Serie Neu ernannt
Tarik Taleb ist seit Anfang 2024 Professor für vernetzte energieeffiziente Systeme. © Michael Schwettmann

Informationstechnik Tarik Taleb forscht zum Mobilfunknetz der Zukunft

Eine der zentralen Herausforderungen ist es, Netze mit Software auszustatten, ihren Betrieb in der Cloud, ihre Lebensdauer, Netzwerkleistung und Bandbreite zu automatisieren und zu optimieren.

Etwa alle zehn Jahre kommt ein neuer Mobilfunkstandard auf den Markt: Im Jahr 2020 ging das 5G-Netz an den Start, die 6G-Technologie wird für 2030 erwartet. Mit dem Ausbau der Netze, Technologien und Dienste stiegen auch die Herausforderungen an das System und die Erwartungen der Nutzer*innen weltweit. „Die Smartphone-Tarife sind gesunken, gleichzeitig hat der Traffic zugenommen. Wir werden schon ungeduldig, wenn etwas länger als eine Sekunde lädt“, weiß Tarik Taleb, der seit dem 1. Januar 2024 die Professur für Vernetzte Energieeffiziente Systeme der Ruhr-Universität Bochum inne hat.

Unsere Smartphones sind ein bedeutender und integraler Teil unseres Lebens.

Wie abhängig wir vom Netz und unseren Smartphones geworden sind, bekam der IT-Experte besonders eindrücklich während des starken Erdbebens 2003 in Tohoku, Japan, zu spüren. „Ich habe zu der Zeit an der Universität in Tohoku promoviert. Das Netz war abgeschaltet und wir waren fünf Stunden lang wie von der Außenwelt abgeschnitten. Ich konnte nicht mein Phone nutzen, meine besorgten Eltern erreichen, meinen Freunden schreiben“, schildert Taleb. „Wir verlassen uns heutzutage sehr auf das einwandfreie Funktionieren der Netzwerke. Unsere Smartphones sind ein bedeutender und integraler Teil unseres Lebens geworden“, so der Forscher. Diesen Teil adaptiver, verlässlicher und zukunftssicherer zu machen, hat Taleb sich zur Aufgabe gemacht.

Systeme für morgen optimieren

Wie lässt sich die Netzwerkwartezeit verringern und wie die Übertragungsrate einer Datenverbindung erhöhen? Und wie können diese Optimierungen autonom erfolgen – also ohne viel menschliches Zutun? Dies sind einige der Fragen, die Taleb in seinen Forschungsprojekten beantworten will. Der Informationstechniker denkt dabei vor allem an künftige Dienste, Anwendungen und Ressourcen, die etwa im Metaversum eine Rolle spielen werden. „Denken wir zum Beispiel an eine digitale Konferenz von Forschenden. Wenn wir uns in virtuellen Räumen treffen, lernen, zusammenarbeiten wollen: Dafür braucht es maßgeschneiderte Systeme, die funktionieren“, veranschaulicht Taleb.

Es braucht maßgeschneiderte, kosteneffiziente Systeme, die autonom gemanaged werden können und sicher funktionieren.

Die Herausforderung bestünde darin, Kosten-effiziente, kundenspezifische Cloud-Services und Lösungen zu entwickeln, die autonom gemanaged werden können, etwa mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Darüber hinaus müsse sichergestellt werden, dass die Systeme sicher sind. „Ein zweischneidiges Schwert. Zum einen eröffnen uns die Netzwerke und Cloud-Systeme großartige Möglichkeiten des Austauschs und der Kommunikation. Zum anderen können sie wie alle IT-Systeme angegriffen oder missbraucht werden“.

Mit Blick auf das Thema Künstliche Intelligenz blickt Tarik Taleb optimistisch in die Zukunft. „Als der Taschenrechner eingeführt wurde, waren auch viele sehr ängstlich. Ich denke, dass Künstliche Intelligenz vieles vereinfachen wird und gut für uns sein kann. Ich selbst nutze und profitiere bereits von ChatGPT. Ich denke, es ist wichtig, dass wir einheitliche Regeln und Standards finden, um die Risiken einzudämmen, das Ganze zu regulieren.“

Als Kind wollte Taleb Arzt werden. Heute sei er doch irgendwie ein Doktor, nur eben kein medizinischer. Denn: Ein Netzwerk, das bei einem Erdbeben nicht lange ausfällt, das standhält, um Ärzte herbeizurufen oder besorgten Familienmitgliedern Botschaften zukommen zu lassen – auch das helfe Menschen.

Zur Person
  • Studium an der Tohoku Universität in Japan
  • 2005 Promotion in Information Sciences an der Tohoku Universität in Japan
  • 2005 bis 2009 Assistant Professor an der Graduate School of Information Sciences der Tohoku Universität in Japan
  • 2014 Wechsel nach Finnland
  • 2014 bis 2021 Professur an der Aalto Universität in Finnland
  • 2018 bis 2023 Professur an der Universität von Oulu in Finnland
  • Gründer der Forschungsgruppe MOSA!C Lab
  • 2020 bis 2022 Auszeichnung zum Highly Cited Researcher (Web of Science, Clarivate)
  • 2024 Wechsel an die Ruhr-Universität

Veröffentlicht

Donnerstag
04. April 2024
14:39 Uhr

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