Serie Neu ernannt
Christian Merten arbeitet seit 2013 an der RUB. © RUB, Marquard

Chemie Christian Merten erforscht Moleküle und ihr Spiegelbild

Warum manche Moleküle zu Links- und manche zu Rechtshändern werden und wie man das steuern kann.

Die räumliche, dreidimensionale Struktur vieler Naturstoffmoleküle weist eine Besonderheit auf: Sie lässt sich nicht mit ihrem Spiegelbild zur Deckung bringen. Prof. Dr. Christian Merten untersucht diese sogenannten chiralen Moleküle und ihre intermolekularen Wechselwirkungen mit modernen spektroskopischen Techniken. Am 12. März 2020 wurde er zum Heisenberg-Professor für Physikalische Organische Chemie ernannt, sein Spezialgebiet: Stereochemie und chiroptische Spektroskopie.

Interessant für die Entwicklung von Medikamenten

„Molekulare Chiralität ist besonders für die Entwicklung pharmazeutischer Wirkstoffe interessant, weil eine Form andere biologische Eigenschaften haben kann als ihr Spiegelbild“, erklärt der Chemiker. „Der Effekt kann sich ganz einfach beispielsweise im Geruch zeigen. Die spiegelbildlichen Formen des Naturstoffs Carvon riechen unterschiedlich, eines nach Minze, das andere nach Kümmel“, erklärt der Chemiker. Die Unterschiede können aber durchaus beträchtlicher ausfallen. „Beim Allergiemittel Cetirizin ist die eine Form zehnmal aktiver als die andere. Es gibt aber auch Substanzen, bei denen die spiegelbildliche Form des schmerzlindernden Wirkstoffs stattdessen Leberschäden verursacht.“

Für die gezielte Herstellung solcher Moleküle in nur der einen, gewünschten Form sind spezielle Katalysatoren notwendig, die nur einen Reaktionsweg ermöglichen. Christian Merten ist Experte für Schwingungszirkulardichroismus-Spektroskopie, vom englischen Begriff „vibrational circular dichroism“ auch VCD-Spektroskopie genannt. Mit dieser Technik untersucht Mertens Team in einem Projekt solche Katalyseprozesse und versucht, die ablaufenden Reaktionen im Detail zu verstehen. In anderen Projekten untersucht die Gruppe photochemische Reaktionen chiraler Moleküle und im Rahmen des Exzellenzclusters Ruhr Explores Solvation, Resolv, auch, wie Lösungsmittel die Struktur chiraler Moleküle beeinflussen.

Zur Person

Christian Merten studierte zwischen 2002 und 2007 Chemie an der Universität Bremen. Im Anschluss fertigte er seine Doktorarbeit am Fraunhofer Institut für Angewandte Materialforschung in Bremen an, wo er 2010 promoviert wurde.

2011 bis 2013 arbeitete er als Feodor-Lynen Fellow der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der University of Alberta, Edmonton, Kanada. 2013 wechselte er als Liebig-Stipendiat des Fonds der chemischen Industrie an die RUB. Seit 2019 wird er bereits im Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Neben Resolv ist er unter anderem beteiligt am Graduiertenkolleg 2376 „Confinement controlled chemistry“, in dessen Rahmen er Wirt-Gast-Wechselwirkungen chiraler käfigartiger Moleküle untersucht.

Veröffentlicht

Donnerstag
16. April 2020
09:33 Uhr

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