Religionswissenschaft Neue Chance für die Altuiguristik
Yukiyo Kasai vom CERES wird in das Heisenberg-Programm aufgenommen.
Privatdozentin Dr. Yukiyo Kasai vom Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität ist in das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden. Kasai forscht zur Uigurischen Religionsgeschichte des 9. bis 14. Jahrhunderts, sie ist zudem langjährige Mitarbeiterin in dem von Prof. Dr. Carmen Meinert geleiteten BuddhistRoad-Projekt.
Religionsgeschichte der Uiguren
Die Uiguren sind eine turksprachige Volksgruppe, die heute hauptsächlich im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang (Volksrepublik China) lebt. Während die Uiguren heute überwiegend muslimisch sind, ist ihre historische Entwicklung erheblich von interreligiösen Kontakten und kulturellem Austausch geprägt. Dies umfasst auch lange Phasen buddhistischer und manichäischer Dominanz unter den Uiguren. Die Erforschung der Religionsgeschichte der Uiguren gestaltet sich schwierig, da keine Zeugnisse uigurischer Historiografie überliefert sind. Daher muss die Religionsgeschichte der Uiguren aus meist fragmentarischen und kontextarmen Handschriften sowie Kunstgegenständen rekonstruiert werden. Diese Materialien wurden von lokalen Bewohnern, einschließlich der Uiguren, in Turfan, einem Zentrum des ehemaligen uigurischen Reiches in Zentralasien, hinterlassen.
Eine der größten Sammlungen altuigurischer Manuskripte und Kunstgegenstände befindet sich in Berlin, weshalb Deutschland, insbesondere die Turkologie als Disziplin mit philologischer Kompetenz, in der Vergangenheit eine führende Rolle in der Erforschung der Kulturgeschichte der Uiguren gespielt hat. Diese Traditionslinie ist allerdings – nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa – abgerissen. Heute gibt es an keiner deutschen Universität mehr die Möglichkeit, Altuiguristik zu studieren und sich in diesem Zusammenhang mit der Forschung zu den Uiguren auseinanderzusetzen. Angesichts dieser Situation hat Yukiyo Kasai es sich zum Ziel gesetzt, das Forschungsfeld im Kontext der Religionswissenschaft neu zu situieren. Damit eröffnet sich die Perspektive, die Geschichte der Forschungsdisziplin in Deutschland fortzuschreiben und nachfolgende wissenschaftliche Generationen für die Altuiguristik zu gewinnen.
Verbundforschung als Stärke
Die Angliederung des Vorhabens an das CERES stellt sich in vielfacher Hinsicht als gewinnbringend dar. So hat das CERES vielfach bewiesen, dass eine seiner Stärken in der Integration kleinerer Fächer in die Verbundforschung liegt. Hier bieten sich Möglichkeiten der Vernetzung und des Austausches mit Forschenden aus anderen Disziplinen und Forschungsprojekten, die wichtige Impulse setzen können. Yukiyo Kasai kann durch ihre Mitarbeit im vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Projekt BuddhistRoad bereits auf ein wissenschaftliches Netzwerk aufbauen. Durch die von Kasai angestrebte Neuausrichtung der religionsgeschichtlichen Erforschung der Uiguren und die Einbettung in die wissenschaftliche Infrastruktur des CERES sowie die Möglichkeiten, die sich durch die Förderung der DFG im Rahmen des Heisenberg-Programm ergeben, bietet sich nun die einmalige Chance, ein traditionsreiches kleines Fach zu erhalten.