Digitale Lernplattform Erzählte Bergbaugeschichte für den Schulunterricht
Im „MiBLabor“ können Schülerinnen und Schüler aus erster Hand erfahren, wie es war, vom und mit dem Bergbau zu leben.
Die von der RAG-Stiftung geförderte neue digitale Lernplattform „MiBLabor“ will erzählte Bergbaugeschichte in den Schulunterricht bringen. Auf www.miblabor.de wurden Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unter verschiedenen Schwerpunkten für den Schulunterricht aufbereitet. Das gemeinsame Projekt der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets und des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, und des Arbeitsbereichs „Didaktik der Geschichte und Public History“ der Ruhr-Universität Bochum richtet sich an die Klassen 9 bis 13 aller Schultypen.
Bergbau wirkt bis heute nach
Auf seinem Höhepunkt ernährte der Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet fast eine halbe Million Bergleute und ihre Familien. Arbeit im Bergbau war aber nicht nur ein Broterwerb, sondern prägte die ganze Lebenswelt der Menschen: ihr Wohnen, ihre Umwelt, ihre sozialen Kontakte, ihren Konsum, ihre Freizeit – ihre Sicht auf die Welt. Auch nach Ende des Bergbaus wirken diese Prägungen nach, im positiven wie im negativen Sinne. Von dieser vergangenen Welt, die auch die Zukunft des Ruhrgebiets weiter mitbestimmt, erzählen ehemalige Bergbaubeschäftigte in Videointerviews, die in dem gemeinsamen Projekt „Menschen im Bergbau“ der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets und des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, geführt worden sind – mal in verklärender Wehmut, mal in kritischer Distanz.
Die Website menschen-im-bergbau.de, auf der zahlreiche Ausschnitte aus diesen Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Interviews abgerufen werden können, ist nun um einen Baustein erweitert worden. Die Lernplattform MiBLabor bietet unter www.miblabor.de Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulformen und Altersgruppen auf Grundlage der erzählten Erinnerungen digitale Lernmodule: Auf diese Weise wird die Bergbaugeschichte mit Schwerpunkten in Wirtschafts-, Alltags- und Sozialgeschichte konkret erfahrbar.
Gastarbeiter, Zechenschließungen, Steinstaublunge
Gefördert wurde der Aufbau der Lernplattform durch die RAG-Stiftung. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstandes der RAG-Stiftung, begrüßt die Ausrichtung vom MiBLabor: „Die Vermittlung der Bergbaugeschichte und damit auch der Werte und Traditionen der Bergleute an jüngere Generationen ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir sind davon überzeugt, dass gerade die Kombination von digitalem Angebot und Vermittlung über Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dazu einen wertvollen und nachhaltigen Beitrag leisten wird.“
Entwickelt wurden die Module und der Aufbau des neuen digitalen Lernangebots beim Arbeitsbereich „Didaktik der Geschichte und Public History“ der Ruhr-Universität Bochum. Zu den behandelten Themen gehören beispielsweise türkische Gastarbeiter im Bergbau, Proteste gegen Zechenschließungen, Männerdomäne Bergbau als Arbeitsplatz für Frauen oder Auswirkungen der Bergmannskrankheit Steinstaublunge. Außerdem werden die Interviews im Hinblick auf ihre Potenziale für historisches Lernen reflektiert. Dabei wird unter anderem danach gefragt, was sich an und mit den lebensgeschichtlichen Berichten lernen lässt, welche Fragen offen bleiben und welche Erkenntnisse sich überhaupt aus der Auseinandersetzung mit lebensgeschichtlichen Interviews erarbeiten lassen.
Theresa Hiller, Arbeitsbereich der „Didaktik der Geschichte und Public History“ an der Ruhr-Universität, erklärt: „Wir sind überzeugt, mit der Plattform 'MiBLabor' ein Lern- und Bildungsangebot entwickelt zu haben, das aktuellen fachwissenschaftlichen und geschichtsdidaktischen Standards folgt. Es bietet Lehrkräften die Möglichkeit, in ihrem Unterricht sowohl wichtige Aspekte der deutschen Nachkriegsgeschichte als auch die Rolle von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für die Geschichtsvermittlung zu thematisieren.“
Die Auswahl der Themen für die Module ist an den Kernlehrplänen orientiert. Daher bietet sich die Arbeit im MiBLabor besonders für den Einsatz zum Ende der Sekundarstufe 1 und in der Sekundarstufe 2 an. Lehrkräfte können sich kostenlos auf www.miblabor.de registrieren, eine Lerngruppe mit personalisierten Zugängen anlegen und die Module für Ihre Lerngruppe gestalten.