Studentische Initiative Auf Reisen lernen
Wie kann Schule anders funktionieren? Wie kann Inklusion umgesetzt werden? Und was macht eigentlich gute Schulen aus? 14 Lehramtsstudierende haben ihre persönlichen Antworten auf diese und weitere Fragen gefunden.
Hanna Wilming und Janes Wiemer haben sich Anfang Februar 2020 mit zwölf anderen Lehramtsstudierenden der RUB auf eine Lernreise begeben und fünf besondere Schulen besucht. Jede der Schulen verfolgt ihren eigenen Weg, um die individuellen Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler oder des Stadtteils aufzunehmen und in Stärken umzuwandeln.
„Besonders beeindruckt hat uns alle die Offene Schule im Brennpunktbezirk Waldau in Kassel“, berichtet Wilming. „Dort wird das Motto Beziehung vor Erziehung vor Unterricht gelebt, sodass in der fünften Klasse der Fachunterricht zunächst hinten angestellt und mehr Arbeit in die Beziehung der Kinder untereinander und zu den Lehrern gesteckt wird.“
Einen ganz anderen thematischen Schwerpunkt hat die sogenannten Laborschule in Bielefeld, in der die Schüler zum Teil jahrgangsübergreifend in einer großen Halle auf Lernflächen anstelle von Klassenräumen unterrichtet werden. Dort wird der Förderbedarf von Schülern anonymisiert ermittelt.
Die Kinder wissen nicht, welche ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler Förderbedarf haben, selbst die betroffenen Personen nicht. „Uns wurde von den Sonderpädagogen vor Ort berichtet, dass die Kinder dieses Konzept absolut positiv aufnehmen und daher fest daran glauben, dass es für sie keine Grenzen gibt“, so Wiemer.
Die Lernreise haben die Studierenden eigenständig im Vorbereitungsseminar organisiert, die Idee dahinter stammt aus Berlin und wird mittlerweile vom Verein Kreidestaub an viele deutsche Universitäten weitergetragen. Die Fachschaft Lehramt hat die Bochumer Gruppe stark unterstützt, ebenso die Professional School of Education und das Projekt Instudies.
Neben den Schulbesuchen mussten sich die Studierenden auch um ihre Anreise und die Unterkunft kümmern. In Wülfrath konnten sie beispielsweise direkt im Schulgebäude der Freien Aktiven Schule Wülfrath unterkommen und ihre Matratze unter dem Lehrerpult auslegen.
„Wir alle haben uns vor der Reise gefragt, warum die vielen guten Ideen der einzelnen Schulen nicht in den Regelbetrieb aufgenommen werden“, erzählt Wilming. Ihr Ziel war es daher, für sich persönlich Ideen zu entwickeln, wie sie in ihrem späteren Berufsleben mit den unterschiedlichen Herausforderungen umgehen können. „Ich persönlich musste beispielsweise sehen, wie Inklusion funktioniert, um wirklich daran glauben zu können, dass es machbar ist“, so Wilming weiter.