Studie Wie es den RUB-Studierenden geht
Die große Vielfalt der Studierenden zeichnet die Ruhr-Universität aus. Eine Studie fragte nach Diskriminierungserfahrungen und zeigt auf, woran gearbeitet werden muss.
Täglich strömen tausende Studierende auf den Campus und verteilen sich auf die vielen Gebäude und Studiengänge. Jede*r einzelne von ihnen erlebt hier eine entscheidende Phase der Entwicklung im Leben, bringt einen eigenen Hintergrund mit und macht individuelle Erfahrungen. Wie sehen diese Hintergründe und Erfahrungen aus? Oder kurz: Wie geht es den Studierenden? Diese Frage bewegt (nicht nur) das Rektorat. „Im ‚Think Tank Diversity‘ entstand die Idee, eine Studie durchzuführen, um Daten sowohl zur Diversität der Studierenden an der Ruhr-Universität als auch zu deren Diskriminierungserfahrungen zu gewinnen“, berichtet Prof. Dr. Hans Alves. Er wurde mit der Durchführung der Befragung beauftragt, die im Juli 2022 startete. „Beweggrund war auch, mögliche Problemfelder identifizieren und bessere Maßnahmen entwickeln zu können."
Interview mit Hans Alves
Jetzt liegen die Ergebnisse der Studie vor, an der rund 4.500 Studierende teilgenommen haben. Sie belegen unter anderem die Tatsache, dass an der Ruhr-Universität Bochum sehr viele Menschen studieren, die als erste in ihrer Familie eine Hochschule besuchen. Bei gut der Hälfte aller Befragten ist das der Fall. Rund 40 Prozent gaben an, dass mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist.
Wertvolle Daten und große Herausforderungen
„Wir schätzen es als Hochschulleitung sehr, dass wir durch die Studie genauer Bescheid wissen über die bunte Zusammensetzung unserer Studierendenschaft. Dass wir in der Mehrheit ‚first generation students‘ haben, zeichnet die Ruhr-Universität als Ermöglichungsuniversität aus“, betont Prof. Dr. Isolde Karle, Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung.
Doch die Studie wirft auch ein Licht auf Diskriminierungserfahrungen, über die knapp 15 Prozent aller Befragten an der Ruhr-Universität berichten. „Diese Erfahrungen sind eine große Herausforderung“, so Isolde Karle. „Diskriminierungserfahrungen wirken sich signifikant negativ auf die psychische Gesundheit und die Leistungsfähigkeit im Studium aus. Wir versuchen, mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen dem entgegenzuwirken. So haben wir seit knapp einem Jahr eine Antidiskriminierungsbeauftragte, Michalina Trompeta, die Studierende und andere Hochschulangehörige berät, sie unterstützt und gegebenenfalls weiter verweist. Ferner haben wir im Januar 2023 eine Antidiskriminierungsrichtlinie im Senat verabschiedet, die präventiv Diskriminierung zu verhindern sucht und transparent beschreibt, welche Sanktionen bei schwerer Diskriminierung greifen. Darüber hinaus haben wir dezentrale Diversitäts- und Gleichstellungsbeauftragte, die als niedrigschwellige Ansprechpartner*innen für Studierende zur Verfügung stehen. Das Projekt ‚Unser Campus‘, das bei der Antidiskriminierungsbeauftragten angesiedelt ist, widmet sich darüber hinaus der sexualisierten Gewalt und wird Empowermentstrategien speziell für Frauen entwickeln.“
Interview mit Michalina Trompeta
Risikofaktoren für Diskriminierung
Die Studie zeigt, dass fast alle Minderheitsgruppen signifikant häufiger von Diskriminierung betroffen sind als Mehrheitsgruppen. „Das beinhaltet zum Beispiel Minderheiten im Hinblick auf Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Einkommen der Eltern, Muttersprache“, erklärt Hans Alves. Beispielsweise berichten homosexuelle Studierende häufiger über Diskriminierungen als Heterosexuelle. Nicht in Deutschland geborene Studierende berichten häufiger von Diskriminierungserfahrungen (19,79 Prozent) als in Deutschland geborene (14,31 Prozent). Studierende mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung berichten signifikant häufiger von Diskriminierung (27,87 Prozent) als Studierende ohne Beeinträchtigung (13,14 Prozent). „Außerdem gaben von Diskriminierung betroffene Studierende an, im Mittel zwanzig Prozent ihrer Leistungsfähigkeit im Studium durch Diskriminierung einzubüßen. Betroffene Studierende waren zudem signifikant unzufriedener mit ihrem Studium als nicht von Diskriminierung betroffene Studierende.“
Die Studie hat einmalig stattgefunden und soll zunächst nicht wiederholt werden. Viele der darin gestellten Fragen werden aber in ein allgemeines Monitoring einfließen, dessen Design zurzeit in Planung ist.