Ines Lenze freut sich, dass 2025 tausende studentische Spitzensportler und -sportlerinnen aus aller Welt nach Bochum kommen könnten.
© RUB, Kramer

Universiade 2025 „Wir schreiben Sportgeschichte“

Der weltgrößte studentische Sportwettbewerb kommt womöglich ins Rhein-Ruhr-Gebiet. Und die Leiterin des Hochschulsports Bochum ist mittendrin.

Am 28. September 2020 haben die Bundesregierung und die NRW-Landesregierung ihre Unterstützung der Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region als Ausrichtungsort der Sommer-Universiade 2025 verkündet. Die Universiade ist das größte studentische Spitzensportevent der Welt und damit die weltweit größte Multisportveranstaltung nach den Olympischen Sommerspielen.

Neben Düsseldorf, Duisburg, Essen, Krefeld und Mülheim wäre auch Bochum Austragungsort. Zudem ist die Leiterin des Hochschulsports Bochum, Ines Lenze, an der Bewerbung und Organisation beteiligt. Im Interview erzählt sie, warum die Universiade 2025 für die RUB weit mehr als nur ein aufregendes Sportevent wäre. Deutschland war bisher erst einmal Gastgeber, im Sommer 1989 in Duisburg.

Ines Lenze, was haben Sie in dem Moment gemacht und gedacht, als die Nachricht kam, dass die Landesregierung und die Bundesregierung die Bewerbung des Rhein-Ruhr-Gebiets für die Universiade 2025 unterstützen?

Ich war im Urlaub und saß vor einem kleinen Kaminfeuer bei der dritten Tasse Kaffee, als mein Handy eine Whatsapp-Nachricht meldete. Darin hieß es von den Verantwortlichen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh), dass am Nachmittag eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht wird. „Ist nicht wahr!“ und „Endlich!“ waren meine ersten Gedanken.

Geduldsprobe

Wir haben so lange darauf hingearbeitet und waren Anfang März noch optimistisch, dass es sehr bald eine positive Nachricht aus der Politik geben würde. Dann kam der Shutdown und eine sehr lange Geduldsprobe.

Warum ist diese Entscheidung für den Hochschulsport Bochum und die RUB so bedeutend? Was macht die Universiade so besonders?

Durch die Universiade kommt das Ausrichterland mit weit über 100 Nationen und deren nationalen Hochschulsportverbänden und studentischen Athletinnen und Athleten in Kontakt. Das bietet sport- und regionalpolitisch einmalige Chancen. Zudem macht eine Universiade die Verbindung von Bildung, Wissenschaft und Spitzensport einzigartig. Mit einer Universiade findet immer ein internationaler, mehrtägiger Wissenschaftskongress statt, auf den bereits in den Jahren davor mit flankierenden Veranstaltungen hingearbeitet und auf den weltweit aufmerksam gemacht wird.

Für den Hochschulsport Bochum machte sich schon die bisherige Vorbereitung positiv bemerkbar: Gemeinsam mit der Fakultät für Sportwissenschaften haben wir Gespräche zur Sportstättenentwicklung intensivieren können. Das wird unseren Kursteilnehmenden zugutekommen. Zudem fand unser Vorhaben, dass die RUB sich auf die Ausrichtung der Europäischen Hochschulmeisterschaft im Handball 2023 bewirbt, in der Hochschulleitung großen Zuspruch, da wir die Meisterschaft dann als Testevent für die Universiade nutzen können.

Als Partnerhochschule des Spitzensports können wir froh und stolz auf die derzeit rund 50 Kaderathletinnen und -athleten sein, von denen einige bereits erfolgreich an Universiaden teilgenommen haben. Falls die Universiade zu uns kommt, können wir auch hier unsere Förderleistungen nochmal intensivieren.

Die Entscheidung ist aber auch insgesamt für alle Hochschulsporteinrichtungen in NRW bedeutend. Sie ist eine riesige Chance, noch stärker auf unsere vielfältigen Leistungen aufmerksam zu machen: Breiten- und Gesundheitssport für hunderttausende Hochschulangehörige und die Förderung des studentischen Spitzensports.

Wie haben Sie und die Verantwortlichen im adh auf diese Entscheidung hingearbeitet?

