Medizin Stefan Volkenstein gibt Menschen ihr Kommunikationsvermögen zurück
Implantierbare Hörsysteme bedeuten für junge und alte Patientinnen und Patienten einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität.
Seit dem 1. April 2022 ist Prof. Dr. Stefan Volkenstein Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie der RUB am Johannes Wesling Klinikum Minden, Mühlenkreiskliniken. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Ohrchirurgie: operative Eingriffe, die das Hören verbessern. Dazu gehört zum Beispiel das Einsetzen von Cochlea-Implantaten in die Hörschnecke. Das Implantat setzt empfangene Schallwellen in elektrische Signale um und stimuliert damit den Hörnerv direkt. „Meine Mission hier ist es unter anderem, Minden zum Zentrum für implantierbare Hörsysteme auszubauen“, so Stefan Volkenstein.
Stammzellen aus der Riechschleimhaut
In der Forschung widmet er sich seit einem Forschungsaufenthalt in den USA zudem der Nutzung von Stammzellen zur Regeneration des Hörvermögens. Während die Haarsinneszellen im Ohr, wenn sie durch Krankheit, Medikamente oder Alterung zugrunde gehen, nicht regenerieren können, erneuert sich die Riechschleimhaut des Menschen auch im Erwachsenenalter in regelmäßigen Abständen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Chirurgischen Forschung des Universitätsklinikums Bergmannsheil untersucht Stefan Volkenstein, ob sich Stammzellen aus der Riechschleimhaut nutzen lassen, um das Hörvermögen wieder zu verbessern. „Diese Arbeiten befinden sich allerdings noch im Stadium der Grundlagenforschung“, schränkt er ein. „Bis zu einer möglichen Anwendung ist es noch ein weiter Weg.“
Aktuell stehen außerdem die Anwendung und Weiterentwicklung digitaler Operationsverfahren im Fokus. Sie ermöglichen zum Beispiel minimalinvasive/endoskopische Eingriffe am Mittelohr oder den Nasennebenhöhlen ohne einen äußeren Schnitt. „Wenn man zum Beispiel durch ein Nasenloch operiert, hat man natürlich viel kleinere Zugangswege, was für den Operateur eine Herausforderung ist“, erklärt er. Da sich die Technik ständig weiterentwickelt, müssen sich auch die Ärztinnen und Ärzte mit immer neuen Verfahren vertraut machen. So wird zurzeit ein digitales OP-Mikroskop angeschafft, das es mittels Augmented Reality erlaubt, sowohl das Operationsfeld zu betrachten als auch Details, die die Software in Echtzeit bearbeitet und hervorhebt, noch bevor das menschliche Auge selbst diese erkennen kann. Ebenfalls neu sind 3D-Kamera- und Übertragungssysteme. „Dabei kommt es auf Übung und Erfahrung an, denn letztlich kommt es doch auch auf den Operateur an“, erklärt Stefan Volkenstein.
Bilder aus der OP live im Hörsaal
Die neue Technik kommt auch der Ausbildung von Studierenden sowie Ärztinnen und Ärzten in der Weiterbildung zugute. Während ohne digitale Technik nur derjenige Einblick in ein Operationsfeld hat, der den Eingriff ausführt, übertragen 3D-Endoskopiesysteme und Mikroskope das Bild auch auf einen Monitor und machen es für viele Personen sichtbar. „Um noch attraktiver für die Studierendenausbildung zu werden, beschaffen wir gerade einen neuen hochmodernen Endoskopieturm“, berichtet Volkenstein, der angesichts des Fachkräftemangels gern viele Interessierte, Studierende und Medizinerinnen und Mediziner nach Minden locken möchte. „Er macht es möglich, Bilder aus einer Operation live in den Hörsaal zu übermitteln.“
Für sein Fach brennt er nicht zuletzt deswegen, weil er vom Neugeborenen bis zum Hochbetagten Menschen jeden Alters helfen kann. „Wenn wir jemandem sein Hörvermögen und damit die Möglichkeit des Spracherwerbs oder der Kommunikation zurückgeben können, sehen wir einen enormen Gewinn an Lebensqualität für die betroffenen Patienten und ihr Umfeld“, so der Mediziner.