Jura Die digitalen Jura-Klausuren sind da
Ein Software-Projekt hilft bei der Umsetzung.
Jura-Studierende können seit 2024 textintensive Prüfungen und Klausuren auch digital schreiben. Dafür werden Räume angemietet und mit Computern ausgestattet.* Im Projekt „EDUTIEK“ – das Akronym steht für: Einfache Durchführung Text-Intensiver E Klausuren – ist ein Software-Tool entwickelt worden, das die einfache und rechtssichere Durchführung digitaler Klausuren ermöglicht, sowohl für die Studierenden als auch für die Korrigierenden.
Im Interview erklären Prof. Dr. Sebastian Unger und Rabea Hadda vom Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Wirtschaftsrecht und Steuerrecht, was sich durch die Neuerung verändert und welche Herausforderungen es im Prozess gab.
Herr Unger, welche Veränderungen bringt die Neuerung für Studierende und Korrigierende?
Sebastian Unger: Tatsächlich wird der Schreibprozess erheblich verkürzt. Fast noch wichtiger ist, dass ein digitales Dokument flexibel genug ist, um Änderungen am bereits geschriebenen Text oder sogar größere Umstellungen vorzunehmen. Für Korrigierende bedeuten digitale Klausuren nicht nur eine Erleichterung, weil sie nicht mehr mit schwer lesbaren Handschriften kämpfen müssen. Auch führt das einheitliche Schriftbild zu mehr Objektivität bei der Korrektur. Verzerrungen der Bewertung durch das Erscheinungsbild der Klausur werden vermieden.
Das Feedback zur digitalen Klausur ist sehr positiv. Teilnehmer des Pre-Tests sagten uns, es sei ihnen viel leichter gefallen, ihre Gedanken hinreichend ausführlich in Worte zu fassen.
Das Tool sollte am Ende nicht nur für rechtswissenschaftliche Klausuren, sondern auch für Klausuren in anderen textlastigen Fächern geeignet sein.
Rabea Hadda
Was waren im Projekt EDUTIEK die größten Herausforderungen?
Rabea Hadda: Eine Herausforderung war die Verknüpfung der technischen Perspektive auf das Software-Tool mit der fachlichen Perspektive auf die Besonderheiten textintensiver Klausuren und ihrer Korrektur. Ganz konkret mussten wir unsere rechtswissenschaftlichen Vorstellungen den Informatikern nahebringen. Zudem sollte das Tool am Ende nicht nur für rechtswissenschaftliche Klausuren, sondern auch für Klausuren in anderen textlastigen Fächern geeignet sein. Es galt also, den Bedürfnissen verschiedener Disziplinen gerecht zu werden. Ein besonderes Lob gebührt hier den Kolleginnen und Kollegen aus Münster. Sie haben die technische Entwicklung des Tools primär begleitet.
Ist das Projekt damit abgeschlossen? Wie geht es mit dem Thema weiter?
Unger: Das Tool wurde in zwei aufwändigen Testverfahren auf Herz und Nieren geprüft und danach noch einmal optimiert. Der Pre-Test fand im November 2022 in Bochum statt, der Pilot-Test im September 2023 in Münster, Bielefeld und Bochum. Das Tool ist jetzt evaluiert und einsatzbereit. Seit seiner Fertigstellung haben sich über die drei Projektpartneruniversitäten hinaus 13 weitere Institution der Nutzergruppe angeschlossen, darunter vier Justizprüfungsämter und neun Hochschulen. Für uns in Bochum ist das Projekt damit abgeschlossen, wir blicken mit Stolz auf ein Werkzeug, das zukünftig bei juristischen Klausuren und darüber hinaus zum Einsatz kommen kann.
*Der Originaltext wurde am 22. Januar 2024 um 11.15 Uhr korrigiert. Im Originaltext und Titel wurde ein Bezug zwischen Edutiek und dem digitalen Staatsexamen hergestellt. Für E-Klausuren in den juristischen Staatsprüfungen wird Edutiek nicht genutzt. Informationen zum Jura-Examen in NRW finden sich online.