Nicht nur kritisch gucken, sondern auch viele konstruktiv-kritische Fragen muss Daas immer wieder stellen. Zumindest den Blick hat auch Tabea Steinhauer schon drauf.
© RUB, Sadrowski

Blaupause Der Partyplaner

Was hat ein „Orientflyer“ mit Zickzack-Kreuzbruchfalz mit einem Straßenfest zu tun? Und warum ist zwei Monate vor der Veranstaltung ohnehin alles zu spät?

Hier und da begegnen einem diese Menschen, die scheinbar immer einen ruhigen Kopf und den Überblick bewahren – selbst wenn sie eine Geburtstagsparty für eine Uni mit 50.000 Angehörigen organisieren müssen. Patric Daas ist einer dieser Menschen. Er ist seit Oktober 2013 der Manager des RUB50-Jubiläums. Und ich soll einen Tag lang in seine Rolle schlüpfen ...

Dieser Tag des Patric Daas’ – und damit auch mein Tag – beginnt mit einem Treffen im Bochumer Rathaus mit Vertretern der Stadt. Im prunkvollen Sitzungssaal erzählt Daas vom aktuellen Stand der Jubiläumsprojekte. Das größte davon ist die Blaupause, für die die Unistraße am 6. Juni zu einer Festmeile wird.

Doch daneben laufen noch viele weitere große und kleinere Veranstaltungen und Projekte. Ein Beispiel ist der Zentrale Festakt im Audimax, bei dem prominente Vertreter aus der Bundes- und Landespolitik persönlich ihre Glückwünsche überbringen.

Alles, was zwei Monate vor so einem Ereignis noch nicht steht, bekommen Sie eh nicht mehr hin.


Herbert Schmitz

Am Ende der Präsentation sagt Herbert Schmitz vom Presseamt der Stadt: „Das sieht doch gut aus. Sie scheinen gut in der Zeit zu liegen.“ Daas grinst, als er das Urteil des Experten für Großveranstaltungen hört. „Alles, was zwei Monate vor so einem Ereignis noch nicht steht, bekommen Sie eh nicht mehr hin“, fügt Schmitz hinzu, ohne eine Miene zu verziehen.

Daas’ Grinsen verschwindet, seine Augen weiten sich. „Unter anderem läuft die Ausschreibung für die Security noch“, sagt der RUB50-Manager mit sorgenvollem Blick. „Ach, das ist eine Kleinigkeit.“ Schmitz winkt ab. Erleichtertes Lachen. In der Runde werden noch Tipps ausgetauscht und Fragen geklärt. Dann ist das Meeting beendet. Für uns geht es raus in das geschäftige Wochenmarkttreiben vor dem Rathaus, rein ins Auto und zurück zum Campus.

Bastelstunde im Projektbüro

Mittags im RUB50-Büro. Ich sehe drei Schreibtische, eine riesige Collage der Blaupause-Strecke aus DIN-A4-Zetteln an der rechten Wand und viele Kartons und Merchandise-Artikel in den Regalen und im Raum verteilt. Erst einmal setzen. „So, Susannah, jetzt können wir den ‚Orientflyer‘ basteln“, sagt Daas über seine zwei Bildschirme hinweg. Susannah Pollheim, die RUB50-Assistentin am Schreibtisch gegenüber, nickt.

Okay, die scheinen das ernst zu meinen. Ich gucke erst einmal wissend und mache mit. „Das ist dieses Format mit Zickzack-Kreuzbruchfalz, oder?“, fragt Pollheim. Orientflyer, Zickzack-was? Jetzt bin ich raus und gucke fragend.

Das Telefon klingelt, Daas muss ran. Es geht um Rechnungen und Buchhaltung. Zeit, um mit Stielaugen dezent auf die Zettel auf seinem Schreibtisch zu spähen. Ha! Da steht es ja: „Orientierungsflyer Blaupause“. Und auf einem der Bildschirme entdecke ich die komplizierte Falttechnik des Flyers. Bastelstunde ist also angesagt.

Vom Notfall zum Fundbüro

Nachdem ich bisher nur Beobachterin sein konnte, ist jetzt die erste Gelegenheit, mich darin zu versuchen, als Patric Daas zu denken. Auf eine Seite des Flyers kommt eine Karte der Blaupause-Strecke. Auf die andere Seite sollen wichtige Infos wie zu An- und Abreise, zum Verhalten in Notfällen und dazu, wo es Fundbüros geben wird.

„Damit die Karte nicht herumflattert, wenn man sie ausgefaltet hochhält, sollten wir 135-Gramm-Papier nehmen“, sage ich stolz, endlich einen Beitrag geleistet zu haben. Der Vorschlag wird von Daas und Pollheim nickend angenommen. Begeisterung sieht anders aus, naja.

Es klopft. Maren Volkmann, Leiterin der RUB50-PR, kommt herein. Nach einem kurzen Plausch über den Stand beim Ticketverkauf für die RUB50-Gala fragt Pollheim: „Bilden wir die Unistraße auf dem Orientflyer in Wellen ab, so wie sie in echt ist?“ Volkmann schüttelt energisch den Kopf: „Nein, damit die Karte übersichtlich ist und sich alles gut darstellen lässt, müssen wir die Strecke vereinfacht darstellen – keine Wellen, am besten eine Linie!“

Volkmann geht, und wir müssen auch schon wieder los. Zu einem der vermutlich herausforderndsten Termine des RUB50-Managers: das Projektgruppenmeeting. Zweiwöchentlich treffen sich hier die Leiter der verschiedenen RUB50-Projekte.

Daas hat die Antworten

Endlich kann ich wieder mit anpacken: Der erste Blaupause-Tisch ist da und muss in die dritte Etage getragen werden. Im kleinen Senatssaal bauen wir den Tisch auf und breiten die riesigen Karten von der Universitätsstraße darauf aus.

Dann geht es los: Fragen über Fragen schwirren durch den Raum. Gelten die „dies academici“ auch für Verwaltungsangestellte? Was wird auf die Blaupause-T-Shirts gedruckt? Welche Preise gibt es für die Gewinner der Aktion Wünsch’ uns was? Daas hat die Antworten. Viele ergeben sich aus Entscheidungen der Lenkungsgruppe, der unter anderem Rektor und Kanzler angehören.

Deadlines sind das A und O

Wo Daas selbst nicht weiter weiß, weiß er, wer es wissen muss, und vor allem: bis wann er es von demjenigen wissen muss! Denn wenn man als Manager eines Großprojekts mit so vielen Beteiligten und einer Planungszeit von über zwei Jahren auf einem beharren muss, dann sind es Deadlines. Auch beim Meeting: Pünktlich um 16 Uhr ist Schluss.

Auch für mich. Der Arbeitstag von Patric Daas hat zwar schon lange nicht mehr nur acht Stunden, aber mir hat die reguläre Arbeitszeit gereicht, um zu erkennen: Eine Blaupause von diesem Mann zu sein, ist unmöglich. Da geht nur das Original.

Unveröffentlicht

Von

Tabea Steinhauer

Teilen