
Jessie Pons ist Professorin für Südasiatische Religionsgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.
Religionswissenschaft Jessie Pons erforscht eine Keimzelle des Buddhismus
Die Wissenschaftlerin verbindet Religionswissenschaft mit Kunstgeschichte und Archäologie. Ihre internationale Forschung führt sie immer wieder in eine Grenzregion von Afghanistan und Pakistan.
Das historische Gandhāra – in der Gegend des heutigen Peschawar in der Grenzregion von Nordwestpakistan und Ostafghanistan – legt in Kunstwerken und Schriften Zeugnis ab, wie der Buddhismus sich ausgebreitet hat. Teil eines internationalen Teams, das Gandhāra erforscht, ist die Bochumer Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Jessie Pons. Seit Februar 2025 hat sie die Professur für Südasiatische Religionsgeschichte am Center for Religious Studies (CERES) der Ruhr-Universität Bochum inne.
Ein Drehkreuz der damaligen Welt
„Etwa ein Jahrhundert vor und nach Jesu Geburt war die Region Gandhāra ein Drehkreuz der kulturellen und religiösen Vielfalt der damaligen Welt mit Austausch und Interaktion sowohl in Richtung Mittelmeer als auch Zentral-, Süd- und Ostasien“, erläutert Pons. „Das Gebiet ist sehr bekannt für seine Kunst, die ich als Quelle meiner Forschung nutze, und weil einige der ältesten buddhistischen Schriften von dort stammen.“
Vorher wurde Buddha nur durch Symbole gezeigt.
Besonders ist laut Pons die sehr frühe, charakteristische und anthropomorphische Darstellung Buddhas, so wie sie für unsere Augen heutzutage gängig ist. „Vorher wurde Buddha nur durch Symbole gezeigt. In Gandhāra und in einem anderen Ort, Mathura, sehen wir zum ersten Mal solche Statuen von ihm und Statuen von Bodhisattvas. Ein Bodhisattva ist ein mitfühlendes Wesen, das anderen hilft, Erleuchtung zu erlangen.“
Grundlage ihrer Forschung sind die zahlreichen Kunstschätze der Region, insbesondere Statuen und Reliefs. Pons kooperiert mit Forschenden aus der ganzen Welt, vor allem aus Italien und Frankreich in Europa, aus Pakistan, Nordamerika und Australien.
Professur im Career-Track-Verfahren
Fachlich kommt die Forscherin ursprünglich aus der Kunstgeschichte, sie arbeitet zudem stark archäologisch ausgerichtet und verbindet diese Herangehensweisen mit der Religionswissenschaft. Bevor sie die Professur im Career-Track-Verfahren erhalten hat, war sie Juniorprofessorin an der Ruhr-Universität und ist somit bereits seit Jahren in ein internationales Forschungskonsortium in Gandhāra eingebunden. So hat Pons beispielsweise im Projekt DiGA mitgearbeitet – das steht für „Digitization of Gandharan Artefacts“ und ist ein Weltkulturerbe-Projekt zur Erhaltung und Erforschung der buddhistischen Kunst Pakistans, das von 2021 bis 2024 lief und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm eHeritage gefördert wurde. Es digitalisierte und katalogisierte einen Korpus von rund 1.500 buddhistischen Skulpturen aus der alten Region Gandhāra.
In ihrer wissenschaftlichen Arbeit setzt Jessie Pons drei thematische, systematische und methodische Schwerpunkte: Neben dem Großprojekt in Gandhāra sind das zum einen Religion und Materialität in Südasien als Thema sowie Digital Humanities als Methode.