Preis Dennis Krämer wurde für seine Dissertation ausgezeichnet
Der Sozialwissenschaftler forscht über Intersexualität.
Für seine Dissertation „Intersexualität im Sport – Mediale und medizinische Körperpolitiken“ ist Dr. Dennis Krämer Mitte Oktober 2020 ausgezeichnet worden. Der ihm verliehene Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in der Sektion Körpersoziologie, Sportsoziologie ist mit 500 Euro dotiert. Dennis Krämer ist seit April 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der RUB und forscht aktuell zu digitalen Technologien der Gesundheitsüberwachung am Beispiel der Corona-Warn-App.
Drei wissenschaftliche Perspektiven
Mit der Geschlechtszugehörigkeit ist eine spezifische Vorstellung von körperlicher Leistungsfähigkeit verbunden. Im Sport zeigt sich diese darin, dass eine Trennung in Männer und Frauen als grundlegende Voraussetzung erachtet wird, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Doch was bedeutet eine solche Trennung eigentlich für intersexuelle Menschen, die sich körperlich nur schwer in eine Zweigeschlechterordnung integrieren lassen? Dennis Krämer arbeitet in seiner Dissertation aus soziologischer, medizinischer und sexualwissenschaftlicher Perspektive die existierenden Vorstellungen über Intersexualität als zeitgenössische Körperpolitiken heraus und reflektiert ihre Entstehung unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Drei Schicksale von Menschen
Beispielhaft beschäftigt sich Krämer in seiner Arbeit mit den Schicksalen von Dora Ratjen aus Deutschland, Ewa Kłobukowska aus Polen und Caster Semenya aus Südafrika. Alle drei feierten als Frauen in der Leichtathletik große Erfolge, alle drei waren aufgrund der schwierigen Zuordenbarkeit ihres Geschlechts umstritten. Das Geschlecht von Dora Ratjen wurde während der NS-Zeit als männlich entlarvt und Ratjen qua gerichtlichem Beschluss in Heinrich umbenannt. Sie verlor anschließend ihre Anstellung und musste Wehrdienst leisten. Ewa Kłobukowska bestand 1966 noch die obligatorisch im Frauensport durchgeführte Genitalinspektion. Sie fiel dann aber 1967 durch den Chromosomentest aufgrund eines XY-Chromosoms. Am bekanntesten aus diesem Trio dürfte gleichwohl Caster Semenya sein. Ihre Titel, unter anderem zweimal Gold bei Olympischen Spielen, und Rekorde fallen in das gerade zu Ende gehende Jahrzehnt; außerdem ist Semenya noch aktiv. Bei ihr sind es weder Genitalien noch Chromosomen, sondern in erster Linie die männlichen Hormone, die eine zentrale Rolle bei der Klassifikation von Geschlecht im Sport spielen.