Geografie Valentin Klaus will, dass Menschen und Umwelt gewinnen
Mit seinem Team will er die Biodiversität in der Stadt und auf dem Land erhalten und fördern.
Eine blühende Wiese ist eine Wohltat – sowohl für Menschen, die sich dort erholen, als auch für die zahlreichen Lebewesen, die darin zu Hause sind. Für Valentin Klaus ist sie mit allem, was sie ausmacht und allen, die sie nutzen, ein Ökosystem, das er verstehen möchte. Zum 1. August 2024 hat er die Professur für Stadtökologie und Biodiversität am Geographischen Institut übernommen.
„Wir wollen verstehen, wie das Ökosystem mit dem Standort zusammenhängt, egal ob in der Stadt oder auf dem Land“, erklärt der Forscher. „Welche Nährstoffe sind vorhanden, welche anderen Standortfaktoren spielen eine Rolle, warum siedeln sich welche Arten hier an und andere nicht?“ Dabei geht es einerseits darum, diese Zusammenhänge zu verstehen, andererseits auch darum, Biodiversität zu schützen, wo sie unter Druck ist.
Aufwertung und Renaturierung
Während man in Kulturlandschaften in ländlichen Gegenden versucht, wieder möglichst nah an die Pflanzengesellschaften heranzukommen, die man klassischerweise dort vorfindet, erfordern städtische Landschaften offenere und kreativere Ansätze. „Hier kann man auch mal Pflanzen einsetzen, die eigentlich nicht heimisch sind – wir sprechen dann von Aufwertung statt von Renaturierung“, erklärt Valentin Klaus. Davon profitieren dann die Bestäuber, also Insekten, von denen wiederum Vögel leben, und letztlich auch die Menschen, die in einer blühenden Umgebung einen hohen Freizeitwert vorfinden.
Die Leistungen von Ökosystemen sind Argumente, in ökologisch wertvolle Lösungen zu investieren.
„Diese Leistungen von Ökosystemen sind für uns auch Argumente, mit denen wir Akteure motivieren wollen, in ökologisch wertvolle Lösungen zu investieren“, so Klaus. Denn zunächst kostet zum Beispiel der Einkauf von regionalem Saatgut vielleicht etwas mehr, und die angelegte Blumenwiese muss nach ein paar Jahren aufgefrischt werden. Aber es lohnt sich für alle. „Das Interesse daran ist zurzeit sehr groß – das Thema hat sein Momentum“, weiß der Forscher. Auch den Ruhr-Uni-Campus hat er auf seiner Liste und bereits Kontakte mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, dem Eigentümer der Gebäude. „‚Beton blüht doch‘“ stimmt schon“, sagt er, „aber es könnte noch ein wenig bunter sein.“
Möglichkeiten, auch städtische Umgebungen ökologisch wertvoller zu gestalten, gibt es reichlich. Neben der Umgestaltung von sogenanntem Offenland – also Grünflächen mit Wiese oder Rasen – kommen zum Beispiel Dachbegrünungen infrage; auch über eine innovative Grabbepflanzung könne man nachdenken, regt er an. Das Ruhrgebiet als Arbeitsort stimmt ihn optimistisch: „Stadtökologie ist hier ein Hammerthema“, freut er sich mit Blick auf städtische Grünflächen, ländlichere Stadtränder und die vielen Industriewälder.
Breiter Angang in der Lehre
In der Lehre will er das Thema Ökologie breit anlegen, immerhin ist seine die einzige Arbeitsgruppe am Geographischen Institut mit diesem Fokus. Schließlich hat er sich vorgenommen, auch den Transfer von Erkenntnissen in die Öffentlichkeit zu forcieren. „Es gibt schon unheimlich viele Informationen“, hat er festgestellt, „aber es wäre gut, sie besser zu bündeln und so einfacher zu kommunizieren, zum Beispiel in Form von Leitfäden für Kommunen.“