Vorstand und Geschäftsstelle des adh haben 2018 nach Verabschiedung des Koalitionsvertrages der Bundesregierung unmittelbar reagiert. Dort steht nämlich, dass es eine „langfristig angelegte Strategie für Sportgroßveranstaltungen, insbesondere Olympische und Paralympische Spiele sowie Universiaden“ geben soll. Den Ball haben wir sofort aufgenommen und der Verband hat seinerseits eine Strategie entwickelt, um die Bundespolitik, die lokale Sportpolitik, die Spitzenfachverbände, den Deutschen Olympischen Sportbund und die relevanten Netzwerke und Gremien der Hochschulen von Beginn an miteinzubeziehen.

Zwar ist der adh am Ende des Tages die einzige Instanz, die satzungsgemäß die Bewerbung bei der „Fédération Internationale du Sport Universitaire“ (FISU), dem Weltdachverband des Hochschulsports, einreicht, aber natürlich braucht es die denkbar breiteste politische und strukturelle Unterstützung und den Willen, diese große, spannende Herausforderung gemeinsam zu stemmen – organisatorisch wie finanziell.

So ging es Schritt für Schritt erstmal bis zum ersten großen Meilenstein im Sommer 2019. Nach einer durch eine Agentur durchgeführte Potenzialanalyse verschiedener Ausrichterstädte und -regionen wurde als Ergebnis das Rhein-Ruhr-Gebiet ins Rennen geschickt. Ab diesem Moment wurde dann auch überlegt, wie die Universiade als eigenständige Sportgroßveranstaltung und gleichzeitig als Generalprobe für mögliche Olympische Spiele 2032 platziert werden kann.

Zur Person

Ines Lenze ist seit 2009 Teil des Hochschulsports Bochum, seit 2010 als Leiterin. Schon lange engagiert sich Lenze im adh und in der Landeskonferenz NRW für den Hochschulsport. Sie nahm bereits an vier Universiaden teil. 2007, 2009 und 2011 war sie als Disziplinchefin Tischtennis verantwortlich für die deutschen Athletinnen und Athleten in dieser Sportart. 2015 war sie stellvertretende Delegationsleitung für das Deutsche Team.

Ich selbst bin Universiade-Beauftragte der Landeskonferenz NRW für den Hochschulsport. In dieser Funktion sorge ich für die Kommunikation in unserem NRW-Hochschulsportnetzwerk und in den Hochschulen und überlege zusammen mit dem adh-Vorstand, welche spezifischen Potenziale in den Hochschulstandorten liegen. Außerdem bin ich bei Gesprächen und Terminen dabei. Das sind für mich persönlich auch ganz besondere Momente.

Am 8. Oktober 2020 sind der adh-Generalsekretär Dr. Christoph Fischer und ich zum Beispiel anwesend, wenn der Landtag seinen Beschluss zum fraktionsübergreifenden Antrag an die Landesregierung fasst. Das ist innerhalb Deutschlands eine der letzten großen Hürden. Ich halte es nicht für übertrieben, zu sagen: Da schreiben wir Sportgeschichte.

Wie sieht der weitere Zeitplan der Bewerbung aus?

Anfang November reist eine Delegation der FISU zum „technical visit“ an, sofern sich an den Reiseeinschränkungen nichts ändert. Dann wird es weitere Abstimmungsgespräche zwischen allen Beteiligten aus Politik und Sport geben. Die vorgesehenen Wettkampfstätten und einige Unterkünfte werden inspiziert.

Im Frühjahr 2021 fällt die Entscheidung

Die Ergebnisse dieses Besuchs fließen dann in die nächsten Entscheidungen und vor allem in die Erstellung des Bewerbungsdossiers ein. Anfang nächsten Jahres müssen wir bei der FISU dieses „bid book“ dann einreichen, damit das Exekutivkomitee in seiner Frühjahrssitzung formal über den Zuschlag entscheiden kann.

Parallel planen wir den Aufbau der Organisationsstruktur, damit wir sehr schnell nach der hoffentlich positiven Entscheidung der FISU in die konkrete Umsetzung gehen können. Ab da wären es nur noch gut vier Jahre bis zum Event – das ist angesichts der Größe und Komplexität dieser Veranstaltung herausfordernd.

Was tun Sie, falls im Frühjahr 2021 die Zusage der FISU kommt?

Laut jubeln. Hoffentlich „in Präsenz“ mit vielen Menschen anstoßen, die für diesen Erfolg gesorgt haben. Einen halben Tag innehalten und versuchen zu realisieren, dass wir ein bedeutendes Kapitel Sportgeschichte geschrieben haben. Und dann eine Seite weiterblättern und hoffentlich an den nächsten Kapiteln mitschreiben.

Veröffentlicht

Donnerstag
08. Oktober 2020
13:42 Uhr

Von

Tabea Steinhauer (tst)

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