Austauschprogramm Raus aus der Komfortzone!
„An China hat mich gereizt, dass man dort seine alltäglichen Gewohnheiten ändern muss“, sagt Jonas Weinz über seine Entscheidung, für ein Semester in Shanghai zu studieren.
Maschinenbaustudent Jonas Weinz hat sich für einen Auslandsaufenthalt in China entschieden, weil er ein Land kennenlernen wollte, das komplett anders ist als europäische Länder. Im Interview erzählt er, wie es ist, in Shanghai zu studieren.
Wie ist Ihr erster Eindruck von Shanghai?
Früher habe ich im elften Stock des Studentenwohnheims Querenburger Höhe in Bochum gewohnt, was von uns auch schon als Hochhaus bezeichnet wurde. In Shanghai wohne ich ebenfalls im elften Stock auf dem Campus. Aber egal, in welche Richtung man blickt, findet man höhere Häuser.
Manchmal wollen Leute mit mir als Europäer ein Foto machen. Obwohl Shanghai eine sehr internationale Stadt ist, ist ein europäischer Gast hier etwas Besonderes.
Was noch auffällt: Der chinesische Staat ist im Alltag sehr präsent. Internetseiten sind gesperrt und lassen sich nur mit VPN erreichen, es gibt kein Whatsapp, Youtube oder Google. Kaum ein Chinese spricht Englisch. Das Stadtbild ist geprägt von Elektrorollern und Elektroautos. Auch am Sonntag haben alle Läden und die meisten Einrichtungen auf dem Campus geöffnet. Das klingt zwar abgedroschen, aber die Stadt schläft wirklich nie.
Warum haben Sie sich für den Weg nach Shanghai entschieden?
An Shanghai haben mich die Größe der Stadt und die damit verbundenen Möglichkeiten fasziniert. Aus Ingenieursicht ist der Standort ebenfalls interessant, weil es hier zum Beispiel ein großes Werk eines deutschen Autobauers gibt. Das werde ich auch noch besuchen.
Ich war ja bereits in Australien im Auslandssemester und wollte mit dem Austauschprogramm der Maschinenbau-Fakultät ein Land kennenlernen, das komplett anders tickt als Europa.
Durch das Leben in China kann man die Verhältnisse in Deutschland auch anders beurteilen. Man merkt, in welchen Punkten China Europa voraus ist und in welchen Punkten man die Heimat plötzlich mehr zu schätzen weiß als vorher. An China hat mich gereizt, dass man hier seine alltäglichen Gewohnheiten ändern muss, wodurch man sich erst über diese bewusst wird.
Ein Video über den Aufenthalt in Australien
Wie unterscheidet sich die Uni vor Ort von der RUB?
Ich studiere in Shanghai an der Tongji Universität, genauer gesagt am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg. Direkt am Eingang findet man eine riesige Mao-Statue, und der komplette Campus, auf dem sich auch das Wohnheim befindet, ist umzäunt. An jedem Tor sind Wachmänner positioniert. Im Wohnheim darf man nach 22 Uhr keine Gäste empfangen, und es gibt in den Fluren Überwachungskameras. Das sind alles Dinge, die man von der RUB nicht kennt.
Das klingt zwar bedrohlich, dennoch ist der Campus sehr grün und friedlich. An vielen Stellen laufen Katzen herum, und es gibt viele Sportplätze für Fußball, Basketball und Badminton. Zudem gibt es eine Vielzahl von Studentenvereinigungen für Wandern, Kung-Fu, Drachentanz, Drohnenfliegen, Cross fit und mehr. An der Universität gibt man sich viel Mühe, den Aufenthalt angenehm zu gestalten.