Großer Einsatz: Jule Rönitz ist ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk tätig. © RUB, Marquard

Engagement neben dem Studium „Ich mache das Ehrenamt nicht für den Lebenslauf“

Zwischen Blaulichtfahrt und Wochenenddienst: Wir haben eine Studentin gefragt, warum sie sich in ihrer Freizeit an Orte begibt, von denen andere Leute fliehen.

Jule Rönitz hat in einem Praxiskurs während ihres Bauingenieursstudiums das Technische Hilfswerk (THW) kennengelernt. Warum sie auch nach dem erfolgreichen Kursabschluss dort noch aktiv ist, erzählt sie im Interview.

Warum sind Sie beim THW?
Eigentlich bin ich nur zu einem Infotermin vom THW auf dem Campus gegangen, weil sich eine Kommilitonin dafür interessiert hat. Als ich erfahren habe, dass die THW-Ausbildung eine Möglichkeit ist, das Praktikum zu absolvieren, wollte ich das Angebot auch wahrnehmen. Ich habe mich dann für den Kurs und die Prüfung angemeldet.

Sicherheit ist oberstes Gebot.

Was mussten Sie in Ihrer Prüfung machen?
Es gab einen theoretischen Test. Ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung. Und ich musste ein Trennschleifgerät richtig bedienen. Dabei wurde darauf geachtet, dass man alle Sicherheitsmaßnahmen richtig befolgt. Sicherheit ist hier oberstes Gebot. Selbst wenn man eine einfache Säge benutzt, darf man das erst in voller Montur: Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Helm und der Einsatzanzug.

Sie sind nach dieser Prüfung und dem anschließenden Praktikum beim THW geblieben. Was motiviert Sie für dieses Ehrenamt?
Die Technik. Hier kann ich Sachen in die Hand nehmen, die ich auf keiner Baustelle benutzen dürfte. Hier bekomme ich den richtigen Umgang damit gezeigt.

Was für Geräte dürfen sie ausprobieren?
Kettensäge, Trennschleifgerät, Schlagbohrer oder auch Wasserpumpen, die 5.000 Liter in der Minute schaffen.

Mich motiviert außerdem, dass ich im Katastrophenschutz mitwirken kann. Wenn etwas passiert, wie zum Beispiel der Brand im Bergmannsheil, ist das THW dabei. Das THW hat große Geräte, um die Feuerwehr zu unterstützen. Oder wir pumpen das Löschwasser aus dem Gebäude, wenn der Brand vorbei ist.

Sie begeben sich also an Orte, von denen andere Menschen eher fliehen.
Ja. Das ist auch nicht so leicht. Ich bin noch nicht lange dabei und muss mich noch herantasten. Auch wenn man an den Ausbildungswochenenden in lockerer Stimmung gelernt hat, darf man nicht vergessen, dass eine ganz andere Stimmung herrscht, wenn man zu einem Einsatz fährt. Das ist eine ganz schöne Herausforderung.

Im Ernstfall muss es schnell gehen. Jule Rönitz ist für ihren Dienst gut ausgebildet worden. © RUB, Marquard

Wie lief Ihr letzter Einsatz ab?
Es war ein 24-Stunden-Dienst zusammen mit der Feuerwehr. Bei einem Notruf sind wir mit Blaulicht und Sirene rausgefahren. Das war meine erste Blaulichtfahrt. Das war sehr aufregend. Erst nach ein paar Minuten hatte sich mein Puls wieder beruhigt. Bei dem Einsatz ging es auch sofort zur Sache: Ein älterer Mann ist bei sich auf dem Dachboden gestürzt. Das THW konnte direkt mit seinem Equipment unterstützen, da sich das Bergen als ein wenig schwierig herausgestellt hat. Die Feuerwehr hätte ohne uns erst einmal die nötige Ausrüstung herbeirufen müssen. Letztlich mussten wir den Mann mit einer Seilsicherung in einer bestimmten Trage von dem Dachboden holen, weil es dort sehr steil und eng war.

Die Uni geht vor.

Wie können Sie die Dienstzeiten mit Ihrem Studium vereinbaren?
Die Dienstzeiten sind übersichtlich. Ab einem Samstag im Monat hat man zehn Stunden Dienst. Und dann pro Quartal noch mal abends einen Dienst von drei Stunden. Das ist absolut überschaubar. Und alles andere ist freiwillig. Das entscheide ich für mich selbst. Wenn ein Notfalleinsatz wäre, ist es schon so, dass ich für mich abwägen kann, ob ich helfe oder in die Uni gehe. Es wurde mir von Anfang an deutlich gesagt, dass der THW-Einsatz keine Entschuldigung ist, um eine Klausur nicht zu schreiben. Da geht die Uni vor.

Was meinen Sie: Inwiefern beeinflusst das Ehrenamt Ihre berufliche Zukunft?

Das kann ich noch gar nicht sagen. Ich denke, dass es, gerade wenn ich später einmal als Bauleiterin arbeite, von Vorteil sein wird, wenn ich manche Geräte schon kenne und weiß, wie man damit umgeht.

Allerdings mache ich das Ehrenamt nicht für den Lebenslauf. Ich mache das, weil es mir Spaß macht und ich es wichtig finde, sich zu engagieren. Es gibt viele Bereiche, in denen man aktiv werden kann. Und für mich ist das das THW.

Wussten Sie schon, dass …

Studierende der Fächer Bauingenieurwesen und Umwelttechnik und Ressourcen Management auch im Jahr 2017 wieder die Möglichkeit haben, eine THW-Ausbildung als Teil des Pflichtpraktikums zu absolvieren? Der nächste Kurs startet mit einer Informationsveranstaltung am 26. April 2017, 14 Uhr, im Raum IC 03/604. Genaue Informationen erhalten Interessierte per Mail am Lehrstuhl für Hydrologie, Wasserwirtschaft und Umwelttechnik.

Unabhängig davon kann sich jeder ehrenamtlich beim THW engagieren und hierzu auch am angebotenen Kurs teilnehmen. Mehr Informationen gibt es hier.

Mitmachen

Ein interessantes Ehrenamt, ein außergewöhnlicher Nebenjob oder ein spannendes Hobby: Wir wollen wissen, wer die Menschen sind, die über den RUB-Campus laufen. Was machen Sie, wenn sie nicht an der Uni arbeiten, studieren, lehren und lernen? Interesse, dabei zu sein? Einfach eine E-Mail an die Redaktion schreiben. Wir freuen uns!

Unveröffentlicht

Von

Katharina Gregor

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