Serie Neu ernannt
Joachim Krause kooperiert international – vor allem mit Universitäten in Israel. © RUB, Marquard

Evangelische Theologie Joachim Krause erforscht die Literaturgeschichte des Alten Testaments

Der international vernetzte Theologe fragt nach der Wirkabsicht von Texten der hebräischen Bibel. Für seine Forschung bringt er eine Heisenberg-Professur mit.

Wie das Alte Testament entstanden ist und welche – auch politischen und politiktheoretischen – Absichten hinter den einzelnen Texten stecken, erforscht Prof. Dr. Joachim Krause ab Oktober 2021 an der RUB. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) kommt Krause von der Universität Tübingen mit einer Heisenberg-Professur nach Bochum. An der Evangelisch-Theologischen Fakultät übernimmt er eine sogenannte Open-Field-Professur für Literaturgeschichte des Alten Testaments.

Das ist aktueller denn je.

Die einzelnen Texte der hebräischen Bibel, also des Alten Testaments, haben mehr als nur eine religiöse Dimension. „Dort findet sich durchweg die Absicht, den Adressaten etwas mitzuteilen“, sagt Krause. „Manches liest sich vielleicht wie Belletristik, und es ist ja auch hohe Literatur, aber es hat immer eine konkrete Wirkabsicht. Dabei geht um Religion und deren reflektierte Form, also Theologie, aber zum Beispiel auch um politische Debatten und in Verbindung damit um Fragen der politischen Theorie: Was ist eine gute Staatsform, wie gelingt Herrschaft, so dass sie allen zuträglich ist? Diese Fragen sind aktueller denn je.“

Open-Field-Programm der RUB

Das Open-Field-Programm der RUB erlaubt es den Fakultäten, jeweils zwei inhaltlich völlig freie Professuren an internationale Forschungspersönlichkeiten zu vergeben, die eine ausgewählte Drittmittelförderung erhalten, und somit exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem attraktiven Angebot an sich zu binden.

Krause war zuvor Privatdozent an der Universität Tübingen. Im Frühjahr 2021 wurde er in das Heisenberg-Programm der DFG aufgenommen. Im Rahmen der fünfjährigen Förderung seiner Heisenberg-Professur bearbeitet Krause ein großes Projekt zum Motiv der „verkehrten Welt“ im Alten Orient und im Alten Testament. Beispiele für dieses Motiv finden sich etwa auch im Neuen Testament („die Letzten werden die Ersten sein“) und quer durch die Kulturgeschichte bis heute, beispielsweise im Karneval. Und auch hier fragt Krause nicht zuletzt nach der Wirkabsicht, mit der dieses Motiv in politischen Debatten und zu deren theoretischer Reflexion verwendet wird. Seine Arbeit an diesem Projekt integriert er in ein internationales und interdisziplinäres Forschungsnetzwerk mit Kolleginnen und Kollegen aus einem breiten fachlichen Spektrum – von Altertumswissenschaften wie der Ägyptologie, Alten Geschichte oder eben auch den Bibelwissenschaften über Kunstgeschichte, Literatur- und besonders empirische Kulturwissenschaft bis zur Soziologie und den Gender Studies.

In der Forschung legt der Theologe einen starken Fokus auf die Zusammenarbeit mit Einrichtungen in Israel. So kooperiert er mit der Hebräischen Universität in Jerusalem und der Universität Tel Aviv. Mit dem Department für biblische Archäologie in Tel Aviv ist auch ein gemeinsames Programm für Studierende in Planung.

Zur Person

Joachim J. Krause, geboren 1978 in Filderstadt bei Stuttgart, hat von 2000 bis 2004 Evangelische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Politologie und Politische Philosophie an der Freien Universität Berlin studiert, von 2004 bis 2005 Bibelwissenschaften und semitische Sprachen an der Hebräischen Universität Jerusalem, und von 2005 bis 2007 wiederum Evangelische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Von 2008 bis 2012 wurde seine Dissertation zur Komposition des Josuabuches in Tübingen von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert; eingebettet darin war im Jahr 2009 ein mehrmonatiger Forschungsaufenthalt an der Yale University in den USA. Im April 2013 wurde Krause in Tübingen promoviert. Von 2012 bis 2015 absolvierte er Vikariat und Pfarrdienst an der Christuskirche Stuttgart und in Nürtingen. Es folgten verschiedene wissenschaftliche Positionen an der Universität Tübingen und Lehrstuhl-Vertretungen an den Universitäten in Hohenheim und Basel (Schweiz), ehe er im Sommer 2021 den Ruf an die RUB erhielt. Zum 1. Oktober 2021 besetzt er hier die W2-Professur für Literaturgeschichte des Alten Testaments an der Evangelisch-Theologischen Fakultät.

Veröffentlicht

Dienstag
28. September 2021
09:18 Uhr

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