Henriette Herz-Scouts Neue Wege für internationale Wissenschaftstalente zur RUB
Mit der Ernennung von Albert Newen und Sebastian Kruss zu Henriette Herz-Scouts erhält die RUB weitere Möglichkeiten, Forschungsstipendien zu vergeben. Fünf Scouts halten nun Ausschau nach internationalen Talenten.
Der Philosoph Prof. Dr. Albert Newen und der Chemiker Prof. Dr. Sebastian Kruss sind als Henriette Herz-Scouts ausgewählt worden. Sie setzten sich in dem kompetitiven Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung durch, das Forschende dabei unterstützt, internationale Wissenschaftstalente zu gewinnen. Newen und Kruss haben nun die Möglichkeit, drei Talente für ein jeweils zweijähriges Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden auszuwählen. Mit ihnen steigt die Zahl der Henriette Herz-Scouts an der Ruhr-Universität Bochum auf insgesamt fünf.
Die große Zahl an Henriette Herz-Scouts in Bochum ist kein Zufall. Sie geht auch zurück auf das „Scouting for Global Excellence“-Programm, für das die Ruhr-Universität 2020 als eine von acht deutschen Universitäten den Henriette Herz-Preis der Humboldt-Stiftung erhielt.
Das Henriette Herz-Scouting-Programm zielt darauf ab, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für einen Auslandsaufenthalt zu gewinnen, die für eine Bewerbung bei der Humboldt-Stiftung oder für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland bislang nicht infrage kamen.
Was ist das Besondere an dem Henriette Herz-Scouting-Programm?
Albert Newen: Als Scout darf man bis zu drei herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen nominieren, die sich beispielsweise aufgrund von familiären Rahmenbedingungen, als Mitglied einer gesellschaftlichen Minderheit oder aus anderen Gründen einer starken Bindung an eine Universität im Ausland, sich bislang keinen solchen Aufenthalt vorstellen konnten, weil er zu kompliziert zu arrangieren ist. Wir nehmen auch gezielt Kandidat*innen aus Ländern in den Blick, die bisher eher nicht im Fokus standen. So soll der exzellente Nachwuchs mit ungewöhnlichen Rahmenbedingungen oder auch aus ungewöhnlichen Ländern gezielt gefördert werden.
Sebastian Kruss: Das Besondere ist, dass die Auswahl nicht durch einen langwierigen Bewerbungsprozess für ein Postdoc-Stipendium erfolgt. Der Prozess wird praktisch umgekehrt, und die Auswahl erfolgt direkt und schnell durch mich. Dadurch kann man wesentlich schneller agieren und einem Kandidaten auch schneller ein Angebot machen. Normalerweise dauert die Bewerbung auf ein prestigereiches Postdoc-Stipendium mindestens sechs bis neun Monate, was viele abschreckt. Oder es ergeben sich in dieser Zeit weitere oder sichere andere Optionen für gute Kandidatinnen und Kandidaten. Wir erhöhen damit unsere Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Ländern und Standorten und können schneller und besser Leute nach Bochum holen.
Was bedeutet Ihre Ernennung zum Scout für Sie persönlich und für Ihre Gruppe?
Newen: Meine Arbeitsgruppe ist schon lange international aufgestellt und bietet den wissenschaftlichen Gästen eine akademische Heimat und auch eine Integration in das Sozialleben. Da ich persönlich und auch die Mitglieder meiner Arbeitsgruppe von dem intensiven Austausch in den vergangenen zehn Jahren wissenschaftlich und persönlich profitiert haben, sehen wir darin eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Im Idealfall, und diesen gibt es öfters, entstehen daraus gemeinsame Veröffentlichungen der Gäste mit mir oder Mitgliedern der Arbeitsgruppe.
Kruss: Wir können damit Postdocs mit einem anderen Hintergrund in unsere Gruppe einbinden und damit unsere Themenfelder ausweiten. Wichtig ist dabei auch, dass wir so Postdocs einstellen können, für die es sonst keine finanziellen Mittel von Seiten der Universität gibt. Damit kann die Gruppe weiter wachsen. Außerdem ist es natürlich bereichernd, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Ländern und eventuell anderen Kulturen zusammenzuarbeiten. Die Ernennung stärkt zudem unsere Forschung am Standort Bochum, beispielsweise die biophysikalischen Themen, denen wir im Rahmen des Exzellenzclusters RESOLV nachgehen.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit internationalen Talenten in Ihrem Bereich?
Newen: Sehr wichtig! Indem wir internationale Nachwuchswissenschaftler*innen fördern, stärken wir die inhaltlichen Diskussionen in der Arbeitsgruppe. Wir verstärken auch die internationale Vernetzung der Arbeitsgruppe und der gesamten Philosophie in Bochum und prägen die neue Generation von Wissenschaftler*innen mit. Wir erhöhen somit die internationale Sichtbarkeit der Philosophie in Bochum und bieten den Gästen eine gute Plattform zur Entwicklung ihrer Forschungsleistungen.
Kruss: Postdocs bringen ihre ganz eigene Expertise mit. Das führt dazu, dass man Expertisen kombiniert und so komplett neue Fragestellungen möglich werden. Beispielsweise nutzen wir Methoden aus der physikalischen Chemie wie Mikroskopie und Spektroskopie, um komplexe (bio)chemische Systeme zu untersuchen. Mit einem Postdoc, der ein neues Materialsystem oder eine biologische Fragestellung mitbringt, könnten wir zusammen eine neue Richtung einschlagen.
Ist ein bestimmtes Land oder eine Region für die Kooperation besonders interessant für Sie?
Newen: Nein, ich bin offen für alle Länder und Regionen, die bisher nicht so stark in den Blick genommen wurden. Aber noch wichtiger ist mir, dass herausragende Frauen eine Chance bekommen, sich im Fach Philosophie international zu etablieren. Hier hat die Philosophie einen stärkeren Nachholbedarf als viele andere Geisteswissenschaften. In den Blick kommen aber auch Männer in herausfordernden Familiensituationen, zum Beispiel Alleinerziehende. Dazu möchte ich mein großes internationales Netzwerk gerne einsetzen.
Kruss: Hier sind wir nicht festgelegt und hoffen auf reichlich Bewerbungen.