Psychologie Armin Zlomuzica arbeitet an einer mentalen Zeitmaschine
Seine Erkenntnisse zur Wechselbeziehung zwischen mentalen Zeitreisen, Gedächtnisprozessen und psychischer Gesundheit überträgt er in die Psychotherapie, um Menschen mit psychischen Störungen besser helfen zu können.
Gesunde Menschen sind nicht nur in der Lage, vergangene Ereignisse zu erinnern: Sie können diese Gedächtnisinhalte auch nutzen, um ihre Zukunft zu planen. Dabei spielt die Fähigkeit zur mentalen Zeitreise, also das gedankliche Wiedererleben von vergangenen Erlebnissen und die Simulation zukünftiger Erlebnisse, eine ganz wichtige Rolle. Bei Menschen mit psychischen Störungen scheinen diese Funktionen beeinträchtigt zu sein.
Zuversicht und Selbstvertrauen
Menschen mit psychischen Störungen erinnern negative Erlebnisse häufiger und intensiver. Bei mentalen Zeitreisen neigen sie dazu, aus neutralen oder positiven Erfahrungen gar negativ gefärbte Erlebnisse und Zukunftsszenarien zu generieren.
Prof. Dr. Armin Zlomuzica möchte diesen Menschen helfen, mentale Zeitreisen adaptiv zu nutzen. Durch die Modifikation negativer Erlebnisse und Erfahrung der eigenen Wirksamkeit sollen sie Zuversicht und Selbstvertrauen schöpfen, um die eigene Zukunft konstruktiv und positiv planen und gestalten zu können. Doch wie soll das gehen? Eine Psychotherapie, die eigens dafür entwickelt werden soll, könnte die Lösung sein.
Breites methodisches Spektrum
Armin Zlomuzica interessiert sich grundsätzlich für das Zusammenspiel zwischen adaptiven Gedächtnisfunktionen und psychischer Gesundheit. Er besetzt seit Mai 2021 die Professur für „Behavioral and Clinical Neuroscience“ an der RUB-Fakultät für Psychologie, die er zuvor, seit 2014, bereits als Juniorprofessor vertreten hatte. In seiner Forschungsarbeit geht es zunächst um die Identifikation von genetischen und neurobiologischen Faktoren, die Lern- und Gedächtnisprozessen sowie anderen kognitiven Prozessen – wie zum Beispiel dem mentalen Zeitreisen – zugrunde liegen.
Er greift dabei auf ein breites methodisches Spektrum zurück und hat Zugänge entwickelt, die sowohl in Experimenten mit Patienten als auch in Tiermodellen genutzt werden können. Mit seiner Forschung schlägt Armin Zlomuzica eine Brücke zur Klinischen Psychologie und Psychotherapieforschung. „Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen am neu gegründeten Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit in Bochum untersuche ich, wie mithilfe der Psychotherapie Menschen mit psychischen Störungen besser geholfen werden kann“, erklärt der Forscher. Die Psychotherapie bietet Betroffenen die Möglichkeit, ihre negativen Erfahrungen zu modifizieren, um auf diese Weise mit zukünftigen Herausforderungen besser umgehen zu können.
Therapeutisch begleitete Interaktion mit einer Spinne
Armin Zlomuzica und sein Team untersuchen, wie sich die Effizienz psychotherapeutischer Ansätze steigern lässt. Dafür nutzen sie die Erkenntnisse aus ihrer Forschung, zum Beispiel zum Extinktionslernen. Zu den erfolgreichsten Behandlungsmethoden gegen Angsterkrankungen zählt die Konfrontationstherapie. Zentraler Wirkmechanismus dabei ist das Extinktionslernen beziehungsweise das Umlernen der Furcht.
Im einfachen Beispiel einer Spinnenphobie lernen Personen mit einer Spinnenangst durch die therapeutisch begleitete Interaktion mit einer Spinne, dass Spinnen nicht gefährlich sind und keine katastrophalen Konsequenzen zu befürchten sind.
Doch nicht alle Behandelten profitieren gleich stark von dieser Behandlung. Armin Zlomuzica und sein Team möchten herausfinden, welche kognitiven oder neurobiologischen Interventionen die Effektivität dieser Therapie steigern können. Im Detail soll zum Beispiel untersucht werden, ob eine positive Selbstwirksamkeitsüberzeugung oder die Behandlung mit kognitionssteigernden Substanzen die Effektivität dieses Therapieansatzes steigern kann. Das langfristige Ziel seiner Forschung ist die Entwicklung neuartiger und nachhaltig wirkender psychotherapeutischer Verfahren.