Germanistik Daniel Gutzmann ist Spezialist für expressive Sprache
In dem Ausruf „Verdammt!“ steckt ganz viel Gefühl. Neben solchen expressiven Äußerungen rückt der Germanist den Kontext von Sprache in den Fokus.
Seit 1. Februar 2022 verstärkt Prof. Dr. Daniel Gutzmann als Heisenberg-Professor das Team der Germanistischen Linguistik. Sein Spezialgebiet ist die Semantik; grundlegende Fragen nach sprachlicher Bedeutung stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit. „Was ist die wörtliche Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken, und wie kann man die Bedeutung von größeren sprachlichen Einheiten wie Sätzen auf Grundlage der Bedeutung der Einzelteile berechnen?“, formuliert Gutzmann sein Forschungsinteresse. Um ihm nachzugehen, nutzt er formale Methoden aus Logik und Mathematik. Wie das genau geht, erklärt er im Video.
Daneben beschäftigt sich Gutzmann mit Pragmatik, also damit, wie die Bedeutung von Sprache durch den Einfluss des Kontextes, in dem eine Äußerung gemacht wird, bestimmt oder verändert wird, und was man mit Sprache alles tun kann; beispielsweise lügen oder jemanden beleidigen. Für die sogenannte expressive Sprache, die die Einstellung von Sprecherinnen und Sprechern ausdrückt und oft emotional ist, ist er Spezialist. „Zur expressiven Sprache zählen etwa Schimpfwörter“, berichtet er, „in Sätzen wie ‚Der verdammte Hund hat die ganze Nacht gebellt‘ oder Ausrufen wie ‚Dieser Idiot‘.“ Aber auch Interjektionen wie „Aua!“ oder „Igitt!“ oder Füllwörter wie „ja“, „halt“, „eben“ gehören dazu.
„In meiner aktuellen Forschung, die ich im Rahmen des Heisenberg-Projektes an der RUB betreiben will, beschäftige ich mich insbesondere mit der Frage, wie der Begriff des Kontextes theoretisch und formal modelliert werden kann für Gespräche, in denen mehr als zwei Personen involviert sind“, erklärt er. Wie und durch welche Mittel – Ausdrücke, Gesten, Blicke – können beispielsweise Sprecherinnen und Sprecher wechseln oder Hörerinnen und Hörer aktiviert werden? Was passiert, wenn ich „Du“ sage, obwohl ich ein ganzes Publikum adressiere? Um diesen Fragen nachzugehen, will Daniel Gutzmann Methoden der formalen Semantik/Pragmatik mit Ansätzen aus der Diskurs-/Gesprächslinguistik kombinieren. „Bochum war für mich interessant, weil sich die RUB in den vergangenen Jahren zu einem wahren Hotspot für Bedeutungsforschung entwickelt hat, und es in der germanistischen Linguistik ein tolles, dynamisches Team gibt“, sagt er.