
Gemeinschaftsbasierte Mini Grids können ganze Dörfer mit Strom versorgen.
Entwicklungsforschung
Wo Solarstrom glücklich macht
Solarstrom kurbelt in ländlichen Gegenden mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen die Wirtschaft an und verbessert den Alltag. Besonders Frauen profitieren.
Eine warme Mahlzeit – dafür feuern rund zwei Milliarden Menschen weltweit täglich den Herd an. Und zwar buchstäblich. Sie kochen auf offenem Feuer, in dem Holz, Kohle, Tierdung oder Kerosin verbrennt. „Das setzt pro Jahr etwa eine Gigatonne CO2 frei“, sagt Dr. Elkhan Richard Sadik-Zada von der Ruhr-Universität Bochum. Kann die Versorgung mit Solarstrom dieses Umweltproblem eindämmen? Das hat er gemeinsam mit seinen Studierenden und IEE-Kolleg*innen anhand der Datenerhebungen vor Ort in ländlichen Gegenden von Sierra Leone, Uganda, dem Pamir-Gebirge in Zentralasien und ehemaligen Kriegsgebieten in Nord-Syrien untersucht. Ergebnis: Solarstrom kann sogar noch viel mehr. Darüber berichtet Rubin, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.
Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit werden unter anderem die ländlichen Gebiete in Entwicklungsländern mit Solaranlagen ausgestattet, um insbesondere abgelegenen Dörfern, die unter Armut und/oder den Folgen von Konflikten leiden, den Zugang zu Strom zu eröffnen. Wie wirkt sich diese Stromversorgung auf das Leben der Menschen in den Dörfern aus? Um diese Frage zu beantworten, führten die Forschenden persönliche Interviews mit der Dorfbevölkerung in ländlichen Regionen durch.
Was Strom im täglichen Leben verändert
„Es ist beeindruckend, welche Wirkung die Elektrifizierung auf das tägliche Leben der Bevölkerung hat“, sagt Sadik-Zada, Wirtschaftswissenschaftler am Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) und Centrum für Umweltmanagement, Ressourcen und Energie (CURE) mit Blick auf die Ergebnisse. „Das fängt schon bei der Landwirtschaft an.“ Die Elektrizität ermöglicht es den Menschen, elektrische Pumpen zu betreiben und Grundwasser zur Bewässerung ihrer Felder zu nutzen. Dadurch lassen sich negative Folgen des Klimawandels, wie etwa verlängerte Dürreperioden, zumindest teilweise abmildern.
Die Verfügbarkeit von elektrischem Licht macht es darüber hinaus möglich, kleine Shops abends länger geöffnet zu halten. Frisörgeschäfte oder kleine Lebensmittelläden können somit besser wirtschaften und werfen mehr Profit ab. „Im Durchschnitt konnten wir feststellen, dass das Einkommen der Familien in Dörfern durch Solarstrom um 15 bis 20 Prozent steigt“, berichtet Sadik-Zada.
Ein Beitrag zur Gleichstellung
Besonders stark profitieren den Studien zufolge Frauen von der Elektrifizierung. Denn sie sind es, die bis zu zwei Stunden täglich damit verbringen, Brennstoff für das Herdfeuer zu sammeln. Sie sind es, die häufig im Haus neben dem rauchenden Herd stehen und Augen- und Atemwegsprobleme entwickeln. „Durch das Kochen auf einem Elektroherd entfällt diese gesundheitliche Belastung, und es bleibt mehr Zeit für anderes“, so Sadik-Zada. „In der gesparten Zeit stellen viele Frauen handwerkliche Produkte her, die sie wiederum auf dem Markt verkaufen und ihre Einkommenssituation verbessern können. Oder sie nutzen die Zeit dafür, zu lernen und sich selbstständig zu machen.“ Nachweislich führt die elektrische Beleuchtung auch dazu, dass Kinder im Durchschnitt mehr Zeit aufwenden, um für die Schule zu lernen.
Ausführlicher Beitrag in Rubin