Jaan Valsiner erhält 2017 den Hans-Kilian-Preis.
© RUB, Marquard

Hans-Kilian-Preis Ein Grenzgänger wird ausgezeichnet

Er hat klassische psychologische Fragen neu gestellt und sie aus kulturpsychologischer Sicht beleuchtet. Für diesen Perspektivwechsel wird Jaan Valsiner nun belohnt.

Der renommierte Hans-Kilian-Preis geht 2017 an Prof. Dr. Jaan Valsiner. Der dänische Kulturpsychologe erhielt den mit 80.000 Euro dotierten Preis zur Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation am 28. April im Veranstaltungszentrum der RUB. An der Bochumer Fakultät für Sozialwissenschaft wird der von der Köhler-Stiftung ausgelobte Preis koordiniert.

Jaan Valsiner, Inhaber der Niels-Bohr-Professur am Centre for Cultural Psychology der Aalborg Universität in Dänemark, promovierte an der estländischen Universität Tartu und lehrte viele Jahre lang in den USA. Er zählt zu den weltweit führenden Vertretern der Kulturpsychologie, zu deren internationaler Ausstrahlung und Etablierung er erheblich beigetragen hat.

Ansätze aus Europa und Amerika integriert

In einer beeindruckenden Zahl von Publikationen und internationalen Kooperationen hat er gezeigt, wie klassische psychologische Fragen in kulturpsychologischer Perspektive neu gestellt und bearbeitet werden können. Seinen biografischen Grenzgängen entsprechend integriert er dabei auf innovative, wegweisende Art und Weise ost- und westeuropäische sowie amerikanische Ansätze aus Philosophie, Semiotik, Sozialanthropologie, Psychoanalyse und Geschichte.

Der Preis

Der internationale Forschungspreis wird alle zwei Jahre und 2017 zum vierten Mal vergeben. Er würdigt exzellente Leistungen von Personen, die neue Einsichten in die geschichtliche und kulturelle Existenz des Menschen und seine veränderliche Psyche vermitteln. Erster Preisträger war 2011 der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme, es folgten 2013 der Soziologe und Sozialtheoretiker Hans Joas sowie 2015 die amerikanische Psychoanalytikerin und Sozialtheoretikerin Jessica R. Benjamin.

Benannt ist der Preis nach Hans Kilian (1921 bis 2008), der als Ordinarius für Sozialpsychologie und angewandte Psychoanalyse in Kassel lehrte. Er legte die Grundlagen für eine interdisziplinäre Analyse der biologischen, soziokulturellen und psychischen Evolution des Menschen, den er in der postmodernen globalisierten Welt auf einer neuen Stufe angekommen sah.

Der Preis wird durch die Köhler-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergeben. Koordiniert wird er im Hans-Kilian-und-Lotte Köhler-Centrum, das an der Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB angesiedelt ist. Das Institut richtet außerdem regelmäßig internationale Hans-Kilian-Vorlesungen zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Psychologie und integrativen Anthropologie aus.

Unveröffentlicht

Von

Arne Dessaul

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