zur Weltklimakonferenz, diesmal in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Im Zentrum stehen dabei die zwischenstaatlichen Verhandlungen zum Klimawandel. Schließlich hatten sich die Staaten der Welt im Pariser Klimaschutzabkom­men im Jahr 2015 verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad Celsius, zu begrenzen. Doch schon die Wahl der Präsidentschaft, die zwischen den fünf UN-Regionen iteriert, hat für Aufmerksamkeit gesorgt: Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten richtete wieder ein Land die Konferenz aus, dessen Staatseinnahmen maßgeblich von fossilen Energieträgern abhängen. Diese Diskussion ebbte über die ganze Konferenz hinweg nicht ab. 

Das Klimafinanzierungsziel blieb deutlich hinter den Wünschen und Notwendigkeiten zurück.

Herausgekommen sind Kompromisse, die die Grenzen des globalen Ansatzes aufzeigen, mit der Dynamik des Klimawandels Schritt zu halten. So wurde zwar ein neues Klimafinanzierungsziel vereinbart – die Industrieländer erklärten sich bereit, die Entwicklungsländer bis 2035 mit jährlich zumindest 300 Milliarden Dollar für die Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen, dieses blieb aber deutlich hinter den Wünschen und wohl auch Notwendigkeiten zurück. Die geforderten 1,3 Billionen Dollar wurden als Zielmarke ab 2035 zwar formuliert, das Wer, Wie und Was blieben aber unklar. 

Über die Weiterführung der globalen Bestandsaufnahme gab es keine Einigung.

Auch über die Weiterführung der globalen Bestandsaufnahme gab es keine Einigung. Diese fand – mit ernüchterndem Ergebnis – zum ersten Mal bei der COP28 in Dubai statt und soll nun alle fünf Jahre festhalten, welche Fortschritte bei der Erreichung der Ziele des Pari­ser Abkommens in den Bereichen Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel und Klimafinanzierung gemacht wurden. Über die letztjährige Aufforderung an alle Länder, einen Beitrag zur „Abkehr von fossilen Brennstoffen“ zu leisten, kam es zu einem heftigen Streit und letztlich bleibt unklar, wie es weiter geht. 

Immerhin gelang nach zehn Jahren die Regeln zum Artikel 6 des Pariser Abkommens zu den globalen Kooperationsmechanismen abzuschließen. So wurde deutlich, dass neben der Entwicklung globaler Konsensregeln auch weiterreichende Abkommen von einzelnen Staaten angegangen werden müssen. Der von Deutschland initiierte internationale Klimaclub wäre hierfür ein mögliches Forum, das es zu revitalisieren gilt.

Hinter den Kulissen

"Jenseits der Klimaverhandlungen sind die Klimakonferenzen das größte globale Forum zu Fragen des Klimawandels. Neben den Regierungsvertretern trifft sich eine große Anzahl von Vertretern der Zivilgesellschaft: von Unternehmen über Umweltgruppen, indigene Völker, Behördenvertreter, Jugendgruppen, Gewerkschaften bis hin zu Forschungsinstituten und Universitäten. 

Als Nachhaltigkeitsbeauftragter habe ich mich dafür eingesetzt, dass auch die Ruhr-Universität Bochum seit diesem Jahr als Beobachterorganisation zum UNFCCC-Prozess zugelassen ist. Damit kann sie zunächst einen Vertreter als Beobachter zur Teilnahme an UNFCCC-Sitzungen entsenden. Für mich war es die elfte Teilnahme, einmal als Verhandler für die Delegation der Europäischen Union und zehn Mal als Observer für das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, die Universität Münster und jetzt die Ruhr-Universität. 

Neben den Verhandlungen gibt es eine große Anzahl von Side Events, die es den Teilnehmern erlauben, mit den Vertragsparteien und anderen Teilnehmern Wissen auszutauschen, Netzwerke aufzubauen und sich über Handlungsoptionen auszutauschen. Ich konnte bei einem Side Event des Just Transition Centers der Universität Halle über die Bedeutung von Innovationen in Energieszenarien und bei einem eigenen Side Event mit der Azerbaijan State University of Economics (UNEC) über klimaneutrale Energiesysteme sprechen. 

Der Austausch mit den Studierenden und Professoren vor Ort war für mich besonders gewinnbringend. Nicht nur gab es allgemein großes Interesse an einer Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum, speziell im Bereich erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff sahen die Kollegen große Potenziale für den wissenschaftlichen Austausch und für ihr Land. Das stimmt dann doch optimistisch."

Veröffentlicht

Dienstag
03. Dezember 2024
13:33 Uhr

Von

Prof. Dr. Andreas Löschel

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