UNIC CityLab Vielfalt braucht Strukturen

Gemeinsam diskutierten Bochumer Akteure beim UNIC CityLab die Themen Diversität und Rassismus in Institutionen.

Andere Stimmen zu hören und sich selbst nicht für die Normalität zu halten, darum ging es beim UNIC CityLab zum Thema „Diversität und Rassismus“. Am 10. August 2023 kamen zahlreiche Menschen aus Bochums Wissenschaft, Wirtschaft und Stadtverwaltung in der Rotunde zusammen. Gemeinsam wurde überlegt, wie und wo sich rassismuskritische Strukturen in der Gesellschaft verankern lassen.

Neue Perspektiven bereichern

„Diversität hat zwei Richtungen“, erklärt Prof. Dr. Isolde Karle, Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung der Ruhr-Universität Bochum, in ihrer Eröffnungsrede. „Zum einen geht es darum, Vielfalt wahrzunehmen, zu schätzen und zu würdigen." Die Wissenschaft profitiere von diversen Perspektiven. Als Beispiel hierfür nannte Karle das Institut für Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität – das erste seiner Art in Deutschland, das Krankheiten und ihre Therapien diversitätssensibel betrachtet.

„Diversität kann allerdings auch durch neuentstehende Konkurrenzen als Bedrohung wahrgenommen werden. Ab- und Ausgrenzungen führen dann zu Diskriminierung", fährt Karle fort. Ziel der Ruhr-Universität sei es deshalb, Vorurteilsstrukturen zu bekämpfen und Talente unabhängig ihrer Herkunft zu entwickeln und zu fördern.

Die Realität ist bunt

Die Lebensrealität der Bochumer Bürgerinnen und Bürger ist geprägt von Vielfalt. Zu diesem Schluss kommt Dietmar Dieckmann, Dezernent für Bildung, Inegration, Kultur und Sport der Stadt Bochum. „Ungefähr ein Drittel der Menschen in Bochum hat eine internationale Familiengeschichte", berichtet der Dezernent. Die Stadtverwaltung müsse nicht nur den Umgang mit Rassismus verbessern, sondern sich auch interkulturell öffnen.

„Die Herausforderung besteht darin, Ungleichheitsstrukturen ins Bewusstsein zu holen und Diversität mit Begriffen wie Empathie und gewaltfreie Kommunikation für Institutionen verständlich zu machen", sagt Ikram Errahmouni-Rimi, Juristin und Expertin für diskriminierungssensible Organisationskultur, während der Podiumsdiskussion.

Antidiskriminierende Maßnahmen

Vier Expertinnen und Experten diskutierten auf der Bühne, wie effektive Maßnahmen gegen Rassismus bei der Polizei, im Bildungssystem und in der Wirtschaft aussehen könnten. „Es gibt nicht die eine effektivste Maßnahme zur Bekämpfung von Rassismus im Bildungsbereich", hält Prof. Dr. Karim Fereidooni, Professur für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung der Ruhr-Universität, fest. „Es braucht eine Vielzahl kontextspezifischer Maßnahmen. Besonders wichtig ist jedoch, Möglichkeitsräume zu schaffen, und ein Rektorat zu haben, das sensibel für Ungleichheitsstrukturen und offen für neue Vorschläge ist." Auch für Errahmouni-Rimi steht die Schaffung geeigneter Strukturen an erster Stelle. „Rassismuskritische Fortbildungen ändern keine Haltung. Zunächst müssen Institutionen ihre Strukturen ändern, Barrieren abbauen und im nächsten Schritt ihre Mitarbeitenden qualifizieren und sensibilisieren", so Errahmouni-Rimi.

Wie forschendes Lernen eine rassismuskritische Erwachsenenbildung ermöglicht, zeigten schließlich vier Studierende der Ruhr-Universität. Sie präsentierten in einem Video die Ergebnisse ihrer Lehrveranstaltung „Rassismus und Rassismuskritik in post-industriellen Städten. Ein Lehrforschungsprojekt.“ Abgerundet wurde der Abend durch drei Workshops, in denen die Teilnehmenden an vielfältigen Themen, wie Empowermenträume und weiße Privilegien, arbeiten konnten.

Was sind UNIC CityLabs?

Die UNIC CityLabs sind physische und virtuelle Diskussionsräume, die regelmäßig Menschen zum Dialog einladen. Gemeinsam versuchen unterschiedliche Interessensgruppen, wie Bürgerinnen und Bürger, einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen in postindustriellen Städten zu leisten.

Die CityLabs sind Teil des europäischen Hochschulkonsortiums „UNIC – European University of Cities in Post-Industrial Transition“. Zu UNIC gehören neben der RUB die Universitäten aus Bilbao, Cork, Istanbul, Liège, Łódź, Malmö, Oulu, Rotterdam und Zagreb.

Veröffentlicht

Montag
14. August 2023
12:37 Uhr

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