Newsportal - Ruhr-Universität Bochum
Soziologin Jessica Pflüger wird gefördert
Sich für eine Weile intensiv auf die Forschungsarbeit zu konzentrieren: Das ermöglicht der Maria-Weber-Grant jungen Forscherinnen und Forschern in Vorbereitung auf eine feste Professur. Dieses Jahr gehört Prof. Dr. Jessica Pflüger zu den Ausgezeichneten. Die Juniorprofessorin für Qualitative Methoden der Sozialwissenschaft der RUB erforscht unter anderem, welche Auswirkung die Ökonomisierung im Hochschulsystem auf die universitäre Lehre hat.
Wie Wissen produziert wird
Wettbewerb um Drittmittel, Abhängigkeit von Kennzahlen und Leistungsbeurteilungen: Die Rahmenbedingungen, unter denen Wissenschaft an deutschen Hochschulen stattfindet, haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massiv verändert. „Wir wissen wenig über Erwerbsarbeit und Wissensproduktion insbesondere von Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern“, sagt Jessica Pflüger. „Ich habe deshalb andere Forscherinnen und Forscher beim Forschen untersucht.“
In ihrer unter anderem mit dem Dissertationspreis der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ausgezeichneten Doktorarbeit verglich sie die Arbeitsweisen deutscher und britischer Forschungsteams. In einem aktuellen Projekt fragte sie nach den Auswirkungen der Ökonomisierung auch auf die universitäre Lehre. „Immer mehr Hochschulen legen Förderprogramme für Lehrangebote auf, die ganz nah an der Drittmittellogik sind“, sagt die Soziologin. „Wer innovativ lehren will, muss sich im Bewerbungswettbewerb durchsetzen.“
Jessica Pflüger, geboren 1982 in Starnberg, hat in München und Kopenhagen studiert und nach einer Zeit an der Cardiff University ihren Doktortitel an der Universität Erlangen-Nürnberg erworben. Für ihre Forschung reiste sie unter anderem nach China. Dort untersuchte sie, ob sich bei Arbeitsprotesten die Aktions-, Organisations- und Mobilisierungsformen und die Interessen von Frauen und Männern unterschieden. „Das Thema Gender war lange eine Blindstelle der Arbeitssoziologie“, sagt Pflüger. Und noch immer gehe der Blick zu selten über nationale Grenzen hinaus: „Ich halte es für wichtig, dass sich die deutsche Arbeitssoziologie weiter internationalisiert.“
Maria Weber war eine deutsche Gewerkschafterin, die sich stark für Bildungsgerechtigkeit engagiert hat. Von 1972 bis 1982 war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Jeder Trägerin und jedem Träger des Grants werden pauschal 20.000 Euro pro Semester gewährt, um eine personelle Unterstützung bei den Lehrverpflichtungen einzurichten. Maria-Weber-Grants werden jährlich ausgeschrieben und richten sich an Habilitanden sowie Juniorprofessorinnen und -professoren aller Fachrichtungen.
Juniorprofessorinnen und -professoren, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben.
12. Juni 2020
09.48 Uhr